Kapitel 4

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Am nächsten Tag wurde ich von einem lauten Schnarchen geweckt. Verwirrt blinzelte ich gegen die Sonnenstrahlen, als mich eine braune Haarsträhne im Gesicht kitzelte und eine Hand auf meinem Bauch lag. Erschrocken fuhr ich hoch und saß nun völlig aufrecht im Bett. Sofort bekam ich Kopfschmerzen und ich ließ mich wieder zurück in mein Kissen fallen. Wo bin ich? Ich sah mich um. Definitiv mein Zimmer. Ich betrachtete die schlafende Person neben mir, die sich als Emma herausstellte. Mir kamen wieder die Gedanken von Gestern in den Sinn und ich spürte wie eine Träne von meiner Wange lief. Plötzlich bemerkte ich den ekelhaften Geschmack in meinem Mund und machte mich, das aufsteigende Schwindelgefühl ignorierend, auf dem Weg in mein Badezimmer. Ich taumelte zum Badezimmerschrank um mich festzuhalten. Alles drehte sich und als meine Sicht wieder klarer wurde betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare waren durcheinander und mein Augenmakeup hing unter meinen schweren Augen. Meine linke Wange schimmerte blau und war leicht angeschwollen. Ich trug statt meinem Kleid ein viel zu großes T-shirt und überall auf meinem Körper waren Blutergüsse zu sehen. Stumm liefen Tränen über meine Wagen. Ich fühlte mich so benutzt, so dreckig, ich stellte mich unter die Dusche und ließ das warme Wasser auf mich herabprasseln. Eine halbe Stunde später schlurfte ich in einer Jogging Hose und dem gleichen T-Shirt wie vorhin wieder zurück in mein Zimmer und legte mich wortlos zurück zu Emma in mein warmes Bett und und schlief wieder ein.

"Wie geht es ihr?" Hörte ich im Halbschlaf jemanden sagen, doch ich öffnete meine Augen nicht. "Ich weiß es nicht ich habe geschlafen" sagte eine andere Stimme. Langsam öffnete ich meine schweren Lider und blickte in die besorgten Augenpaare meiner Eltern und in das von Emma. Sofort wurde ich von Emma in eine feste Umarmung gezogen und sie schniefte in meine Haare: "Es tut mir so leid! Das war alles meine Schuld, ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen!" Ich konnte nichts erwidern und saß einfach wie versteinert da. Als sie mich wieder los ließ konnte ich Tränen in ihren braunen Augen glitzern sehen. Mein Gehirn war leer und ich fühlte mich so ausgelaugt. Meine Mutter drückte mir eine Tasse Tee in die Hand. Emotionslos bedankte ich mich dafür und starrte die Wand gegenüber von mir an, als meine Eltern mein Zimmer verließen.

Der restliche Tag verging schleppend langsam. Ich blieb nur in meinem Bett liegen und starrte die Decke an. Erst als Emma schon lange gegangen war und es draußen bereits dämmerte machte ich mich bettfertig und hüllte mich in meine warme Bettdecke. Tatsächlich dauerte es nicht lange bis ich in meine Traumwelt schwiff.

~"Lass mich los!" Keuchte ich gegen die kühle Abendluft. Ich spürte einen Schlag in meinem Gesicht. Seine harten Worte hallten immer wieder in meinen Gedanken: "Sei ruhig!". Seine kalten Finger spürte ich überall auf meinem Körper. Seine Blicke brannten auf meiner Haut. Seine Schläge hinterließen immer wieder Spuren auf mir. Ich versuchte mich aus seinem eisernen Griff zu befreien, doch er war zu stark. Panisch schrie ich um Hilfe. Immer lauter. Meine Lunge brannte bis ich verstummte. Niemand hörte mich. Niemand.~

Schweißgebadet wachte ich auf. Meine Wangen waren nass und ich zitterte überall auf meinem Körper.

Es war nur ein Traum.

Am nächsten Tag wurde ich sanft von meiner Mutter geweckt: "Wenn du willst kannst du zu Hause bleiben mein Liebling". Ich schüttelte den Kopf. "Nein, das schaffe ich schon", erwiderte ich und versuchte zu lächeln. Sie sah mich mitleidig an, nickte dann aber.

Nach meiner Dusche zog ich mir einen übergroßen weißen Sweater und eine schwarze Jeans an. Meine Blutergüsse konnte man so nicht sehen. Als ich mich in meinen Spiegel sah, erschrak ich vor meiner selbst. Ich hatte tiefe Augenringe und meine linke Wange war immernoch leicht blau. Ich versuchte es zu überschminken, was auch ganz gut gelang. Meine Haare ließ ich lose über meine Schultern hängen und zum Schluss setzte ich meine Brille auf meine Nase. Ich schlurfte die Treppe nach unten und aß müde mein Frühstück, bevor ich mir meine Schuhe anzog und mich auf den Weg zur Schule machte.

I hate you, I love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt