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Kapitel 5 - Gute Miene, böses Spiel

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»Worüber denkst du so angestrengt nach?«

Dina zog ihr Biologiebuch aus der Tasche und warf es vor sich auf den Tisch. Das laute Geräusch ließ mich zusammenzucken, und ich schaute auf. 

Meine beste Freundin hatte beide Augenbrauen gehoben, als würde sie sich ernsthafte Sorgen um mich machen, und deutete dann zu meinem Handy hinunter.

»Schreibst du heute noch etwas, oder starrst du nur das Display an?«

Ich runzelte die Stirn. Auf meinem Handy schaute mir ein leeres Nachrichtenfenster entgegen. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich es geöffnet hatte und wie lange ich schon darauf hinunterblickte, ohne etwas zu tippen. Vielleicht seit einer Minute, wahrscheinlich aber schon länger. 

Dabei wäre es einfach gewesen, Raphael eine Antwort zu geben. Seine Frage war nicht schwierig.

In den letzten Tagen hatten wir angefangen, locker miteinander zu schreiben. 

Nichts Tiefgründiges und auch keine wirklich persönlichen Sachen, aber wir kannten uns ja auch kaum. Daher floss das Gespräch eher oberflächlich dahin, drehte sich um Freunde, das neue Shoppingcenter in der Stadt und wo man das beste Eis herkriegte, wenn die Sonne mal wieder unerträglich heiß vom Himmel schien. 

Ich erzählte ihm von meinen Plänen in den Ferien, und er redete vom neuesten Klatsch auf dem Schulhof und natürlich über Fußball.

Als ich heute Morgen aus dem Bett gekrochen war und meine Nachrichten prüfte, hatte er mir eine Einladung zu einem seiner Spiele geschickt, und obwohl ich das sehr nett von ihm fand, war ich ihm noch immer eine Antwort schuldig. 

Ich hatte keine Ahnung, weshalb ich nicht einfach zusagte. 

Ständig wanderte meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung, und ich erwischte mich dabei, wie ich mir Gedanken um den Idioten machte anstatt um Raphaels Spiel.

Zunächst einmal war es das Schild in Lukas' Fenster, das mich das Handy zur Seite legen ließ. Ich hatte mich gerade im Bett aufgerichtet, als meine Augen daran hängen geblieben waren.

Er hatte schon wieder [Schönen Tag] geschrieben. Wie schon die letzten Tage.


Langsam ging mir das wirklich auf die Nerven. 

Vor allem, weil ich ihn verdächtigte, das Schild nicht mal jeden Morgen neu zu schreiben. Er ließ den Zettel einfach hängen und das war ja mal der Gipfel der Faulheit! 

Ich selbst dagegen gab mir alle nur erdenkliche Mühe. Ich stand fast zehn Minuten vor dem Fenster, die Finger um den Stift verkrallt, und überlegte mir, wie ich ihn provozieren könnte, ohne dass meine Eltern auf den Plan kämen. 

Aber leider war mein Gehirn wie leer gefegt gewesen, und mir fiel nichts ein, was den Anschein eines Kompliments machte und Lukas aus der Reserve lockte.

Ich stand nur da und lauschte dem Ticken der Uhr an der Wand, das mich daran erinnerte, dass ich mich für die Schule fertig machen sollte. Und so gab ich schließlich auf und schrieb:

[Gute Besserung]

Lukas würde schon verstehen, was ich meinte.

Als ich wenig später beim Frühstück hockte, hatte ich Raphael leider schon vergessen, und erst als ich in der Schule saß und jemanden über die Sportstunde reden hörte, erinnerte ich mich an ihn. 

Doch als ich in der Pause schreiben wollte, drifteten meine Gedanken zurück zum Café, und anstatt darüber nachzudenken, wie erfrischend ich Raphaels Art zu erzählen fand, kam mir wieder in den Sinn, wie seltsam die Stimmung geworden war, als Lukas' Name fiel.

All die Worte zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt