In der Schule ist eigentlich heute nichts wichtiges passiert. Dafür danach. Nicolas hat mich wieder angerufen und meinte zu mir, dass mein Vater nicht mehr locker lassen würde. Er hätte gestern Einiges in Nicolas Wohnung kaputt gemacht und hätte Mariah angeschrien, dass sie ihm meine Nummer geben soll.
Sie hat es nicht getan. Dafür haben sie ihn raus geschmissen, was mich ehrlich gesagt ziemlich amüsiert hat. Harry ist heute wieder bei mir aufgetaucht. Ohne Brille. Wir sitzen wieder auf meiner Terrasse und sehen in den Himmel der schon viel schneller dunkler wird als vor ein paar Wochen. Es wird auch immer kälter, der Winter macht sich bemerkbar.
„Wegen gestern. Nochmal, es tut mir echt Leid, Riley. Das kommt nicht nochmal vor." Er sieht mich entschuldigend an. „Ich habe doch schon gesagt, du sollst dich nicht mehr entschuldigen. Aber sind wir mal ehrlich. Als ob du nicht nochmal so neugierig wirst und irgendwas mit hörst." Harry sieht verlegen zum Boden.
Es klingelt. Ich stehe auf und laufe mit Harry im Schlepptau zur Türe. „Brandon!" ich grinse und ziehe ihn kurz zu mir um ihm einen kleinen Kuss aufzudrücken. „Riley. Ich hab dich vermisst, Baby. Deswegen bin ich hier." er grinst. „Wir haben uns doch heute morgen in der Schule schon gesehen." lache ich und greife nah seiner Hand.
Er antwortet nicht, sein Blick fällt auf Harry. Brandon sieht misstrauisch zwischen uns beiden hin und her. „Riley. Wer ist das und was macht er hier?", knurrt er. Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Eifersüchtig oder wie?", frage ich Brandon. Er sieht mich böse an. „Das ist Harry. Er ist in meinem Chemie Kurs und gibt mir in Chemie Nachhilfe. Du weißt ja, wie viel ich darin verstehe, Schatz." Brandon brummt nur etwas unverständliches und geht zu Harry, der sich duckt und auf den Boden sieht.
„Finger weg von meiner Freundin. Sonst kannst du was erleben." Brandon flüstert diese Sätze zwar in Harrys Ohr aber ich kann es trotzdem deutlich verstehen. „Brandon. Ich glaube es wäre besser, wenn du jetzt gehst." Ich knurre leicht. Ich hasse es wenn er versucht andere von mir zu verscheuchen. Und das weiß er ganz genau.
„Es tut mir Leid Baby. Aber wir wissen beide, dass er wenn er sich anders anziehen und seine Haare mal richtig machen würde, ganz gut aussehen würde. Ich werde aufpassen, dass er dich nicht anfässt." Er streicht mir über die Wange und seine Augen leuchten. Ich lächle ihn an. „Keine Sorge, das wird er schon nicht." Ich lege eine Hand um seinen Hals und küsse ihn kurz. Brandon geht aus dem Haus und ich schließe die Türe hinter mir.
„Wenn er sich anders anziehen würde, ganz gut aussehen würde..." Harry wiederholt diese Worte immer wieder und setzt sich auf den Flurboden. Er starrt an die Wand ihm gegenüber und sieht auch nicht zu mir, als ich mich zu ihm setze. „Harry..." versuche ich es, werde aber von ihm unterbrochen.
„Ich kann nicht. Es geht nicht. Verboten. Ich darf nicht. Verboten. Verboten, verboten, verboten. Ich gehe", ist das letzte, was er sagt, als er aufsteht, die Türe aufreißt und mich verwirrt zurück lässt.
Was zur Hölle ist da gerade passiert? Was darf er nicht? Und was verdammt nochmal ist ihm verboten? Hat es etwas damit zu tun, dass er sich so anzieht? Oder weil er sich so verhält, wie er sich verhält? Ich verstehe ihn nicht. Und ich könnte darauf wetten, dass, wenn ich ihn danach fragen würde, er mir keine Antwort geben würde. Aber Fragen kostet doch nichts oder?
„Schatz? Süße, was machst du denn hier auf dem Boden? Himmelherrgott steh auf und geh dich duschen, du bist ganz verschwitzt." Meine Mom stürzt sofort auf mich zu als sie in das Haus tritt und lässt im Gehen die Einkaufstüten fallen, die sie mitgebracht hat. Ein paar Dinge verstreuen sich auf dem Boden, ich sehe, wie ein Joghurt aufplatzt und das verzuckerte Zeug sich auf dem Parkettboden verteilt.
„Mom, der Joghurt", sage ich und zeige auf die Erdbeerpampe auf dem Boden. Ich gehe in die Küche und hole mir einen Lappen um den Joghurt von dem Boden auf zu wischen. Schnell nehme ich die Joghurt Dose, räumte die aus der Tasche gefallenen Dinge zurück und stellte die Taschen auf den weißen Holz-Küchentresen.
„Ich gehe dann schnell duschen", sage ich zu Mom und gehe hoch in mein Zimmer. Ich lege meine Klamotten auf dem Toilettendeckel ab, mache meinen Dutt auf und stelle mich unter die Dusche. Mit möglichst viel Shampoo rubbele ich den Schweiß von meinem Körper. Auch meine Haare habe ich schnell gewaschen, sowie auch meine Beine rasiert.
Ich drehe das heiße Wasser auf eiskalt und bleibe darunter zehn Sekunden aus. Meine Muskeln spannen sich an und das eiskalte Wasser verpasst mir eine heftige Gänsehaut am ganzen Körper. Ich schüttele mich kurz und drehe das Wasser aus. Meine Hände greifen nach einem Handtuch, welches an der Wand hängt und wickeln es um meinen nassen Körper.
Ich greife nach der Haarbürste und kämme damit meine triefend nassen Haare durch. Dann binde ich mir noch ein Handtuch um meine Haare und gehe schließlich in mein Zimmer zurück. Aus meinem Schrank ziehe ich mir Unterwäsche und greife nach meinem großen Pulli, der unter meiner Bettdecke liegt. Diesen ziehe ich mir über und laufe zu meiner Schultasche, wo ich mir meine Kopfhörer schnappe und mich schließlich in mein Bett schmeiße.
Mit Ed Sheeran im Ohr schlafe ich schließlich ein und träume von bunten Einhörnern, die mich in den Lüften herumtragen. Doch dieser Traum bleibt in dieser Nacht nicht für die Ewigkeit. Das bunte Einhorn, welches ich Fluffy genannt habe, setzt mich vor meiner Haustüre ab und verschwindet mit einem Glitzerstreifen zurück in den Himmel.
Als ich in das große, weiße Haus trete höre ich zwei bekannte Stimmen, die sich gegenseitig anschreien. Dann höre ich einen Knall, der sich schwer danach anhört, als hätte jemand etwas aus Glas oder Porzellan an die Wand geschmissen. Also kicke ich meine Boots von den Füßen und hänge meine Jacke an einen der Haken an der Wand.
Mein Weg führt mich zu dem Schlafzimmer meiner Mom. „Mom?", frage ich in die Stille, die sich seit dem Knall gebildet hat. Nun höre ich ein Rumpeln und ein Flüstern. Langsam gehe ich weiter auf die weiß lackierte Holztüre zu und presse mein Ohr dagegen. „Du Mistkerl! Du kannst dir doch nicht einfach so erlauben her zu kommen und zu erwarten, ich würde dir verzeihen, wir wieder zusammenziehen und alles ist Friede-Freude-Eierkuchen? Da hast du dich aber gewaltig getäuscht, David!" Wow, meine Mom traut sich was, sich so gegen meinen Dad zu stellen.
„Du dummes Ding! Du sollst auf mich hören, habe ich dir gesagt!", ruft mein Vater. „Sie muss gar nichts. Ich habe dir doch gesagt, halte dich aus unserem Leben raus!", schreie ich, als ich in das Zimmer geplatzt komme. „Was willst du denn hier?", schreit er und rennt auf mich zu. Seine Faust ist schon erhoben, als mich jemand aus dem Zimmer zieht und die Türe zuzieht, sodass die Faust meines Vaters dagegen knallt. Ich drehe mich um, um meinen Retter zu erkennen.
„Harry?"

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Behind Your Eyes | h.s.
Fanfiction-Kein fester Uploadplan- 18. April 2016. Das war der Tag, an dem ich zuletzt gesehen habe. Er ist einfach verschwunden und ich weiß nicht wohin. Nichts hat er hinterlassen, nicht mal einen winzigen Kern von Staub. Wenn ich wüsste, was der Grund se...