5 Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Dass ich tatsächlich über meine Grübeleien noch eingeschlafen bin, grenzt an ein Wunder. Ich blinzelte gegen das einfallende Sonnenlicht an und merkte, wie verklebt meine Augen von dem Schlafmangel und der ein oder anderen unterdrückten Träne waren. Beinahe die ganze Nacht habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, was hinter Jennis Geheimniskrämerei steckte, schließlich war sie mir gegenüber immer offen und verheimlichte eigentlich nie etwas. Aber ich wollte mit den Grübeleien nicht wieder von vorne beginnen, also entschloss ich, erstmal kalt duschen zu gehen, um den Kopf wieder klar zu bekommen und meine Lebensgeister zu wecken, denn anschließend stand die Konfrontation mit Jenni an.

Sie war sicherlich schon wach, schließlich war sie nicht so ein Langschläfer, wie ich. Auch wenn ich diese Nacht nicht gut geschlafen habe, so war es doch mittlerweile bereits halb elf. Nach meiner Eisdusche ging ich die Treppen runter, ganz leise, um die Lage zu erfassen. Ich hörte sie weder in der Küche, noch sonst irgendwo werkeln. Ungewöhnlich für sie, denn auch wenn sie keine Grobmotorikerin war, hörte man sie eigentlich immer. Deshalb blieb ich noch eine Weile auf der untersten Treppenstufe stehen und lauschte. Doch ich hörte nichts. Rein gar nichts. War sie schon wieder aus dem Haus? Ich stapfte missmutig ins Wohnzimmer und erschrak fast zu Tode, als sich im Augenwinkel etwas auf der Couch bewegte. Sie war also doch noch hier. Und sie schien noch fest zu schlafen. Wahrscheinlich ist auch sie erst spät eingeschlafen. Ich ging auf Jenni zu und beobachtete ihr Gesicht. Ihre Wangen waren dunkel verschmiert, da sie sich gestern wohl nicht mehr abgeschminkt hat. Auch Jennis Augenwinkel waren von angetrockneten Tränen verklebt. Sogar im Schlaf wirkte sie traurig und unglücklich. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen um sie. Irgendwas an der ganzen Schwangerschaftsgeschichte war mächtig faul, wenn sie sich nichtmal darüber freuen konnte. Vielleicht liegt es doch vielleicht noch an dem Trauma das wir vor Jahren hatten , oder besser gesagt sie . Denn ihr hatte es ihr Herz gebrochen . Ich wusste nicht mal ob sie das Kind jeh zu Gesicht bekommen hatte .

Ich setzte mich ans Ende der Couch und strich gedankenverloren aber sanft über ihre Unterschenkel, die frei lagen. Mein Blick ging nichts fixierend durch den Raum und blieb aufmal an meiner Vodka-Flasche hängen, die von gestern noch auf dem Couchtisch stand. Gerade, als ich darüber nachdachte, ob ich mir noch eine Vodka-Schorle gönnen sollte, fiel mir auf, dass sie leer war. Gestern war sie noch mehr als halb voll. Da war ich mir 100-prozentig sicher, da ich sie gestern erst geöffnet hab. Schockiert blickte ich zwischen der Flasche und Jenni hin und her und meine Hand an ihrem Unterschenkel versteifte sich. Das konnte sie nicht ernsthaft alles getrunken haben. Oder doch? Hab ich die Lage falsch eingeschätzt? Ging es ihr noch viel schlechter, als ich annahm? Aber ehrlich…das kann sie nicht echt getrunken haben. Der erste Schock wurde von einer unbändigen Wut abgelöst. Nein! Das ging zu weit. Sie war schwanger. Wie konnte sie sich dann nur so die Kante geben? Wo war meine immer zuverlässige und gewissenhafte Frau hin? Dieses Häufchen Elend, was da neben mir auf dem Sofa lag war mir auf einmal völlig fremd.

So außer mir, wie ich war, sprang ich vom Sofa auf und rüttelte und schüttelte sie, bis sie endlich wach war und mich ganz verstört anblickte. „Kimi! Was soll das denn? Du hast mich beinahe zu Tode erschrocken!“ schrie sie mich an und mein Geduldsfaden riss. „Was das soll? Sag du mir erstmal, was DAS hier soll!“ und ich hielt ihr die leere Flasche unter die Nase. „Jenni, das ist doch echt das Letzte! Erzählst mir, du seiest schwanger und besäufst dich hinterher? Bist du noch ganz bei Trost?! Das hätte ich echt nicht von dir erwartet. Sag mir endlich, was hier nicht stimmt. Bist du überhaupt schwanger oder war das nur eine Lüge?“
„Warum sollte ich sowas erfinden?“ sagte sie nur träge und wendete den Blick ab. Ihr Blick war nicht einmal mehr enttäuscht, wie gestern, sondern nur noch leer.
„Jenni!“ ich rüttelte sie erneut und wusste selbst nicht, wohin das führen sollte. Sie sollte einfach nur mit mir reden, anstatt nur leer in die Ferne zu starren. „Das kann doch alles nicht wahr sein. Erzähl mir doch endlich, was los ist! Es tut mir Leid, was ich gestern gesagt habe. Es war nicht so gemeint, aber versteh mich doch. Ich begreife einfach nicht, was hier vor sich geht. Ich dachte, du würdest dich über ein Baby freuen. Also…bist du schwanger, oder nicht?“ Sie schaute mich an und kramte in ihrer Hosentasche. Als sie gefunden hat, was sie suchte, drückte sie mir in die Hand, was meine Frage beantwortete. Ich schaute mir das kleine, beinahe quadratische Schwarz-Weiß-Bild an. In der Mitte konnte man mit viel Fantasie einen kleinen Knubbel entdecken und als ich begriff, was das bedeutete, konnte ich sie nur noch sorgenvoll anblicken. „Warum tust du das?“
„Warum tue ich was, Kimi?“
„Warum betrinkst du dich, wenn du schwanger bist? Seit wann setzt du Leben aufs Spiel? Und dann auch noch von so einem kleinen wehrlosen Menschen?“
„Kimi, ich hab den Vodka nicht getrunken. Ich hab…“ ich schnitt ihr das Wort ab, weil ich mir nicht erklären konnte, wie die Flasche sich dann geleert hat. „Und wieso ist die Flasche nun leer? Vodka löst sich nicht über Nacht in Luft auf.“ Ich sah sie grimmig an und wartete auf ihre Stellungnahme.
„Es ist deine Sache, ob du mir glaubst, aber wenn ich dir sage, ich hab ihn nicht getrunken, dann ist das auch so. Hab ich dich jemals angelogen?“
„Woher soll ich das wissen? Wo ist der Vodka dann hin? Gestern Abend war er noch mehr als halb voll!“
„Und dann glaubst du, ich hätte ihn getrunken und würde jetzt in der Lage sein, mit dir dieses Gespräch zu führen?“ Da hab ich tatsächlich nicht drüber nachgedacht. Wenn sie die Flasche wirklich allein geleert hätte, wäre Jenni tatsächlich wohl kaum schon anzusprechen. Noch dazu vertrug sie kaum Alkohol und trank außer mal ein, zwei Gläser Sekt kaum etwas. „Ich konnte das Zeug nicht mehr sehen. Es hat mich wütend gemacht, weil es mich so verlockend angeschaut hat. Da hab ich es dem Gummibaum gegeben.“
Auch wenn an der Situation gerade wirklich gar nichts komisch war, so musste ich bei dem Gedanken an einen besoffenen Gummibaum doch schmunzeln.
Ich ließ mich wieder neben Jenni auf die Couch fallen. Diese Streitereien machten mich müde. Und Jenni anscheinend auch. Sie ließ die Schultern hängen und ihr Gesicht war vor Sorge um 10 Jahre gealtert. „Ich kann nicht darüber reden, Kimi. Es tut mir Leid. Es tut immer noch weh an sie zu denken“, sagte sie leise und sah auf ihre Hände ."Hast du das Kind gesehen , ich meine nach der Geburt . War sie so süß wie du?". Sie schluckte und eine Träne lief ihr die Wange herunter und gelangte auf ihr shirt . Sie sah mich an . Dass sie meinen Blick die ganze Zeit gemieden hatte, ist mir erst jetzt aufgefallen, als sie mich so eindringlich ansah mit ihren traurigen, verheulten, aber immer noch wunderschönen Augen. „Jenni, sag doch was was oder hast du mir nichts zu sagen ?!“ Das galt nicht als Vorwurf oder Aufforderung. Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte oder wie ich ihr helfen konnte.
„Halt mich einfach fest.“ Und ich tat, wie mir befohlen und legte meinen Arm um ihre Schulter und zog sie zu mir. Sie wollte jetzt nicht weiter reden, das wusste ich, aber eine Sache lag mir noch gewaltig schwer auf dem Herzen.
„In drei Tagen werde ich nach Austin fliegen müssen. Wie sieht es bei dir aus? Kommst du klar hier? Oder willst du mitkommen? Etwas Abwechslung tät dir bestimmt auch gut. Die Presse halt ich dir schon vom Leib, das verspreche ich dir.“
„Das ist keine gute Idee. Ich habe hier noch ähm Termine und ich brauche erstmal etwas Zeit für mich. Aber Kimi…danke.“ Ich sah sie lächelt an und hielt sie einfach nur fest . Ich wusste das sie keine Termine hatte aber sprach sie darauf nicht mehr am

"Sie war eine kleine Puppe sie war 53 cm und wog 3 125 und hatte schon einen kleinen braunen Haareschopf auf den Kopf , sie hatte ein kleines rundes Köpfchen ." Sie hatte ihren Kopf in meine Halsbeuge gelegt und dies sehr leise geflüstert . "Ich habe mich bei ihren adoptiv Eltern erkundigt , ihr geht es gut sie hat strahlend Blaue Graue augen und ist sehr dick köpfig . Sie ist jetzt etwa 15 Jahre alt ."

Den ganzen Tag verloren wir kein Wort mehr über unser Kind. Das lag wohl daran, dass wir generell kaum noch ein Wort gewechselt haben. Als Jenni vom Sofa aufstand, ging sie nur über den Umweg Dusche in unser Ehebett und verließ dieses auch nicht mehr. Ich hoffte, egal, was sie so sehr bedrückte, dass sie kämpfen würde und jetzt nicht den Kopf in den Sand steckte, denn genau danach sah es heute aus.

The final raceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt