Genervt nahm ich erneut einen Brief von Neymar aus dem Briefkasten. Es war nun genau eine Woche vergangen seitdem er plötzlich vor meiner Tür mit dem ersten Brief aufgetaucht war, aber es ist noch genauso unangenehm wie vorher. Mittlerweile, nachdem ich den dritten Brief erhalten hatte, hatte ich jedoch nachgegeben und mir den Inhalt der Briefe angesehen. Jeden Tag schrieb er mir nun Briefe, in welchen er sich für das was er mir angetan hatte versuchte zu entschuldigen. Gleichzeitig versuchte er mich mit seinen Briefen von sich selbst zu überzeugen. Wie ernst er es dieses Mal meinte und das er es dieses Mal richtig machen würde. Er bräuchte nur nochmal eine zweite Chance. Auch wenn er wusste, dass er diese normalerweise nicht verdient hatte, hoffte er, dass ich ihm diese nochmal geben könnte. Ich meine auf der einen Seite ist es echt süß, wie viel Mühe er sich jedes Mal mit diesem handgeschriebenen Briefen gab. Sie umfassten teilweise fünf DIN A4 Seiten. beschrieben waren sie auf der Vorder- und Rückseite. Manchmal wiederholte er sich, aber ganz oft stand dort auch was er den Tag über erlebt hatte und wie seine Erlebnisse ihn an uns und unsere Beziehung erinnerten. Auf der anderen Seite wollte ich aber eigentlich versuchen endlich mit ihm abzuschließen- Doch so wurde die Situation besser oder gar einfacher. Langsam ging ich mitsamt des neusten Briefes wieder ins Haus und ging damit auf mein Zimmer, nachdem ich Lionel seine Post gebracht hatte. Er wusste genau von diesem kleinen Briefding. Sagte dazu aber nichts. Auch nicht dazu, dass ich trotz Widerwillen jeden Brief las. Mit einem Seufzer setzte ich mich auf mein Bett und öffnete den heutigen Brief. Es war jetzt schon der achte Brief, den ich von ihm erhalten habe. Langsam entfaltete ich den Brief und begann zu lesen:
Liebe Malia, wie du es dir bereits denken kannst, schätze ich zumindest mal, hast du heute wieder einen Brief in dem Briefkasten vorgefunden. Ich hoffe inständig, dass du meine Briefe liest und sie nicht einfach achtlos in den Mülleimer verfrachtest. Auch, wenn ich das mehr als verdient hätte. Ich hoffe, dass du meine Worte liest und mir irgendwann wieder glauben könntest. Ich mag mich vielleicht wiederholen, aber es ist mir wichtig, dass du meine Sichtweise verstehst. Deshalb versuche ich dir heute den Grund meiner plötzlichen...nennen wir es mal Abreise zu erzählen, beziehungsweise zu beschreiben. Schließlich schreibe ich es ja nieder. Der Tag an dem der Unfall von dir passierte kommt mir vor als wäre er gestern. Als man mir an meinem Spieltag erzählte, dass du dich verspäten wirst, da habe ich schon irgendwas geahnt, wenn man es so sagen kann. Hatte keine guten Gedanken. Habe mir schlimme Dinge ausgemalt, aber mir dann ins Gedächtnis gerufen, dass deine Flüge zu mir ja immer gut gingen. Also warum sollte es dieses Mal schief gehen? Was aber alles an diesem gewissen Tag noch passieren sollte, habe ich nicht mal in meinen schlechtesten Träumen ausmalen können. Es lief alles wie eine Art Stummfilm ab. Minuten kamen mir plötzlich wie Stunden vor oder sogar wie Tage. Nachdem man mir die Nachricht von deinem Unfall übermittelt hatte, brach in mir etwas zusammen, dass bis heute nicht wieder verheilt ist. Zu wissen, dass du einen lebensbedrohlichen Unfall hattest, hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Es war ein Albtraum, aus dem es einfach nicht möglich war zu erwachen. Ich dachte zuerst die Jungs würden sich einen mehr als schlechten Scherz mit mir zu erlauben. Doch all die Medien, die die Bilder deines Unfalls in einer endlosen Schleife immer wieder zeigten und die Nachrichten deines Bruders zeigten mir jedes Mal aufs Neue, dass es kein verdammter Scherz auf meine Kosten war. Erst nach einer ganzen Weile verstand ich, dass du wirklich in Lebensgefahr warst. Für mich war es so selbstverständlich, dass ich in den nächsten Flieger steige und mein Spiel Spiel sein lasse. In diesem Moment wollte ich einfach nur so schnell wie möglich bei dir sein. Dich sehen und an deiner Seite über dich wachen. Mehr als froh war ich, als der Flieger endlich in Barcelona gelandet war. Vom Flughafen aus fuhr das Taxi direkt an der Unfallstelle vorbei. Ich dachte, dass sie in der Zwischenzeit eigentlich alle Beweise längt beseitig hätten. Doch es war noch alles zu sehen. Wieso? Das weiß ich leider auch nicht. Doch in diesem Moment war mir speiübel. Mein Magen drehte sich immer und immer wieder um, wahrscheinlich weil er selbst nicht wusste, wie er das verarbeiten soll, was meine Augen dort gerade zu Gesicht bekommen hatten. Ich musste mir wirklich Mühe geben nicht in Tränen auszubrechen und mein Mageninhalt in dem gesamten Wagen zu verteilen. Deinen Wagen so zu sehen... ihn so zerschellt zu sehen. Zu sehen, wie der Wagen dann noch so zerstört auf dem Dach lag... davon habe ich noch heute Albträume, wenn ich darüber nachdenke, wie du in diesem Wagen gelegen haben musst. Wie es sich für dich in dieser Situation gefühlt haben musst. Die Gedanken und Bilder werden mich definitiv ein Leben lang begleiten und nie wieder loslassen. Dich dann letztendlich in diesem Krankenhausbett zu sehen. Überall verletzt. An sämtlichen Kabeln angeschlossen. Kraftlos und total blass... es hat mich überkommen und ich brach zusammen. Saß vor dem Bett auf dem Boden und fing an zu weinen. Die Aussage deines Bruder, dass selbst die Ärzte auf dein Erwachen hoffen müssen, brachte mich weiter an den Abgrund vor dem ich stand. Es verging einige Zeit bevor ich etwas aufnahmefähiger wurde und der Arzt und dein Bruder mir erklären konnten, was genau passiert war. Wie es überhaupt zu diesem Unfall kam. Spät abends, eigentlich wollte ich dich gar nicht verlassen, holte mich aber meine Schwester ab und meinte ich müsste mich zuhause mal ausschlafen. Widerwillig ging ich mit ihr und schlief erschöpft eine Weile. Am nächsten Tag hatte ich neue Hoffnung geschöpft und war bereit dir bei deinem Kampf zu helfen. Hatte extra frische Blumen aus einer Blumenhandlung geholt. Es waren deine Lieblingsblumen, da du mir erzählt hattest, dass du es liebst, wenn der Duft von frischen Blumen durch den Raum zieht. Doch weit kam ich leider nicht. Vor dem Krankenhaus wartete jemand auf mich, den ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte und vor allem auch die innige Hoffnung hatte, nie wieder zu sehen. Ich weiß nicht, ob du dich noch an ihren Namen erinnern kannst. Es war Victoria. Sie wollte unbedingt mit mir reden, während ich im ersten Moment zugestimmt hatte, hätte ich sie im nächsten einfach gern stehen lassen und wäre zu dir nach oben auf dein Zimmer gegangen. Sie hat mir erzählt, wie es zu deinem Unfall kam. Aus ihrer Sicht... Die Sicht, die mich dazu gebracht hat abzuhauen. Dich in Frieden zu lassen. Die Sicht, die meine Schuldgefühle ins unendliche haben wachsen lassen. Sie hat mir erzählt, dass sie den Fahrer des Transporters kannte und mit ihm in engem Kontakt stand. Victoria hat mir wirklich erzählt, dass sie meinetwegen den Kontakt zu diesem Fahrer gesucht hatte. Aber fangen wir mal anders an. Es fing nämlich damit an, dass sie mir erzählt hatte, dass es nicht so funktioniert hatte, wie sich ihren Plan vorgestellt hatte. Alles hat wohl damit angefangen, dass sie von deiner Vergangenheit mit deinem Cousin gehört hat. Sie hat geschafft diesen zu kontaktieren und sich mit ihm einen Plan zu überlegen. Sie wollten dich gemeinsam aus der Welt schaffen, da sie auf dein Leben eifersüchtig sind. Ich konnte diese Aussage im ersten Moment gar nicht glauben oder überhaupt diesen Ansatz nur im Geringsten verstehen. Wie konnten Menschen sich einen Plan ausdenken, um jemand anderes aus seinem Leben zu reißen.. Es klang wie die merkwürdige Aussage in einem Krimifilm. Sie hat diesen Plan über mehrere Monate verfeinert. Es war geplant, dass du zu diesem Zeitpunkt an dieser Kreuzung stehen sollst, dass der Fahrer dich genau an diesem Tag um diese Uhrzeit treffen soll. Allerdings war das Ziel dich dabei komplett aus deinem Leben zu reißen und zwar so, dass es für dich keinerlei Rettung mehr gibt. Ihre einzige Begründung war, dass du mich nicht verdient hättest und genauso deine Leben nicht verdient hast. Die Aussage, dass ich ja nun frei für sie wäre, brachte mir ein unglaublich schlechtes Gewissen ein. Ich habe mich danach nicht mehr getraut mich dir auch nur zu nähern. Schließlich war es meine Schuld, dass du in der jetzigen Situation bist. Es lag an mir, dass du diesen Unfall hattest. Du hast wegen mir all die Schmerzen durchmachen müssen, weil ein Mädchen für das ich mich nicht mal interessiere, geschweigen denn zu dem Zeitpunkt interessiert habe. Ich wollte nie etwas von ihr. Doch in ihrem Kopf hatte sie sich Dinge zusammen gereimt, die nie stimmen würden. Genauso wie die Tatsache, dass wir ein Paar werden könnten, wenn du nicht mehr existieren würden, dass du einer Beziehung zwischen uns im Wege stehen würdest. Ich verstand es nicht. Am selben Tag hatte ich es deinem Bruder noch geschrieben und mich danach erstmal nicht mehr gemeldet. Hatte dich nicht mehr besucht, da ich mit dieser Tatsache nicht umgehen konnte. Schließlich war ich schuld. Sie hatte dich wegen mir verletzt. Immer und immer wieder kamen diese Gedanken auf. Das Angebot von Paris, das vorher nie wirklich Thema war, hatte ich letztendlich aufgrund meiner Schuldgefühle innerhalb einer Kurzschlussreaktion angenommen. Ich hatte mir selber eingeredet, dass du ohne mich besser dran wärst. Dass es ohne mich in deinem Leben erst gar nicht zu diesem Unfall gekommen wäre. Die Sorge um dich gewann letztendlich den Kampf zusammen mit dem schlechten Gewissen und ich verließ Barcelona und auch damit dich. Du solltest ein ruhiges letztes Leben haben dürfen. Eine wirklich dämliche und schlechte Entscheidung, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, aber leider fällt einem sowas immer viel zu spät auf. Zumindest geht es mir so. Viele Entscheidungen bereue ich erst nach einer Weile, genauso wie diese hier, dass ich einfach ohne dich gegangen bin. Ich hätte definitiv bei dir bleiben sollen. Für Victorias Verhalten konnte ich nichts und ich hätte es auch nicht ändern können. Das Einzige was ich hätte ändern können, wäre dir zu helfen wieder zurück ins Leben zu finden. Ich hoffe wirklich, dass du die Situation verstehen kannst und auch mein Handeln nun ein wenig mehr verstehen kannst. Ich werde mir Mühe geben. Natürlich weiß ich, dass ich die Vergangenheit nicht rückgängig machen kann, aber ich will die Zukunft ändern. MIT DIR und vor allem AN DEINER SEITE!
Entsetzt las ich den Brief drei oder sogar vier Mal. Ganz genau weiß ich es nicht mehr, wie oft ich ihn nun wirklich gelesen hatte. Das änderte einfach alles. Es war kein verdammter Unfall, der einfach nur ein Schicksalsschlag war. Nein! Verdammt, es war ein Mordversuch gewesen. Völlig außer mich sprang ich auf und lief runter zu Lio. Das würde alles ändern. Einfach alles.
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The Power of Love (Sequel)
Fiksi PenggemarMalia ist aus dem Koma erwacht, doch von Neymar weit und breit keine Spur. Kein Wunder, schließlich ist wieder mit seiner Ex Freundin Bruna zusammen. Was passiert wenn er erfährt, dass Malia wieder wach ist und was passiert wenn die beiden sich auf...