14. Kapitel

1.3K 55 3
                                    

Ich habe sie noch nie so furchtbar weinen gehört. Obwohl sie das Handy nun von sich weg hält, höre ich es deutlich. Und es versetzt mir einen heftigen Schlag in die Magengegend. Meine Mama leiden zu hören, am Telefon. Was gibt es schlimmeres?

Da ist nichts, was ich machen kann. Ich kann nur zuhören. Ich könnte reden, aber was hilft das? Ich bin machtlos und am Ende. Ich stütze meinen Kopf mit einer Hand. Das Handy halte ich immer noch an mein Ohr. Auch wenn es schmerzt, ich kann es nicht wegnehmen. Ich kann es nicht. Lange sitze ich hier und lausche den Geräuschen am anderen Ende. 

„Mama...", beginne ich leise. Ich höre sie schniefen, bevor sie sich meldet. „Jaß", flüstert sie. „Mama, er lebt. Ich habe ihn gesehen. Ihn gehört und ihn berührt. Mama, er lebt. Chris ist am Leben.", sage ich. Versuche sie so wenigstens ein bisschen zu trösten. Ihr ein bisschen Hoffnung und Vertrauen geben. Noch ist nichts verloren, das möchte ich ihr klar machen.

Auch wenn es mir nicht gelingen wird, ihr Angst und Sorge zu nehmen. So will ich ihr doch ein bisschen beistehen. Wenigstens das. „Mama, Es geht ihm gut. Er lebt.", wiederhole ich mich. Das Handy piepst. Der Akku ist fast leer. „Andreas, bitte grüß ihn von mir. Ich komme so schnell ich kann. Der nächste Flug geht in etwas sieben Stunden.", sagt Mama. 

Flug? Ich denke nach, bis mir auffällt, dass Mama eigentlich gerade im Urlaub ist. Super. Ihr Urlaub auf den sie sich schon so lange gefreut hat. Ich schlucke. Das Handy piepst schon wieder. „Der Akku ist bald leer. Mama, ich liebe dich.", rufe ich noch, doch das Tuten ist schon ertönt und das Gespräch beendet.

A Long Way - Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt