3 Kapitel

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Die nächsten Tage verliefen wie gewohnt. Jenni ging früh aus dem Haus, um ihre Pferde zu versorgen, Reitstunden zu nehmen und zu geben.  Ich hielt mich strikt an meinen Trainingsplan, den Mark mir auferlegt hat. Allerdings nahm ich mir die Freiheit, diesen vorher etwas zu modifizieren. Vor allem die Diätvorschriften waren echter Mist. Proteine in Form von viel Fleisch braucht der Sportler. Zum Glück konnte Jenni besser kochen als ich, sonst müsste ich jeden Tag den Grill anschmeißen, um meine Ration Fleisch zu bekommen.

Heute nahm ich mir auf meiner morgendlichen Joggingrunde etwas mehr Zeit. Ich wollte die Runde etwas vergrößern, um noch am Stall vorbeizulaufen. Jenni wusste, dass ich für Pferde eigentlich nichts übrig hatte und war mir deshalb auch nicht böse, dass ich sie nur selten dort besuchte. Wenn ich es aber doch tat, freute sie sich eigentlich immer und da sie die letzten Tage so bedrückt war, wollte ich ihr eine Freude machen, nachdem meine Pfannkuchenaktion ja nicht gefruchtet hat.

Als ich den zwischen Feldern und Wiesen etwas abgelegenen Weg zum Stall entlanglief, konnte ich sie schon von weitem erkennen. Sie war gerade auf der Koppel und gab einem Mädchen, ich schätze um die 10 Jahre, Reitunterricht. So wie sie am Zaun lehnte, die Sonne strahlte ihr ins Gesicht, sah sie wirklich glücklich aus. Das war das, was ihr Spaß bereitete. Sie war eine gute Reitlehrerin, sofern ich das beurteilen konnte. Schließlich bekamen mich keine 10 Pferde auf so einen Gaul! Aber ihre Schülerinnen schnitten bei Turnieren immer recht gut ab.

„Hey Jenni! Wie sieht's aus? Hast du Zeit mit mir einen Ausritt zu starten?" Ich lief die letzten Meter zu ihr rüber und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange.

„Kimi. Was machst du denn hier?" fragte sie überrascht.

„Ich hab meine Joggingrunde etwas verlagert um mir deine Perle mal anzuschauen. Nicht, dass du dich beschwerst, ich würde kein Interesse an deiner Arbeit zeigen." Das war gescherzt. Jenni beschwerte sich eigentlich nie und sie war auch nicht zickig, obwohl das immer viele von ihr erwarteten. „Zeigst du sie mir?" Doch scheinbar hatte ich irgendwas gesagt, was ihre Stimmung schlagartig umschwingen ließ. Von einem Moment auf den anderen wirkte sie auf einmal gar nicht mehr glücklich. Sie drehte sich nochmal zur Koppel und rief zu ihrer Schülerin: „Marie, ich bin kurz bei Pearl. Versuch die Übung noch ein paar Mal bis ich wiederkomme." „Ja, mach ich, Jenni!", rief die Kleine zurück.

„Komm mit Kimi, ich zeig sie dir!" und sie ging vor in den Stall.

Pearl war ein schneeweißes junges Pferd, ich hätte es beinahe Fohlen genannt, aber dafür war es doch schon etwas zu groß. Ich ging einen kurzen Schritt auf Pearl zu und erwartete eigentlich eine Abwehrreaktion, wie alle anderen Pferde sie mir gegenüber zeigten, doch Pearl blieb ruhig. Also provozierte ich die Situation und streckte meine Hand langsam nach ihr aus. Zu meiner Überraschung ließ sie auch das zu. Ich kraulte ihr also kurz über der Schnauze und schaute Jenni fragend an.

„Du hast dir zum ersten Mal ein Pferd mit Geschmack gekauft?! Ich bin stolz auf dich, Jenni!" scherzte ich und lachte kurz in mich hinein, bis ich merkte, dass Jennis Stimmung an einem Tiefpunkt angekommen war.

„Kimi, ich werde meine Tiere wieder verkaufen. Ich wollte es dir heut Abend erzählen, aber wo du schonmal hier bist..."

„Was? Jenni, warum? Was ist los mit dir? Alle?"

„Ja, alle." Ihre Stimme wurde ganz leise und zerbrechlich. „Kimi ich...ich kann jetzt nicht mit dir darüber sprechen. Es ist eine längere Geschichte und Marie wartet auf mich. Wir reden, wenn ich wieder zuhause bin, okay?"

„Okay."

„Es wird heute übrigens etwas später bei mir, da ich die Pferde noch an Matthias übergeben muss, der sie weiter vermittelt."

The final raceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt