Der beste Geburtstag ever

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Ich saß im Garten auf dem Apfelbaum und wartete darauf, dass die Zeiger meiner Armbanduhr auf 17:00 Uhr rückten. Dann wollte nämlich meine beste Freundin Janine zum Übernachten kommen und wir würden bis in meinen Geburtstag am 28. August Harry Potter gucken. Endlich war es soweit. Ich hörte das Klingeln der Haustür und kletterte den Baum wieder runter. Ich lief ums Haus herum, wo mir vor der Treppe Janine sofort um den Hals fiel. Sie zerquetschte mich so ziemlich, weshalb ich ein kurzes aber hohes Quietschen hören ließ. Sie ließ mich los und sagte: ,,Hey du fast 11-jährige! Bereit für die Nacht der Magie?" Gespielt beleidigt antwortete ich: ,,Du fragst mich ernsthaft, ob ich für Harry Potter bereit bin? Ich glaub's ja nicht!" Darauf mussten wir beide anfangen, zu lachen. ,,Nanu", sagte plötzlich hinter uns die Stimme meiner Mum, ,,Da hatte wohl jemand Kichererbsen zum Nachtisch! Los hop! Rein mit euch! Hier draußen holt ihr euch sonst noch eine Erkältung!" ,,Wir kommen ja schon", gaben wir im Chor zurück. Wir sprinteten hinter meiner Mutter durch die Tür und in Richtung Wohnzimmer. Als wir gerade die Tür schließen wollten, rief Mum mir noch nach: ,,Luna Herzchen! Dein Onkel Jeff ist übrigens wie immer zu früh am Telefon!" ,,Na super", antwortete ich, denn ich konnte ihn irgendwie nicht ausstehen, ,,Sagst du ihm bitte ich wär unter der Dusche?" ,,Also gut. Viel Spaß mit Harry Potter!" Ich drehte mich wieder zu Janine um, die offenbar versuchte, einen Lachkrampf zu unterdrücken. ,,Sehr witzig", sagte ich deshalb sarkastisch. Während Janine es sich schon mal auf unserem gigantischen Sofa bequem machte, ging ich rüber zum DVD-Player und legte Harry Potter und der Stein der Weisen ein. Ich ging zu Janine auf die Couch und schaltete noch die Leinwand an. Ja, wir hatten eine Leinwand, ein Riesensofa und einen Garten. Meine Eltern hatten ein gutes Händchen, was Lotto spielen und Geld verdienen anging. Falls ihr euch jetzt fragt, wo mein dad war: Geschäftsreise nach Florida. Ja, Florida! Aber zurück zu uns ins Wohnzimmer: Harry Potter startete und wir lehnten uns gemütlich gegen die Couchlehne. Zum Glück hatte ich in diesem Jahr an einem Samstag Geburtstag. Außerdem waren Ferien. Um punkt 24:00 Uhr klingelte der Wecker den ich mir gestellt hatte, also stellten wir Harry Potter (wir waren bei der Gefangene von Azkaban angekommen) mal kurz auf Pause, Janine griff einmal in die Tiefen ihrer Übernachtungstasche, um mein Geschenk rauszuholen, hielt es mir hin und sagte: ,,Happy Birthday zum 11. Geburtstag!" ,,Danke", sagte ich, nahm das kleine Päckchen entgegen, riss das Papier ab und fand eine Schachtel Bertie Bott's Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen mit einer kleinen Karte vor. ,,Dankedankedanke", rief ich noch einmal und drückte sie ganz fest. Auf einmal war ein Flügelflattern aus Richtung der Gartentür zu hören. Dazu kam noch das kreischen einer Eule. Die Eulengeräusche befanden sich nun definitiv im Wohnzimmer. ,,Sind wir hier plötzlich in einem Gruselfilm gelandet?", fragte Janine schaudernd. Ich dachte im ersten Moment das selbe, doch als ich gerade zu einer Antwort ansetzte, ließ sich diese Eule doch tatsächlich auf meinem Schoß nieder. Janine machte Augen, so groß wie Untertassen, welche allerdings auf die Größe eines Mühlrads wuchsen, als diese merkwürdige Eule einen Brief in meinen Schoß fallen ließ. Zugegeben, meine Augen waren nicht unbedingt kleiner. Ich ging mit dem Brief in der Hand zum Lichtschalter, knipste das Licht an und wäre fast umgefallen, als ich las: An Luna Stone und Janine Jonson, Gloucesterroad 4, zur Zeit im Wohnzimmer. ,,Janine", brachte ich mit Mühe heraus, ,,Der ist an uns beide adressiert!" ,,Dann... Dann komm her und ließ vor", brachte Janine ebenfalls stammelnd hervor. Ich ging zurück zum Sofa und drehte den Brief erst einmal um. Er war mit einem Siegel versehen, auf welchem ein Wappen zu sehen war, das mir irgendwoher bekannt vorkam. Ich schluckte einmal, brach dann das Siegel und zog einen schweren Bogen Pergament hervor. Ich entfaltete ihn und begann zitternd zu lesen: ,,Sehr geehrte Ms Stone und sehr geehrte Ms Jonson, wir freuen uns, ihnen mitteilen zu dürfen, dass sie nun mehr an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Anbei finden sie eine Liste, mit allen Büchern, die sie benötigen werden. Das Schuljahr beginnt am 1. September. Da Sie von Muggeln abstammen, werde ich eine Lehrkraft zu ihnen schicken, die ihren Eltern alles Nötige erklären wird. Hochachtungsvoll, Minerva McGonnagall (Schulleiterin von Hogwarts)." Ich faltete mit zitternden Fingern den Brief wieder zusammen und Janine schrie fast: ,,OMG! Wie geil ist das denn!" Vermutlich von Janine aufgeweckt kam auf einmal meine Mum durch die Wohnzimmertür getrottet und fragte: ,,Was macht ihr denn hier für einen Lärm?" Ich war noch zu geschockt, um irgendwas zu sagen, deshalb hielt ich ihr einfach den Brief hin. Nachdem sie ihn gelesen hatte, meinte sie: ,,Träume ich?" ,,Ganz bestimmt nicht Mum", antwortete ich, ,,Es ist zwar zu krass um wahr zu sein, aber es ist so." Daraufhin ließ sie sich neben uns auf die Couch fallen, womit sie die Eule aufschreckte, welche sofort durch die Gartentür das Weite suchte. ,,Echt verrückt", sagte Mum. ,,Kannst du laut sagen", antworteten Janine und ich im Chor. So saßen wir drei noch die ganze restliche Nacht auf der Couch und futterten Bertie Bott's Bohnen (am ekligsten war hundert pro verfaultes Ei). Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt geschlafen hatten, ich weiß nur noch, dass mein Geburtstag plötzlich vergessen war und das so gegen 8:30 Uhr Janines Eltern an der Tür klingelten. Als Janine und ich geöffnet hatten, standen da allerdings nicht nur ihre Eltern sondern auch ein ziemlich großer, ziemlich (husthust) wohlgenährter Mann, mit einem äußerst struppigem Bart und mindestens genauso struppigen Haaren. Nachdem Janines Eltern eingetreten waren und von meiner Mutter begrüßt wurden, fragte ich den fremden: ,,Wer sind sie und was wollen sie hier?" ,,Bin Rubeus Hagrid, Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts und Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe. Professor McGonnagall schickt mich. Ich soll eure Eltern über Hogwarts informieren", antwortete er. ,,Kommen sie doch rein", brachte ich mühsam hervor. Janine stand offenbar kurz vorm hyperventilieren. Hagrid quetschte sich durch die Tür und ging schnurstracks auf meine Mum und Janines Eltern zu. Wir gingen ihm einfach mal hinterher und schon begann Hagrid unseren Eltern von Hogwarts und der Zaubererwelt zu erzählen. Diese hörten aufmerksam und stumm zu, genauso wie wir. Nach einer ganzen Weile sagte er dann: ,,Also ihr beiden. Wir müssen noch in die Winkelgasse, euer Schulzeuch besorgen." ,,Abgefahren", sagten Janine und ich gleichzeitig. Wir sprinteten ins Badezimmer, mit Umweg übers Wohnzimmer, da Janine noch ihre Sachen holen musste und zogen uns in Rekordzeit um, putzten schnell aber gründlich unsere Zähne und standen schließlich abmarschbereit wieder in der Küche. ,,Also das nenn' ich mal Tempo", meinte Hagrid lachend. Dann wandte er sich wieder an unsere Eltern und sagte: ,,Sie können gerne mitkommen in die Winkelgasse." ,,Nicht nötig antworteten wir für sie. ,,Seid ihr euch sicher?", fragten unsere Mütter gleichzeitig und nervös. ,,Himmel Olymp nochmal", meinte Janine daraufhin, ,,In der Winkelgasse ist es doch nicht gefährlich. Außerdem: Voldemort ist doch tot." Hagrid zuckte bei seinem Namen immer noch ein Wenig zusammen. ,,Okay", gaben unsere Mütter schließlich nach, ,,Dann bis später!" Hagrid war schon aus der Tür gestapft und wartete auf uns. Wir eilten auch schnell nach draußen und folgten ihm in Richtung Wald. ,,Wie weit abseits hast du denn geparkt?", fragte Janine, als wir schon am Waldrand standen. ,,Naja", antwortete er, ,,Die meisten Muggels sind fliegende Motorräder nich gewöhnt." ,,Also das ist echt der schönste und verrückteste Geburtstag meines Lebens", sagte ich strahlend. Irgendwo mitten im Wald standen wir schließlich vor Hagrids Motorrad. ,,Dann mal einsteigen", sagte Hagrid und deutete auf den Teil für Beifahrer. Ich sprang zuerst rein, den Brief in meiner Hosentasche fest umklammert, und nach mir dann Janine. Als Hagrid sich vergewissert hatte, dass wir uns auch gut festhielten, gab er ordentlich Gas und fuhr in Richtung City. Wir hielten auf einem freien Parkplatz vor dem tropfenden Kessel. Ich dachte immer, den gäb es nur in den Filmen und Büchern...

Der Brief, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt