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Ich wurde durch das Geräusch der Rollen eines Krankenhausbettes geweckt und sah auf, als ich bemerkte, dass eben dieses Bett genau neben meines geschoben wurde. Ich begutachtete den jungen Mann, welcher neben mir in seinem Bett lag, und die Augen geschlossen hatte. Die Maschinen an die er angeschlossen war und seine Verbände, deuteten ganz eindeutig auf ein künstliches Koma hin.

In meinen 13 Jahren in diesem Krankenhaus hatte ich bereits viele dieser Bettnachbarn. Sie reden zwar nicht mit einem, doch ich erzählte ihnen stetig Dinge.
Als die Krankenschwestern das Zimmer verlassen hatten setzte ich mich auf einen Stuhl neben seinem Bett.

"Na du? Hattest du einen Unfall? Du siehst ziemlich angeschlagen aus." begann ich zu reden. "Ich bin übrigens Ardian! Du kannst mich aber Ardy nennen, das mag ich lieber. Weißt du, ich bin schon wirklich lange hier. Habe einen angeborenen Herzfehler. Ganz schön langweilig hier, kann ich dir sagen. Besonders wenn man als Zimmer Nachbarn immer nur Komapatienten bekommt. Wenigstens hat jedes Bett hier einen eigenen Fernseher. Da kann man sich viel Zeit vertreiben. Kennst du Dragonball? Das schaue ich wirklich gerne." erzählte ich angeregt, im Wissen, keine Antwort zu bekommen.
Nach einem weiteren Redeschwall betrachtete ich sein Gesicht. "Du bist hübsch." meinte ich lächelnd und legte eine Hand an seine Wange um darüber zu streicheln.
Meine Hand wurde von einem Kribbeln durchzogen und ich begann zu grinsen.
"Ich freue mich darauf, wenn du aufwachst! Ich mag dich jetzt schon." rief ich noch aufgeregt aus und stand dann auf, um wieder in mein Bett zu gehen.

Auch die nächsten Tage saß ich viel neben seinem Bett und erzählte von den Dingen, die dieses langweilige Krankenhausleben mit sich brachte. Hin und wieder kam meine Mutter zu Besuch, und so konnte ich mich mit jemandem unterhalten, der mir auch antwortete.
Doch wenn ich ehrlich war, redete ich viel lieber mit dem Blonden im Nebenbett. Selbst sein Gesicht zu beobachten fand ich äußerst interessant. Umso öfter ich ihn beobachtete, umso schöner fand ich diesen Jungen.

"Ich hoffe du wachst bald auf. Ich würde gerne wissen, wie deine Stimme klingt, weißt du?" nuschelte ich und sah ihn verträumt an. In letzter Zeit bat ich ihn nurnoch, endlich aufzuwachen. Ich wollte einfach richtig mit ihm reden, er sollte mich hören können. Ich wollte ihn hören. Ich wollte seine Meinungen hören, zu den Dingen die ich ihm erzählte.

"Ich bin es satt immer gegen eine Wand zu reden. Du bist er erste, von dem ich mir eine Antwort wünsche."

"Wach doch endlich auf."

"Sieh mich an, Bitte."

"Wie lange willst du noch schlafen?"

"Welche Augenfarbe hast du? Ich will es wissen."

"Hast du eine tiefe Stimme? Oder ist sie eher hoch? Egal wie, sie ist bestimmt wunderschön."

"Wie alt bist du eigentlich?"

"Hast du eine Freundin? Oder vielleicht einen Freund?"

"Jetzt öffne doch endlich deine Augen und sieh mich an."

"Verdammt, wach auf!"

"Warum bin ich so vernarrt in dich? Ich habe noch nie so etwas gefühlt. Für niemanden."

"Antworte mir..."

"Ich glaube, ich liebe dich."

"Wach endlich auf."

In Liebe, Taddl. |-TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt