„Riley." seine Stimme lässt mich zusammen zucken. Ich nehme die Kälte in seiner Stimme wahr, die ich noch von früher kenne. Er kneift seine Augen zusammen und seine Falte zwischen den Augenbrauen verdeutlicht sich indem er sie zusammenzieht. Er sieht mich nochmals von oben nach unten an. „Hallo, Vater."
„Du bist groß geworden." dieser Satz ist eines der nettesten Dinge, die er jemals zu mir gesagt hat. „Das hat aber nichts auszusagen. Du solltest weniger essen und mehr Sport machen. Sieh nur früher warst du viel dünner du bist viel fetter geworden." Ich sehe auf den Boden. Natürlich muss er wieder alles zunichte machen. Wie habe ich auch nur denken können, dass er auch nur daran denkt, seiner Tochter ein Kompliment zu machen.
Ich höre Mariah neben mir wütend aufatmen. Sofort lege ich ihr eine Hand auf den Arm um ihr zu sagen dass es okay ist. Das war ja noch gar nichts. „Was willst du von mir?" frage ich ihn. „Oh nichts großes. Ich möchte nur, dass du mich zu deiner Mutter bringst. Ich möchte mich mit ihr aussprechen. Weißt du, ich vermisse sie. Du weißt ja wahrscheinlich nicht, was richtige Liebe ist also wirst du das nicht verstehen." erklärt er mir.
Meine Unterkiefer findet seinen Weg zum Boden. „Was? Nein! Sicher nicht! Ich werde dich nicht zu meiner Mom bringen. Was weiß Gott, was du ihr wieder antun wirst, geschweige denn mir. Und halt du mir nicht vor, dass ich nicht weiß was Liebe ist. Das weiß ich nämlich um einiges besser als du, du gefühlskaltes Schwein! Ich habe nämlich Familie und Freunde, die ich über alles liebe. Sag du mir nicht, was Liebe ist." er springt wütend auf und läuft auf mich zu.
„So redest du nicht mit deinem Vater! Das wird Konsequenzen haben junges Fräulein!" keift er mich wütend an und packt fest mein Handgelenk so dass ich mir ein schmerzerfülltes Zischen verkneifen muss. „Du bist nicht mein Vater." sage ich ruhig und reiße mich aus seinem Griff. Schnellen Schrittes renne ich aus der Wohnung und laufe geradewegs in jemanden hinein. „Harry!?" rufe ich aus und blicke ihn wütend an.
Sein Blick wird ängstlich. „Hast du etwa gelauscht?" fauche ich ihn an. „I-Ich..." versucht er mir zu antworten wird aber durch die Türe unterbrochen, die sich hinter uns schnell öffnet. Mein Vater lässt sich blicken und läuft auf uns zu. „Verdammt." rufe ich aus, packe Harry's Handgelenk und renne auf die Haustüre zu die ich sofort aufreiße.
„Du steigst jetzt so schnell in mein Auto ein wie es nur geht. Keine Widerrede okay!?" rufe ich aus. „Aber mein..." „HARRY STEIG EIN!" schreie ich ihn an und lasse seine Hand los damit er einsteigen kann. Ich renne um das Auto herum, reiße die Fahrertüre auf und steige sofort ein. Kurz bevor mich mein Vater erreicht schmeiße ich die Türe zu und drücke auf den An-Knopf des Autos.
So schnell ich kann drücke ich auf das Gaspedal und fahre los. Dass ich mich anschnallen muss ignoriere ich, ich bin gerade einfach zu wütend und aufgewühlt. Ich fahre irgendwo hin und lande schließlich auf der Autobahn. Ich drücke noch mehr auf das Gas und wir rasen mit fast 250 km/h über die Autobahn in Richtung eines alten Ortes an dem ich früher immer mit meiner Familie war.
Ich sehe kurz zu Harry und merke, dass er sich vor Angst in den Sitz krallt und seine Augen weit aufgerissen auf der Fahrbahn vor uns liegen. Ich lenke meinen Blick wieder auf die Straße und zügle die Geschwindigkeit als wir um eine Kurve rasen. Der Hass auf diesen Mann in mir wird immer und immer größer, je mehr ich an ihn denke. Meine Geschwindigkeit ändert sich auf etwa 100 km/h sobald wir auf einen Waldweg fahren.
Ich stoppe auf dem kleinen Parkplatz auf dem um diese Uhrzeit kein einziges Auto steht. Ohne ein Wort steige ich aus, gehe auf den Steg zu und setze mich dort hin.Ich ziehe meine Schuhe aus, lege sie neben mich und lasse meine Füße im See baumeln. Das kalte Wasser verdrängt meine Wut ein wenig und lässt mich klarer sehen. Seufzend lasse ich meinen Rücken auf das leicht modrige Hloz unter mir gleiten. Automatisch zieht es meine Füße ein wenig aus dem Wasser und ich fühle ein paar Wassertropfen, die mein Schienbein herunter in das klare Wasser des Sees laufen.
Ich höre schnelle Schritte und spüre, wie sich Harry neben mir nieder lässt. „Es ... es tut mir Leid. Es tut mir so, so, so Leid Riley! Ich hätte dir nicht folgen sollen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, es ist nur ich habe vorhin durch das Telefon ein wenig gehört, was der Typ gesagt hat und..." ich unterbreche ihn.
„Und das hat dich neugierig gemacht, ich verstehe. Aber Harry, manchmal ist neugierig sein schlecht. Es kann gefährlich werden, wie du das vielleicht mitbekommen hast." ich sehe ihn kalt an. Er hat mich enttäuscht. „Ich weiß Riley. Es tut mir so sehr Leid." antwortet er mir verzweifelt.
Eine Weile ist es still zwischen uns. Er lässt mich in Ruhe und das ist gut so. Ich kann die Neugier trotzdem in seinen Augen erkennen. So, wie ich es befürchtet hatte kann er sich auch nicht zurückhalten. „Riley ... was meintest du vorher damit mit, dass dein Vater etwas deiner Mutter angetan hat? Und warum war er so böse? Ich verstehe das alles nicht! Was hat er dir angetan, dass du deinen Vater so sehr hasst?" fragt er mich. Ich sehe ihn böse an.
„Glaub ja nicht dass ich dir irgendeine scheiß Frage beantworte, Harry. Wir werden jetzt zurück fahren. Sag mir wo du wohnst." Er nickt resigniert. Ich stehe auf und er tut es mir mit gesenktem Kopf nach. „Es tut mir ehrlich Leid Riley." versucht er es erneut. „Hör endlich auf, dich die ganze Zeit zu entschuldigen! Halt einfach deinen Mund, dann ist alles gut."
Ich gehe schnellen Schrittes auf mein Auto zu und setze mich hinein. Ich warte bis sich Harry in mein Auto setzt, dann fahre ich auch schon los. Meine Hand bewegt sich zu dem Radio und schaltet es an. Harry sagt mir seine Adresse und ich gebe es einfach in mein Handynavi ein.
Die Metal-Musik, die aus dem Radio klingt wird durch das Klingeln eines Handys unterbrochen, das jedoch nicht mir gehört. Harry zieht sein Handy aus der Hosentasche und geht dran. „Hallo?", fragt er. Ich schalte das Radio aus und hörte eine hysterisch klingende Stimme aus dem Telefon. Verstehen kann ich aber aufgrund des Automotors und der Reifen auf der Straße nichts.
Harry sieht ein wenig genervt aber ich kann auch eine Mischung von Panik und Liebe erkennen. Die Stimme aus dem Telefon klingt weiblich. Hat er etwa eine Freundin? „Nein Gemma, mir geht's gut. Ich bin gleich zu Hause mach dir keine Sorgen. - Okay. - Ja. - Bis dann." Er seufzt und lässt sein Handy zurück in die Hosentasche gleiten. Ein leicht saurer Blick liegt nun auf seinem Blick. Harry kramt in seiner Tasche, zieht seine Brille hervor und zieht sie auf.
„Sag mal, kann es zufällig sein, dass du gar keine Brille brauchst, Harry?", frage ich ihn. „Ich meine, du hast gerade die ganze Zeit keine getragen, da gehe ich mal davon aus, du brauchst gar keine." „Du hast mich durchschaut." Harry lächelt leicht verlegen, während er über seine Haare streicht um zu sehen, ob sie noch sitzen. „ Lass sie aus. Mich dürfte es nicht stören, dass du gerade ganz gut aussiehst. Schließlich habe ich einen Freund." Ich grinse leicht. Harry lacht etwas auf und sieht zu mir. „Gut aussehend?", fragt er und lässt die Brille zurück mit seinem Brillenetui in seine Tasche gleiten. „Ja. Hat dir noch niemand gesagt, dass du eigentlich ziemlich gut aussiehst?", frage ich ihn. Auch wenn ich ihm die Wahrheit sage, ich tue das hier um mich von meinem Vater abzulenken.
Harry wird rot und senkt seinen Blick. „Nein noch niemand", antwortet er und ich kann etwas trauriges in seiner Stimme auffassen. „Nicht mal deine Freundin?", frage ich ihn. „Freundin? Ich habe keine Freundin. Um ehrlich zu sein..." Er stoppt aber in dem Satz und lenkt sein rotes Gesicht in Richtung Fenster. Ungläubig starre ich ihn an. Was war das dann gerade? Ich lache kurz, was ihn zu mir sehen lässt.
„Nein oder? Du hattest noch nie eine Freundin? Wer war das dann gerade?", nun war es an Harry zu lachen. „Das war meine große Schwester Gemma. Und ähm ... nein. Ich hatte noch nie eine Freundin."
„Und was ist mit erstem Kuss? Erstes Mal? Echt? Noch nie?", frage ich ihn ungläubig als er seinen Blick abwendet. „Ich ... ähm ... ich wollte warten, bis die Richtige kommt. Ich weiß das klingt jetzt ziemlich dumm." Antwortet er mir. „Nein", gebe ich zurück. Verwirrt sieht er mich an. „Was?" „Ich finde das sogar richtig toll. Weißt du ich hätte beides auch gerne noch nicht gehabt. Mein erstes Mal war an meinem sechzehnten Geburtstag. Ich war damals noch nicht mit Brandon zusammen sondern mit meinem ersten Freund. Ich weiß nicht wir haben es beide nicht so geblickt. Es war ehrlich gesagt richtig scheiße", lache ich.
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Ich setze Harry vor seinem Haus ab und fahre sofort nach Hause. „Alles okay, Maus?", fragt mich meine Mom. Ich nicke nur und gehe in mein Zimmer. Dort mache ich mich Bettfertig und lasse mich in mein Bett fallen. Mit meinen Gedanken bei Harry und meinem Vater schlafe ich schließlich ein.
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Behind Your Eyes | h.s.
Fanfiction-Kein fester Uploadplan- 18. April 2016. Das war der Tag, an dem ich zuletzt gesehen habe. Er ist einfach verschwunden und ich weiß nicht wohin. Nichts hat er hinterlassen, nicht mal einen winzigen Kern von Staub. Wenn ich wüsste, was der Grund se...