"Fröhliche Weihnachten, meine kleine doofe Schwester!" rief mir Clea fröhlich zu und deutete auf das Weihnachtsgeschenk vor meinen Füßen.
"Oh Yeah! Geschenke!" rief ich mit leuchtenden Augen und fing an das Weihnachtspapier mit meinen bloßen Händen zu zerfetzen. Clea wusste, dass ich am Auspacken besonders viel Freude hatte und wickelte meine Geschenke deshalb immer in mehreren Schichten ein. Zeitungspapier, Backpapier, Frischhaltefolie... so ziemlich alles was sie finden konnte und schließlich natürlich auch Geschenkpapier als letzte Schicht. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit mit dem Auspacken beschäftigt war, blitzte nun endlich das Geschenk durch.
"Woah! Die Supernatural Staffeln in einer DVD-Box!!! Ich liiiiebe dich Clea!" Wie wild rannte ich auf meine Schwester zu und sprang sie an, was unvermeidbar dazu führte, dass wir beide auf dem Boden lagen.
"Autsch... Keine Ursache Kim." stöhnte Clea schmerzerfüllt "Ich trau' es mich gar nicht zu sagen aber... ich hab noch ein Geschenk für dich". Wieder fingen meine Augen an zu leuchten. Was war es nur? Sie hatte doch nicht etwa einen der Winchester Brüder aus einem anderen Universum gekidnappt, oder? Oh bitte, lass sie die Gesetze des Zeitreisens gebrochen haben!
"Du darfst dir heute aussuchen, wo wir als nächstes hinreisen Schwesterherz!" verkündete Clea und hielt schon einmal schützend ihre Hände vors Gesicht.
"Oh" stieß ich verdutzt aus. Wohl doch keinen Winchester zu Weihnachten.
"Oh?" fragte Clea irritiert. "Gefällt dir dein zweites Geschenk etwa nicht?". Clea zog eine Schnute. Sie hatte sich offensichtlich sehr viel Mühe gegeben mich dieses Jahr glücklich zu machen.
"Doch natürlich!" rief ich sofort "Das ist das allerbesteste Geschenk von der ganzen Welt! Danke Clea!". Fröhlich richtete ich mich auf und lief zum Cockpit.
"Natürlich wäre es gut, wenn du das trotzdem vorher nochmal mit mir abspr..."
"...zu spät!" entgegnete ich Cleas Versuch mich zu warnen.
"Was hast du getan?!" fragte Clea entsetzt als sich das Raumschiff sofort mit einem Mords-tempo in Gang setzte.
"Es ist Weihnachten" sagte ich und setzte meine Unschuldsmiene auf. "Natürlich habe ich Merry X-mess eingegeben".
"DU IDIOTIN!" Schrie Clea. "Weißt du denn nicht, dass ein X in den Koordinaten immer für ein Universum steht, dass tödlich enden kann? WOZU HABE ICH DAS FETT DANEBEN GESCHRIEBEN?!"
Verwirrt sah ich neben das Tastenfeld für die Koordinaten 'Kein X in die Koordinaten. Gefahr!'. "Ups. Hab ich nicht drauf geachtet"
Clea schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie sah sehr enttäuscht von mir aus. "Also gut. Wir können ja immer noch woanders h..."
BÄÄÄHM!
Mit einem wahnsinnig lauten Knall kollidierte das Raumschiff mit einem Berg und landete unsanft mitten einer weißen Schneewüste.
"Oh Oh" sagten Clea und ich gleichzeitig. "Ich denke wir haben ein Problem" merkte ich an. Captain Obvious war wieder am Werk.
"Wir haben keine Wahl. Wir müssen da raus, damit wir unser Raumschiff reparieren können" rief Clea und suchte schon einmal unsere Ausrüstung. "Hier, nimm du die Laserpistole. Ich nehme die normale Waffe". Ich nickte und empfing die Laserpistole. Es war eine Ewigkeit her, dass wir das letzte Mal in Gefahr waren.
Die beiden betreten den Planeten und sind schockiert von dem Anblick: Überall sehen sie Weihnachtsmänner, in wunderschönen Kostümen, die wie wild kleine Kinder jagen. Einige sitzen um Lagerfeuer herum und essen Kinder, die sie wie ein Spanferkel über dem Feuer drehen und frisch verzehren.
"Wo sind wir hier bloß gelandet?" fragte Clea mit zittriger Stimme.
"Meine Weihnachtsstimmung ist kaputt" jammerte ich bei diesem furchtbaren Anblick.
"Wir haben gerade wichtigere Probleme als deine Stimmung, Kim!" reagierte Clea genervt und ich zog eine Schnute. Warum war sie nur immer so gemein zu mir?
"Na ihr? Ho ho hobt ihr euch verlaufen?" tönte eine tiefe Stimme hinter uns. "Ihr seid doch nicht etwa hier um unsere Kinder zu stehlen, oder?" Wir drehten uns sogleich um und sahen einen bärtigen Mann, mit grauen Haaren und strengem Blick auf uns herab schauen.
"Nein, nein. Wir sind artig" kam es reflexartig aus meinem Mund. Ich fühlte mich plötzlich wie ein kleines Kind, das unbedingt seine Geschenke haben will und dem Weihnachtsmann dafür quasi alles erzählen würde.
"Na dann ist ja gut." sagte der Weihnachtsmann und streichelte seinen langen Bart. "Sonst müsste ich euch töten" sagte er schließlich und ging dann seines Weges.
"HALT!" rief ich und Clea versuchte mir verzweifelt den Mund zuzuhalten. Ob sie wusste was ich sagen wollte? Oder hatte sie einfach kein Vertrauen zu mir? Wie dem auch sei: Ich rannte dem Weihnachtsmann hinterher und richtete mich vor ihm auf.
"Du bist der schlechteste Weihnachtsmann, den ich je gesehen habe! Du siehst zwar aus wie der Weihnachtsmann meiner Träume, doch in Wahrheit bist du... seid ihr alle hier wahre Monster!" Clea probierte immer noch verzweifelt irgendwelche Gesten aus, um mir mitzuteilen, dass ich gefälligst die Klappe halten sollte. Doch ich wäre ja nicht Kim, wenn ich mich daran halten würde. "Weißt du denn überhaupt nicht was die Bestimmung eines Weihnachtsmanns ist? Er soll die Kinder doch nicht essen! Er soll sie beschenken! Sie glücklich machen! Das Glänzen in ihren Augen solltn durch Glück hervorgerufen sein, nicht durch heißen Dampf!"
Der Weihnachtsmann sah mich verdutzt an und streichelte dann gedankenverloren seinen Bart. "Hey hört mal alle her! Dieses Mädchen hat gerade etwas gesagt, das ihr alle hören solltet!". Alle Weihnachtsmänner in der näheren Umgebung traten heran um meinen weisen Worten erneut ihr Gehör zu schicken. Sie streichelten synchron ihren Bart und verfielen allesamt in eine beklemmende Stille. Ich schaute zu Clea. Clea schaute mich an und zuckte ratlos mit den Schultern, bis endlich einer der Weihnachtsmänner die Stille brach und anfing laut loszulachen. Es dauerte nicht lange bis alle Weihnachtsmänner anfingen sich zu krümmen vor lachen. Einige verschluckten sich fast an ihren Fleischkeulen aus Kinderbeinen.
"Ihr zwei..." prustete schließlich einer der größten und ältesten Weihnachtsmänner und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht "...ihr zwei seid echt der Hammer! Ich habe in meinem Leben noch nie einen so guten Witz gehört! Ihr sollt für einen Mut und euren Witz belohnt werden! Wir helfen euch euer Raumschiff zu reparieren."
Clea bedankte sich etwas zögerlich, während ich die Arme verschränkte. Doch noch bevor ich irgendwas sagen konnte, zog mich Clea an meinen Ohren zum Raumschiff.
"Hör' zu Kim! Ich weiß was Du denkst! Ich weiß, dass du das alles hier falsch findest! Mir geht es ja genauso! Aber Du hast doch gesehen was deine Moralpredigt bringt! Sei lieber froh, dass wir überhaupt noch leben nach deinem Auftritt". Ich seufzte und nickte ihr zu. Sie hatte ja recht. Und doch hatte ich das große Verlangen in mir den Kindern zu helfen. Als ich sah wie sich ein kleines Kind hinter unserem Raumschiff versteckte, kam mir ein Geistesblitz.
"Hey Clea... Du hast dich doch letztens beschwert, dass wir noch zu viele alte Waffen haben, die nur Platz wegnehmen oder...?" fragte ich und deutete auf das kleine Kind. Ich brauchte gar nicht weiter reden. Ich sah in Cleas Augen, dass sie mich verstand.
Wenige Stunden später war es dann soweit: Unser Raumschiff konnte wieder starten. Clea und ich ließen unser Raumschiff noch ein wenig über dem Planeten schweben, damit wir beobachten konnten, wie nun die Jäger zu den Gejagten wurden.
"Die Kinder können außerordentlich gut mit den Waffen umgehen" meinte Clea und stopfte sich genüsslich ein wenig Popcorn in den Mund. "Das war eine hervorragende Idee, Kim"
Zufrieden lehnten wir uns beide zurück."Bestes. Weihnachten. Ever."
Meine Notizen für heute.
gibt als Koordinaten Merry X-mess ein und das Raumschiff fliegt auf einen Planeten, wo es nur böse Weihnachtsmänner und Elfen gibt. Sie entkommen, indem sie den Weihnachtsmännern beibringen, was ihre wahre Bestimmung ist
Anmerkung der Autorin:
Bitch please. Natürlich weiß ich, dass es X-mas geschrieben wird. Aber 1. mag ich das Wortspiel und 2. weiß ich, dass Kims Englisch nicht besonders gut ist. Deswegen passt es zur Rolle.
DU LIEST GERADE
Clea und Kim - Abenteuer durch Zeit und Raum
AdventureVerrückte Kurzgeschichten mit sehr deepen Messages.