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Ich stehe am Bahngleis und schaue etwas unbeholfen den Zug hoch und runter. Hier habe ich mich mit Maja verabredet, meiner allerbesten, etwas pummligen und immer zu späten Freundin. Wie gewöhnlich ist sie zu spät. Der Zug stösst einen gellenden Pfiff aus. Nervös blicke ich mich um. Was wenn sie nicht kommt und der Zug ohne mich abfährt? Ich entscheide mich gerade schweren Herzens ohne Maja in den Zug zu steigen, als ich meinen Namen höre. Blitzschnell drehe ich mich um und sehe wie sie auf mich zu gekeucht kommt, mit ihrem schwerem Koffer im Schlepptau. Er sieht schon ziemlich geschunden aus und so wie er da hinter ihr her geschleift wird, denke ich nicht, dass er das Ende dieses Schuljahres noch erleben wird. 

Jetzt hebe auch mich meinen Koffer hoch und laufe so schnell ich kann auf den Zug zu. Kurz bevor ich einsteige, halte ich an und warte bis Maja von mir einsteigt. Als sie drinnen ist, hebe ich meinen Koffer an und schmeisse ihn ihr hinterher in den Zug. Sie kann gerade noch ausweichen und tut gespielt empört. Dann springe ich auch hinein. Genau in der Sekunde, als er sich in Bewegung setzt. Erleichtert, dass wir es noch rechtzeitig geschafft haben, stehe ich keuchend neben Maja. Dann fangen wir an zu lachen. Das passiert uns jedes Mal. Immer kommen wir nur so knapp auf den Zug. Bis jetzt haben wir es immer geschafft. Wieder ergreife ich meinen Koffer und schleife ihn den Gang entlang. Maja folgt mir. Sie röchelt etwas, lacht aber immer noch. Wir kommen an vielen Abteilen vorbei, doch keines hat noch Platz für uns. Am liebsten sind wir alleine in einem Abteil. Aber alle sind schon voll.

 Auf einmal kommt uns eine Gruppe von drei Jungs entgegen. Na toll, in diesem engen Gang können wir uns nie an einander vorbei quetschen. Ich fand schon immer, dass die Gänge viel zu eng sind. Mein Koffer passt ja kaum durch. Und dann müssen es auch noch ausgerechnet Malfoy, Crabbe und Goyle sein. Ich mochte diese Typen noch nie. Sie sind gemein und haben das Gefühl, dass sie die allerbesten und coolsten sind. Ich drehe mich kurz um und werfe Maja einen Blick zu, der soviel heisst wie "Na-toll-das-auch-noch!". Sie erwidert es mit einem Grinsen. Sie mochte solch peinliche Situationen schon immer. Wenn sich jemand anderes lächerlich macht, will sie immer die sein, die alles als erstes mitbekommt und dann alles den anderen weitererzählen. Sogar bei mir findet sie das ganz oft total lustig und immer äusserst interessant.

Ich und Maja stehen Malfoy und seiner Gang jetzt gegenüber. Er lässt sich jedoch durch den fehlenden Platz nicht stören und rammt mich einfach an der Schulter. Ich falle gegen die Glasscheibe. Maja stellt sich kurz in das Abteil neben ihr, sodass sie nicht auch noch gerammt wird. Ich stehe wieder auf und reibe mir die schmerzende Schulter. Ich hatte mir auch den Kopf gestossen, doch das tut nicht so weh. "Arschlöcher", murmle ich. Malfoy muss das gehört haben, denn er dreht sich mit funkelnden Augen um. Nervös versuche ich wieder zurück zu weichen, jedoch stosse ich wieder gegen die Glasscheibe. Er beugt sich zu mir vor und flüstert leise "Wenn du noch einmal den Mund in meiner Gegenwart aufmachst, dann verhex ich dich so, dass du dich nicht mal mehr an den Namen deiner Eltern erinnern kannst, du wertloses Halbblut." Dann stellt er sich wieder gerade hin und lächelt mich so an, als ob nichts gewesen wäre. 

Maja findet es nun gar nicht mehr lustig und schaut Malfoy mit grossen Augen nach, wie er den Gang entlang stolziert. Ich bin immer noch ziemlich erstarrt und Maja muss mich sogar den Gang entlang schleifen. Endlich finden wir ein völlig leeres Abteil ganz vorne im Zug und setzten uns ans Fenster. Maja muss, wie immer, vorwärts fahren, da sie mich sonst ankotzt, so wie bei unseren aller ersten gemeinsamen Zugfahrt. Immer wenn ich daran zurück denke, kommt eine Mischung von Ekel und Belustigung in mir hoch. Eine Weile schauen wir nur aus dem Fenster und sagen nicht, doch dann kommt die unumgängliche Lieblings Frage von Maja. "Hast du jetzt endlich einen Freund?" Ich verdrehe die Augen und schüttle etwas belustigt den Kopf. "Und du? Hast du einen?", frage ich schelmisch und stupse sie mit dem Fuss an. Auch sie schüttelt den Kopf, zwinkert jedoch. Bei ihr kann man sich irgendwie nie sicher sein, was sie wirklich meint. Aber bis jetzt kenne ich sie gut genug. Ich weiss, dass sie immer noch keinen hat. Sonst wären das ihre allerersten Worte an mich gewesen. Noch bevor wir in den Zug eingestiegen wären. Diese Fragen waren nun nur noch Routine. Dann herrscht wieder Schweigen. Irgendwann grabe ich ein Buch aus den Tiefen meiner Tasche und fange an zu lesen. Doch die Worte die Malfoy mir zu gemurmelt hat, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.

Lou Classic//Draco Malfoy FanFicWo Geschichten leben. Entdecke jetzt