Ich sehe mich verwirrt nach der Stimme um. „Huh?", gebe ich von mir und merke erst jetzt, dass die Stimme von dem braun-haarigen Streber kommt. Ich blicke ihm in die Augen und er sieht schnell zu Boden. „Ich ähm..." Versucht er es mir erneut zu sagen, doch ich unterbreche ihn. „Schon gut ich hab dich verstanden, ich war gerade nur etwas verwirrt von deinem Angebot", lächele ich und zwinkere ihm zu. Sofort wendet sich sein Blick wieder ab und seine Wangen färben sich in einem tiefen Rot.
„Wie heißt du denn überhaupt?", frage ich ihn erst mal. „Ähm ... ich heiße H-Harry", antwortet er mir stotternd. Ich lächele ihn aufmunternd an. „Ich bin Riley", gebe ich ihm zurück. „Uhm, das weiß ich schon?", er lässt den Satz eher als eine Frage stehen. Ich lache. „Okay. Also, und du kannst mir bei Chemie helfen?", frage ich ihn um auf den Punkt zu kommen. „Ja." Wow, die erste Antwort, die er relativ selbstsicher sagt. „Das ist toll. Wann hast du mal Zeit? Ich meine, du kannst ja mal vorbei kommen und wir können etwas lernen?", frage ich ihn."Ähm ... wenn das für dich okay ist. Ich kann eigentlich jeden Tag die Woche", antwortet er mir. Mein Lächeln wird breiter. „Okay...lass mich überlegen. Morgen ist Samstag. Möchtest du am Montag um sechzehn Uhr zu mir kommen?", er nickt sofort. „Okay. Und ähm..." - „Meine Adresse stimmt!", ich lache und schreibe sie ihm auf. Dann lehne ich mich zu Jesy. „Ich gehe wieder zu den Anderen. Ich glaube Tessa muss dringend mal was Trinken und Tim hält sie wahrscheinlich nicht mehr sehr lange aus. Kommst du mit?", sie sieht zu meinen Leuten und nickt. Dann sieht sie zu Harry und verabschiedet sich von ihm.
„Tschüss Harry, bis Montag!", rufe ich ihm zu. Ich höre ihn ein leises 'Tschüss' murmeln. Ich stehe von der Couch auf, zwinkere Harry nochmal zu und verschwinde mit Jesy in der Menge zu meinen Freunden. Mariah sehe ich inzwischen nicht mehr, sie ist wahrscheinlich wieder bei irgendeinem Jungen. Tim stolpert gerade ein paar Schritte, das Gewicht von Tessa lastet sicher schwer auf ihm. Ich haste schnell zu ihnen und schnappe mir einen Arm von Tessa und ziehe ihren Körper leicht auf meinen. Sie seufzt und lehnt sich sofort auf mich weshalb ich einen Schritt zur Seite mache.
Tim freut sich sichtlich. „Ich fliege!", ruft er leise und ich lache. Jesy lächelt und schlingt ihren Arm um seine Hüfte. Er küsst sie auf den Kopf und lächelt sie verliebt an. Ich sehe sofort zu Tessa, da sie ein würgendes Geräusch von sich gibt. Da der Ausgang am nächsten liegt ziehe ich sie dorthin. „Halt durch, Tess." Verzweifelt drängen wir uns durch die Menge, Tessa hält sich mittlerweile schon die Hand vor den Mund. Sobald ich die Gestalt von Dave vor mein Auge erkenne, atme ich erleichtert auf.
Ich bekomme den Türgriff zu fassen und wir stolpern ins Freie. Tessa keucht bei der kalten Luft, die uns in die Lunge dringt und wir rennen sofort zum nächsten Mülleimer. Sie steckt ihren Kopf in die runde Öffnung und ich höre, wie sie ihren Mageninhalt von sich gibt. Wortwörtlich kotzt sie sich gerade die Seele aus dem Leib. Schnell handle ich und greife nach ihren Haaren, damit sie sie nicht stören.
Wir stehen bestimmt zwei oder drei Minuten hier draußen, bis sie sich schließlich aufrafft und sich angeekelt über den Mund wischt. Ich halte ihr ein Taschentuch entgegen, welches ich mit einer Handtasche gesucht hatte und lasse ihre Haare los. Sie macht ihren Mund und ihre Hände sauber und sieht in meine Augen. Sie sind glasig und ihre Pupillen verdecken fast ihre ganze Iris. „Wasser", keucht sie und der Geruch ihres Erbrochenen schwingt zu mir hinüber. Ich verziehe angewidert meine Nase und drehe meinen Kopf ein wenig weg.
Ich drücke Tessa an Dave vorbei wieder in den Club und ziehe sie an die Theke, wo wir uns eingequetscht zwischen wildfremden Menschen ein Wasser bestellen. Tessa fängt langsam an zu trinken und ich sehe, wie sich ihre Gesichtszüge langsam entspannen. Sie legt ihren Kopf auf die Theke. „NEIN! Tessa! Kopf hoch! Ich hol dir ein Taxi." Sie schreckt hoch und ich ziehe sie wieder zurück vor den Club. „Man ich bin hier noch keine zwanzig Minuten drinnen gewesen Tess!", motze ich sie an. Sie murmelt nur etwas unverständliches und lässt sich von mir weiterziehen. „Kein ... Taxi", keucht sie. Ich sehe sie böse an und ziehe sie in die Richtung meines Autos. „Himmelherrgott Tessa kann ich vielleicht einmal, ein verdammtes Mal auf einer Party bleiben, wo ich nicht nach einer halben Stunde gehen muss um dich nach Hause zu bringen und dann wieder keine Lust habe wieder hin zu fahren! Such dir nächstes Mal jemand anderen aus!", laiere ich meine alltägliche Rede herunter. Tessa kennt diese Worte wahrscheinlich schon auswendig und ich glaube sie hört mir nicht mal zu.
Ich schließe also mein Auto auf und setze Tessa vorsichtig auf den Nebensitz. Dann schlage ich die Türe zu und sehe wie Tessa kurz zusammen zuckt. Ich lache kurz auf und setze mich dann auf die Fahrerseite. Sie hat sich noch nicht mal angeschnallt. Also greife ich um ihren zierlichen Körper und schnappe mir den Gurt. Dass ich dabei ein paar ihrer Haare erwische merke ich erst, als Tessa schmerzerfüllt aufstöhnt. Schnell schnalle ich sie an und fahre los.
Nach nicht mal einer Minute höre ich das Schnarchen ihrerseits. „Man Tessa, wie soll ich dich jetzt in dein Haus bekommen, ohne deinen Vater fragen zu müssen ob er dich reinbringt! Mädchen du wirst so einen Ärger bekommen und ich ebenfalls! Warum machst du das nur immer? Ist das deine Art von Revolution? Wenn ja, die zieht bei dir, wie bei den anderen Millionen Teenagern auf dieser Welt nicht!", dass sie mich nicht hört, da sie schläft war mir vollkommen egal. Ich rede einfach.
Ich parke vor dem riesigen Haus und sehe zu Tessa hinüber. Meine Hand findet ihre Schulter und rüttelt an ihr. „Tess? Tess? Te-hess! TESSA MAN AUFSTEHEN!", schreie ich und sie öffnet langsam ihre Augen. „Was?", fragt sie verschlafen. „Nicht nochmal einschlafen ich gehe nur ums Auto rum. Und wenn du einschläfst lasse ich dich hier auf dem Gehsteig liegen!", Tessa nickt langsam. Ich reiße die Türe auf, renne in Rekordzeit um das Auto und ziehe Tessa hinaus ins Freie.
Sie lehnt sich an mich und ich schnappe ihre Tasche. Ich sehe zum Haus auf und finde kein Licht, das brennt. Gut, wenigstens ein Vorteil, dass Tessa's Eltern schlafen. Jetzt müssen wir nur noch leise sein. Ich suche den Schlüssel in ihrer Tasche als wir vor der frisch weiß lackierten Haustüre stehen. Endlich finde ich den klimpernden Schlüssel und versuche leise die Türe aufzuschließen.
Wir schaffen es in Tessas Zimmer und ich setze sie auf ihr Bett. Sie legt ihren Kopf auf das Kissen und schläft sofort wieder ein. Vorsichtig ziehe ich ihr die Schuhe aus und lege sie zusammen mit ihrer Jacke und ihrer Tasche an ihren Schreibtisch. Dort schnappe ich mir einen Zettel und hinterlasse eine kleine Nachricht für sie. Schnell mache ich mich auf den Weg nach unten und will die Haustüre öffnen, als mich eine Stimme aufhält.
„Riley." Ich drehe mit um und sehe Tessas Vater, Walter Dohorthy stehen. „Mr. Dohorthy", gebe ich zurück und sehe ihn ein wenig abwertend an, was er durch die Dunkelheit hoffentlich nicht sehen kann. „Ist Tessa schon wieder betrunken oder warum hast du sie mal wieder nach Hause gebracht?", fragt er mich misstrauisch. „Nein, sie war nur sehr müde." Innerlich verfluche ich mich und beiße mir auf die Wange, da mir keine glaubwürdigere Lüge eingefallen ist. Ich denke Tessas Vater ist einfach müde, denn er nickt nur. „Na gut. Dann gute Nach junges Mädchen", er grinst mich an.
Immer noch angewidert wende ich mich von ihm ab. „Gute Nacht", antworte ich und schlage die Türe hinter mir zu. Schnell renne ich zu meinem Auto und schlage die Fahrertüre zu. Mit schnellem Atem lehne ich meine warme Stirn an das Lenkrad und atme tief durch. Schließlich raffe ich mich doch auf und fahre zu meiner Familie nach Hause.
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Behind Your Eyes | h.s.
Fanfiction-Kein fester Uploadplan- 18. April 2016. Das war der Tag, an dem ich zuletzt gesehen habe. Er ist einfach verschwunden und ich weiß nicht wohin. Nichts hat er hinterlassen, nicht mal einen winzigen Kern von Staub. Wenn ich wüsste, was der Grund se...