Chapter Eight - Kriegsplanung

52 4 2
                                    

Niemand sollte es wissen.

Die Gedanken wandern einfach in meinen Kopf- ganz gleich, ob ich sie wegstoße oder versuche sie wie gut bewahrte Geheimnisse zu lüften.

Ich sollte es nicht wissen, aber ich weiß es. Ich weiß es, und vielleicht ist genau das Päckchen, was ich mit mir tragen muss und womit ich klarkommen muss. Das Wissen.

Damien's Vater Ryan hatte eine Affäre mit einer Fee oder Elfe gehabt, woraufhin die Fee/Elfe Nate gebar und dann während der Geburt starb. Ryan gab Nate zur Adoption frei. Nate erbte irgendwie nur die Kräfte, die die Fee/Elfe besaß.

Somit sind Damien und Nate Halbbrüder, auch wenn Ryan nur Damien als sein Kind und Erben anerkennt; was Nate also zu einem nicht ehelichen Kind macht. Der traurige Teil dabei ist, dass keiner der Beiden davon weiß.

Ich mache mich für das Abendessen fertig, verstaue den Aktenkoffer unter den Dielen und wechsele meine Kleidung in ein schwarzes bodenlanges, eng anliegendes Kleid aus weichem Stoff, dessen perlen- und diamantbesetze Schleppe sanft über meine Schultern fällt und wie ein glitzernder See im Mondlicht über den Boden gleitet. Es lässt mich gleichzeitig wunderschön und tödlich aussehen, wurde mir erzählt. Mit Magie mache ich mir schnell Haare und Make-up und schlüpfe in meine High Heels, sodass ich mich nun bereit dazu fühle, beim Abendessen zu erscheinen.

Ich erreiche die lange aus Mahagoni Holz bestehende Tafel und muss feststellen, dass Damien und Nate bereits auf mich warten.

„Bin ich zu spät?", frage ich, es ist ein lahmer Vorwand um ein Gespräch zu beginnen, aber ich versuche es trotzdem. Damien ist der erste, der mir in einem schroffen Ton antwortet.

„Nein, setz dich doch, wir sprechen gerade nur über dich."

Wir sprechen gerade nur über dich.

Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich auf Nate's Seite Platz nehmen soll, dort sitzen zwanzig seiner engsten Untertanen, plus einen freien Platz, sodass ich sagen kann, dass dieser für mich reserviert worden ist.

Nun, oder ich setzte mich auf Damien's Seite, die spiegelgleich besetzt ist- also nehme ich einfach am Ende der Tafel Platz, nicht ohne ein befangenes Gefühl in der Magengrube zu spüren.

„Also... Ihr sprecht über mich?"

„Ja", antwortet Nate ausdruckslos, nicht ein bisschen Emotionen durchscheinen lassend. Oh. Das ist nicht gut. Ich konzentriere mich auf Nates Verstand, und entscheide mich im selben Moment meine Gedankenlese-Fähigkeiten an zu lassen.

Ich hoffe sie akzeptiert mein Angebot und lehnt mich nicht ab.

Meine Aufmerksamkeit wechselt zu Damien, der momentan genauso unlesbar wie Nate ist.

Ich bin sowas von tot.

Sie wird mich als ihren Partner akzeptieren.

Ich räuspere mich. „Was ist los?"

Damien antwortet. „Sage, James und ich wollten etwas mit dir besprechen. Wie du weißt, bist du meine Seelenverwandte." Mit besonderer Betonung des Wortes Seelenverwandte fährt er fort: „Überdies als Königin der Werwölfe, denke ich, dass du Zugang zu den Kriegssitzungen oder Besprechung oder Versammlungen jeglicher Art haben solltest... nun, ja und willkommen zur Besprechung..."

Er beendet seine Rede wartend darauf, dass ich anfange zu sprechen.

„Erstens: ich bin wirklich gut im Krieg führen und ich schätze, dass du mich mit bei den Sitzungen dabei haben willst. Zweitens: Ich bin nicht die Königin der Werwölfe, also ja, und drittens: wem willst du den Krieg erklären?", äußere ich mich dann doch.

Damien springt auf, der schwere Stuhl schabt quetschend zurück und er brüllt: „NUN, WENN DU NICHT KÖNIGIN DER WERWÖLFE BIST, BIST DU WOHL KÖNIGIN DER FEEN?!"

Dieser Werwolf ist ja kurz vorm Ausrasten.

„Nein", sage ich kühl. „Können wir jetzt mit der Kriegssitzung fortfahren?" Ich warte kurz. „Also, wem planen wir den Krieg zu erklären?" Ich versuche das Thema zu wechseln, in der Hoffnung, dass das ihn etwas herunter bringt.

„Den Vampiren und den Meerleuten", antwortet er zwischen zusammengebissenen Zähnen.

„Was?!"

„Den Vampiren und den Meerleuten."

„Auf keinen Fall. Ich werde das nicht erlauben. Keines von beiden", entgegne ich, während hilfesuchend zu Nate hinüber schaue, der mir aber nur einen neugierigen Blick zuwirft, sich wundernd, warum ich die Vampire und Meerleute beschütze.

„Warum seid Ihr dagegen?"

„Aufgrund der Folgen, Cole. Die Meerleute sind meist eine anständige Spezies und momentan haben sie genug mit deren Königin, Königin Barbie von Mermaidia zu tun, die damit endete, Leute zu essen. Und ihr Haustierchen Bibble aß eine Hexenmeisterin. Wie auch immer, es ist keine gute Idee, einen Krieg gegen einen wütenden Mob zu beginnen. Zudem kenne ich dort einige Meerleute, die es nicht verdienen zu Leiden. Und wenn meine Erinnerung dazu nutzen soll, den Werwölfen zu dienen, und auch Feen nicht unter Wasser atmen können, um uns von dem Gegenteil zu überzeugen, wie sollen wir sie dann bitte angreifen?!"

Alles im Raum schweigt schuldbewusst. Niemand kann sich auch nur entsinnen, dass jemals eine Fee oder ein Werwolf irgendwie unter Wasser atmen konnte. Ich seufze, als einer von ihnen fragt: „Warum sollten wir die Vampire nicht angreifen? Sie sind grausam, bösartig und das pure Böse, blutsaugend-und-gut-für-nichts Blutsauger. Sie verdienen es alle, zur Hölle zu gehen."

Jetzt hat er es tatsächlich getan.

„Seid Ihr alle damit einverstanden mit dem Gesagten? Sollen die Vampire wirklich zur Hölle fahren, nur weil einer gemeint hat, sie seien das pure Böse, grausam... und den Rest?!", frage ich in den Raum und sehe Einstimmiges Kopfnicken, mit Ausnahme der beiden Könige, deren Aufmerksamkeit noch immer auf mir ruht.

„Jetzt heben die Leute die Hand, die jemals einen Vampir persönlich getroffen haben." Keine einzige Hand hebt sich und ich sage langsam: „Ihr habt noch nie einen Vampir persönlich getroffen, und wollt mir dennoch weismachen, dass Vampire ‚grausam, bösartig und das pure Böse, blutsaugend-und-für-nichts-gute Blutsauger' sind, die es nicht anders verdienen, als zur Hölle zu fahren?"

Wieder langsames einvernehmliches Nicken.

„Also gut. Ich werde euch jetzt mal erzählen, wie Vampire wirklich sind und dann lasst uns sehen, ob ihr nach meiner kleinen Geschichte noch immer so überzeugt davon seid, dass die Vampire diejenigen sind, welche es verdienen in die Hölle zu gehen."

[pausiert] The Mystery Of Scarlett by theoneandonly9240Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt