2 Kapitel

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Als ich mittags auf Jenni wartete, hatte ich ausnahmsweise mal etwas gekocht. Eigentlich gehörten Männer ja nicht an den Herd, aber da Jenni heut morgen so mies gelaunt war, wollte ich ihr eine kleine Freude machen und hab Pfannkuchen vorbereitet. Neben Rührei und Nudeln eines der Gerichte, die ich beherrschte. Grillen konnte ich auch noch . Ich wartete allerdings vergeblich auf sie. Als es drei Uhr Nachmittags war, beschloss ich, sie in ihrem Stall zu besuchen. Schießlich bin ich schon lange nicht mehr dort gewesen. Jennis neuste Errungenschaft „Pearl“ hab ich noch gar nicht kennengelernt. Vielleicht würde wenigstens diese eine Stute mal Geschmack zeigen. Die anderen Tiere mochten mich nämlich alle nicht.Als ich kurze Zeit später dort ankam, stellte ich mein Auto neben einem großen weißen Jeep ab. Der musste Matthias gehören, dem besagten Reitlehrer. Ich musste nochmal schmunzeln über diese echt seltendämliche Geschichte aus der Zeitung und machte mich auf den Weg zu Jennis Boxen, doch ich konnte sie nirgendwo finden. Ich klapperte einen Pferdeschuppen nach dem anderen ab, doch keine Spur von ihr. Im Hinterhof hörte ich Geräusche und rief deshalb: „Jenni! Täubchen!“ Sie hasste es, wenn ich sie Täubchen nannte und weil sie sich damit so gut aufziehen ließ, machte es mir Spaß sie etwas zu necken. Allerdings klang die Stimme, die mir antwortete etwas zu männlich für mein Täubchen.„Hey Kimi, Jenni ist nicht mehr hier.“ Matthias kam mir entgegen. „Sie ist schon vor drei Stunden abgehauen. Sie wollte nach Hause sagte sie.“„Mhh, okay…“ meinte ich und fragte mich, was sie um die Mittagszeit treiben konnte. Eigentlich war es Jenni, die auf gemeinsame Mahlzeiten und so was Wert legte. Sie kam nie zu spät und wenn doch sagte sie zumindest immer Bescheid , weshalb sie sich verspätete. Deshalb wunderte es mich, dass sie nicht am Stall war. Ich kramte in meiner Hosentasche nach meinem Handy, um nachzusehen, ob ich ihren Anruf vielleicht einfach nur verpasst hatte, aber nichts. Keine SMS, kein Anruf. Ich beschloss grade wieder nach Hause zu fahren, da hielt Matthias mich auf. „Sag mal Kimi, hast du diesen Artikel heut morgen in der Zeitung gelesen?“ „Ja, ich hab ihn überflogen.“ „Du glaubst doch nicht, was die da schreiben, oder? Ich mein, zwischen Jenni und mir läuft nichts.“„Jaja, ist mir egal, was die Leute schreiben. Bis zum nächsten Mal, Täubchen!“  Ich mochte diesen Matthias nicht. Er war so …pferdevernarrt… und das für einen Mann. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass Frauen auf Männer in komischen Reithosen und Stiefeln stehen könnten. Deshalb hatte ich auch keine Angst, es könne was zwischen Jenni und ihm laufen.  Ich machte mich also auf den Weg nach Hause, kaufte aber auf dem Rückweg noch ein paar Bier und eine Flasche Vodka. Die Party nach meinem ersten Sieg nach dem Comeback war schließlich noch nicht vorbei. Solange ich bloß zum Rennen in Austin wieder fit war, würde niemand meckern. Und selbst wenn doch, wäre es mir egal.Zuhause angekommen war die Bude immernoch leer, deshalb schmiss ich mich auf die Couch, trank ein Bier und beschloss, ein Nickerchen zu halten. Ich träumte lauter wirres Zeug. Dass ich Jenni mit einem jungen Kerl im Heu überrascht hätte. Beide wälzten sich wild knutschend im Stall und als ich gerade loswettern wollte, drehte Jenni sich zu mir um und sagte: „Hey Kimi, was machst du denn?“Ihre Stimme klang weit weg, als würde sie durch Watte sprechen. „Schläfst du? Wie liegst du denn da?“ Langsam aber sicher kam ich zu mir. Mein Nacken war total steif, als ich versuchte mich aufzusetzen. Ich öffnete die Augen und sah Jenni kopfüber. Scheinbar hatte ich mich im Schlaf etwas bewegt und hing mit dem Kopf vom Sofa runter . Super, dachte ich. Macht die ganze Geschichte mit meinem Nacken nicht besser. 

„Jenni, lang nicht mehr gesehen und doch wieder erkannt. Wo warst du denn den ganzen Tag? Ich hab erst Essen gekocht und dich dann am Stall gesucht, weil du nicht heimgekommen bist.“„Ich hab mich noch mit Sarah getroffen und wir haben uns im Café etwas verquatscht. Tut mir Leid, Kimi!“Sie lief die letzten Meter zu mir rüber und gab mir einen sanften Kuss. Irgendwie wirkte sie immer noch betrübt, doch sie versuchte es scheinbar zu verbergen. Normalerweise rückte sie schnell mit der Sprache raus, wenn sie etwas bedrückte, deshalb fragte ich nicht nach, sondern entschied zu warten, bis sie selbst darüber sprach. Den Rest des Abends verbrachten wir aneinander gekuschelt auf der Couch und schauten uns einen Film an. Wir sprachen nicht viel , aber das sie bei mir war machte mich glücklich .

The final raceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt