Kapitel 1: zu viel von allem

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Matt nahm dankbar seinen Kaffee entgegen und nahm sofort einen Schluck. Sein Magen rebelliert ungefähr im selben Moment. Vielleicht sollte er wirklich seinen Koffein, Nikotin und Alkohol Konsum verringern. Zumindest dann wenn er die Nächte durcharbeitete. Sein bester Freund Oliver warf ihm mit hochgezogener Augenbraune ein Blick zu. „Wie wär's mit einem Kräutertee?" fragte er spöttisch. Matt ignorierte ihn einfach und schüttete sein drittes Päckchen Zucker in den sonst schwarzen Kaffee. Ohne Kaffee würde er den Abend nicht überstehen und ohne einen anständigen Vodka wahrscheinlich auch nicht. Am besten wäre, er würde seinen Kaffee gleich damit mischen. Suchend blickte er sich in dem Hinterzimmer um, aber außer der Kaffeemaschine und der Kiste Bier stand absolut nichts Trinkbares hier rum. „Haben wir Vodka?" fragte er Oliver und sprach damit seinen ersten Satz, seit sie hier angekommen waren.

„Ehrlich jetzt?" antwortet Oliver, „Dein Magen klingt als würde er sich gleich selbst verdauen und da hast eindeutig schon besser ausgesehen."

„Du siehst auch Scheiße aus."

Oliver verdrehte nur die Augen und begann seine Gitarre zu stimmen. Da es anscheinend keinen Vodka zu geben schien, beschränkte sich Matt auf seinen schwarzen Kaffee. Er ließ sich neben Oliver auf die Couch fallen, die auch schon bessere Tage gesehen hatte - wie die ganze Bar eigentlich. Er fragte sich immer noch, was sie eigentlich dazu gebracht hatte ausgerechnet hier aufzutreten. Es war nicht gerade so, dass sie sich vor Aufträgen retten konnten aber eigentlich müssten sie auch nicht jeden annehmen. Und ganz gewiss mussten sie nicht in dem größten Drogen - Puff - Szene - was - auch - immer - Absteige - Club spielen. Die Türe des Notausgangs wurde aufgestoßen und die zwei restlichen Bandmitglieder, Ilai und Jona, kamen kichernd in den Raum gestolpert. Ihre Augen waren leicht geröttet und sie stanken nach Gras. Obwohl Matt ungefähr alles mit seinem Körper machte, konnte er einfach nicht verstehen wie man Drogen nehmen konnte. Missbilligend schaute er seine zwei Freunde an. Jona seufzte und verdrehte wie Oliver kurz zuvor seine Augen, „Von Gras wird man nicht abhängig", sagte er ohne das Matt überhaupt den Mund aufmachen musste, „es hilft mir mich zu beruhigen. Ist im Prinzip also wie ein Beruhigungsmittel und das verschreibt mir auch der Arzt, also völlig ungefährlich."

„Das glaubst du ja selber nicht." Erwiderte Matt und fuhr sich durch seine schwarzen Haare.

Jona zuckte mit den Schultern, „Muss ich auch nicht. Mir ist es egal ob Gras abhängig macht oder nicht."

Ilai begann wieder zu kichern und öffnete sich ploppend ein Bier.

„Wenn ihr weiter so kifft und trinkt, können wir den Auftritt gleich bleiben lassen." Meldet sich Oliver zu Wort, während er seine blonden Haare in einen Zopf macht.

„Dein Zopf ist so lächerlich." Kräht Jona, der jetzt ebenfalls ein Bier in der Hand hält. „Wenn du den abschneidest, hör ich auf zu kiffen."

„Gib mir lieber ein Bier rüber und fang endlich an deinen verdammten Bass zu stimmen." Erwiderte Oliver genervt. Ilai reichte ihm ein Bier und Jona fing an seinen Bass zu stimmen. Matt genoss die kurze Stille in dem Raum. Er zündete sich eine letzte Zigarette vor dem Auftritt an und blies den Rauch entspannt aus. Die Türe in Richtung Bar wurde aufgestoßen. Heiße Luft und lärm schwappte ihnen entgegen und drei Frauen in Leder Overknees und mini Röcke betraten den Raum. Sie sahen genauso billig aus wie sie sich auch benahmen. Was Ilai und Jona völlig egal waren. Sie begafften die drei und begannen wieder zu kichern. Eine der Frauen kam zu Matt auf den Sofa.

„Ihr seid dran, Jungs." Sagte sie mich rauchiger Stimme. Matt erwiderte ihren Blick aus halb geschlossenen Augen.

„Wir sehen uns dann später wieder." Sagt sie lasziv. Matt drückte seine Zigarette aus und erhob sich mit den Worten: „Bin nicht interessiert." Oliver schüttelte wie üblich den Kopf über seinen Freund, folgte ihm aber ohne etwas zu sagen auf die Bühne. Tatsächlich war die Bar mehr als gefüllt und die Stimmung schien ebenfalls gut zu sein. Ilai setzte sich hinter das Schlagzeug, Oliver und Jona nahmen ihre Plätze mit ihren Gitarren ein und Matt ging nach vorne zum Mikrofon. Ein lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er liebte die Bühne, das Scheinwerferlicht. Diesen einen Moment, wenn alle voller Spannung warteten, dass es endlich losging. Er wartete noch kurz, bevor er mit dem Programm anfing, einfach nur um den Moment auszukosten.

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