„Bist du dir sicher, dass du das machen willst?" fragte Alex.
„Nein, aber wo soll ich sonst Theo seine ganze Sachen herbekommen?" erwiderte Matt und drückte den kleinen Jungen an seine Brust.
Sie standen vor dem Haus von Rebecca und Tom. Matt Theo auf den Arm und Alex Tili an der Hand. Von weitem sahen sie wie eine kleine Familie aus. Es war Nachmittags und Matt hatte beschlossen noch heute alles Wichtige aus der Wohnung für Theo zu holen. Danach würde er nie wieder die Wohnung betreten und auch nie wieder nur in die Gegend kommen. Es machte ihn wahnsinnig vor dem Haus zu stehen und zu wissen darin nicht seinen Bruder anzutreffen. Alles sah so normal aus. Im Küchenfenster stand sogar noch Rebeccas dämliche Tomatenpflanze die sie unbedingt haben wollte und wofür Matt in drei unterschiedlichen Gärtnereien war, bis er die richtige gefunden hatte.
„Lass es uns hinter uns bringen." Sagte Matt schließlich und öffnete das Gartentor. Alex folgte ihm. Sie legten den Weg bis zur Haustüre schweigend zurück. Matt hatte den Kopf gesenkt in der Hoffnung dadurch nicht erinnert zu werden wo er war. Vielleicht wenn er nur den Boden sehen würde, könnte er sich einbilden er wäre ganz wo anders. Aber sobald er die Türe mit einem heftigen Stoß öffnete viel sein Wunschbild in sich zusammen. Der Geruch nach Rebeccas Duftkerzen, die im ganzen Haus verteilt waren schlug ihm in die Nase und er bildete sich ein Rebeccas Stimme im Haus zu hören. Sie würde gleich um die Ecke kommen, ihm Theo abnehmen und sich beschweren, dass er mal wieder zu spät wäre. Sie kam nicht. Matts Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Es fühlte sich fast an als würde jemand mit beiden Händen seine Lunge zusammen pressen. Sein Atem kam nur noch schnappend und vor seinen Augen tauchten Sterne auf.
„Alex..." presste er zwischen seinen Lippen hervor und suchte fahrig nach seiner Hand. „Ich kann...nicht..."
Er fand Alexs Hand und griff so verzweifelt nach ihr, als wäre er auf einem sinkenden Schiff. Alex erwiderte den Druck.
„Wir holen nur die Sachen von Theo und dann verschwinden wir und du musst nie wieder hier her kommen." Sagte Alex und schob Matt vor sich in das helle Wohnzimmer. Er setzte Matt auf der grauen Couch ab und nahm Theo für einen kurzen Moment auf seinen Arm bevor er ihn in dem Laufstall in mitten des Wohnzimmers absetzte. Tili ließ er bei Theo mit dem Befehl gut auf ihn aufzupassen. Dann ging er zurück zu Matt. Er setzte sich einfach nur neben ihn und nahm erneut seine Hand. Matt schloss die Augen. Er konnte das alles nicht sehen. Es war ihr Haus. Ihr Zuhause. Theos Zuhause. Er sollte hier aufwachsen und nicht in seiner kinderfeindlichen Wohnung. Zum Teufel, das meiste was man in seiner Wohnung fand waren Alkohol und Zigaretten. Wie sollte da ein Kind rein passen? Niemand hatte ihn für das vorbereitet. Und warum zur Hölle hatten Tom und Rebecca ihm nie etwas von ihren Plänen erzählt. Sie hätten doch wenigstens einmal Fragen können. Oder besser noch einfach nie sterben sollen und ihn in dieser verflucht beschissenen Situation zurück lassen.
„Matt", sagte Alex leise, „mach die Augen auf."
Matt schüttelte den Kopf. Wie ein kleines bockiges Kind.
„Ich weiß du willst es nicht hören", drang Alexs Stimme in sein Ohr, „aber so zu tun als ob nichts passiert sein, macht es nicht besser."
„Woher willst du das wissen?" erwiderte Matt grimmig.
Alex lachte nur. „Mein Lieber, ich weiß genau wie es dir geht."
Matt schluckte schwer. Stimmt, dass hatte er für einen Moment tatsächlich vergessen, Alexs Eltern waren Tod.
„Und was hast du gemacht?" fragte er.
„Mich auf Tili konzentriert und mich gezwungen jeden Tag aufzustehen, arbeiten zu gehen und zu versuchen ein normales Leben zu haben."
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1023 second chances
RomanceMatt spielt in einer Band, trinkt, raucht und lebt jeden Tag so wie er eben kommt. Alex arbeitet gleichzeitig auf dem Bau und in einer Bar, sorgt für seine 5 - Jährige Schweste und steht mitten im Leben. Außerdem ist er schwul. Als Matt und Alex a...