Kapitel 5

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,,Tommy, hast du verstanden, was Mr. Jonas gesagt hat?", fragte ich und Timothy nickte leicht abwesend.

,,I-Ich trinke nicht so viel. Nur auf Partys und geraucht habe ich auch noch nicht. Wieso versagen meine Nieren?", fragte er und ich presste meine Lippen aufeinander.

Er dachte, dass er Schuld war, dabei war es nichts, was ihn betraf. Also es betraf ihn schon, aber es hatte nichts mit seinem Handeln zu tun.

Es könnte jeden treffen und es hatte ihn getroffen.

,,Die Niere hat die Aufgabe das Blut zu reinigen und-" Er unterbrach mich. ,,Ich will keinen Biologieunterricht von Ihnen. Ich will wissen, wieso meine Nieren versagen."

Ich fuhr mir durch die Haare und könnte Mr. Jonas dafür verfluchen, dass er sich einfach aus dem Acker macht und einen Patienten mit vielen Fragen einfach stehen lässt.

Er sollte ihm alles erklären und nicht ich sollte ihm erklären, was die nächsten Schritte waren.

Hatte er denn keinen Assistenzarzt?

Ich nahm das Brett auf dem alle Daten von Timothy waren und piept seinen Assistenzarzt an.

Das konnte doch nicht war sein, dass er mir die ganze Arbeit überliess. 

,,Mr. Carter kommt gleich vorbei und erklärt dir alles weitere. Ich kenne nicht die Gründe, da mir Mr. Jonas nichts gesagt hat und auf dem Brett steht es auch nicht, aber jeder Arzt hat einen Assistenzarzt. Er weiss auch über alles bescheid, was der Arzt weiss."

Timothy nickte leicht. ,,Hey, Kopf hoch. Eins weiss ich. Dass die meisten Nierenprobleme mit einer neuen Niere gelöst werden können. Ich will dir keine Hoffnungen machen, dass darf ich gar nicht, aber da du zwei Brüder hast, sollte es einfach sein."

Ich zwinkerte ihm zu und er nickte wieder nur leicht. Timothy schien wohl am Boden zerstört zu sein.

Dann sah ich auf die Uhr und musste nun schon wieder weiter. ,,Kann ich dich alleine lassen? Mr. Carter kommt sicher jeden Moment", entgegnete ich und Timothy antwortete: ,,Ja, ja das können Sie."

Schnell ging ich in ein anderes Zimmer und begrüsste dort einen Patienten. Es war ein etwas jüngeres Mädchen, die ihr Bein gebrochen hatte.

,,Hallo, ich heisse Dylan und bringe dir dein Frühstück." Das Mädchen sah mich verwirrt an. ,,In Filmen macht das immer nur die Krankenschwester und nicht der Arzt.

,,Ich bin Krankenschwester", entgegnete ich und sie fing an zu lachen. Sie war zehn Jahre alt und ich nahm es ihr nicht übel.

,,Wieso bist du Krankenschwester?", fragte sie mich und ich legte ich Essen auf den Tisch. ,,Das ist eine etwas längere Geschichte und ich denke nicht, dass du das alles verstehen wirst und ausserdem wirst du doch heute entlassen und musst nur noch zur Kontrolle wiederkommen. Also reicht die Zeit nicht aus."

Ich zwinkerte ihr zu und sie grinste mich breit an.

,,Na gut, aber ich will wissen, wie du auf diesen Beruf gekommen bist. Nur der grösste Grund."

Ich sah sie an und stand an der Tür. ,,Mein kleiner Bruder ist der Grund."

Gerade wollte ich aus der Tür, als Katrin hinter mir stand und ihre Arme vor der Brust verschränkt hatte.

,,Dein Bruder also? Einer zehnjährigen nennst du den Grund, aber mir nicht?", schmollte sie und ich zuckte die Schultern.

,,Ihr vertraue ich mehr", lachte ich und sie seufzte. ,,Pah, dass ich nicht lache. Was hast du denn mit deinem Bruder gemacht? Hat er sich oft verletzt und du hast Krankenschwester gespielt. Ist das der Grund?", fragte sie nach und ich schüttelte den Kopf.

Ich wollte es ihr nicht sagen.

Ich wollte es niemanden sagen.

Es war mein Grund und nicht deren anderen.

Ausserdem sprach man die ganze Zeit davon, dass man auch Männer in Frauenberufen sehen möchte und wenn es einmal der Fall war, fragte jeder nach.

Plötzlich schrie jemand und ich zuckte zusammen. ,,Wer war das?", fragte ich und Katrin sah verwirrt aus. ,,Es hört sich wie Oliver an." Ich sah sie nun auch verwirrt an. ,,Wer ist Oliver?"

,,Mr. Carter."

»Nenn mich Dylan«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt