Prolog

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Der kühle Wind rauschte pfeifend durch die Bäume und raschelte mit ihren Blättern. Irgendwo heulte eine Eule, doch auch sie verstummte, als die große Turmuhr in der Mitte des Dorfes zwölf mal schlug und somit alles andere übertönte.
''Ich will keine großen Reden hören'', brach der Klang einer gedämpften Männerstimme die darauf folgende Stille. Von dem Sprecher war lediglich eine dunkle Silhuette zu erkennen, da nur der schmale Sichelmond, der zwischen ein paar wenigen Sternen am pechschwarzen Nachthimmel thronte, eine schwache Lichtquelle bietete. Der Sprecher räusperte sich, dann fuhr er fort : ''Sagen sie mir nur warum.''
Anstatt eine Antwort zu geben, brach sein Gegenüber zu aller Überraschung in schallendes Gelächter aus. ''Purer Eigennutz'', grinste er schließlich mit rauer Stimme, ''Purer Eigennutz.''
Auch ohne es sehen zu können, konnte der Mann, zu dem die zweite Stimme gehörte, den fassungslosen Blick, der auf ihm ruhte, förmlich spüren.
Dies schüchterte ihn jedoch nicht ein. Im Gegenteil - Es ließ das schiefe Grinsen in seinem Gesicht nur noch breiter werden. Vermutlich konnte sein Gegenüber das sowieso nicht sehen, aber sollte es doch so sein, dann wollte er keine Schwäche zeigen.
Hinter dem frechen Grinsen verbarg sich jedoch ein zutiefst gebrochenes Herz. Das Ganze fiel ihm bei weitem nicht so leicht, wie er vorgab.
Doch er musste jetzt stark sein. Würde er auch nur den leisesten Anflug von Zweifel zeigen, dann würde auch sie beginnen zu zweifeln und versuchen ihn umzustimmen. Und ihrem flehenden Blick konnte er nicht widerstehen. Das wusste er.
Und aus genau diesem Grund blieb ihm garnichts anderes übrig, als sein Vorhaben jetzt durchzuziehen.
Denn er hatte nur diese eine Chance und so schwer es ihm auch fiel : Er tat das Richtige.
''Sagen Sie, Wie kann ich ihnen jemals danken ?'', nahm der erste Mann das Gespräch wieder auf, ''Ich gebe ihnen, was sie wollen, denn ich stehe auf ewig in ihrer Schuld. Sagen sie mir nur, was sie begehren und ich gebe es ihnen''
Das Angebot war sehr großzügig, doch der junge Mann wusste genau, dass alles Gold der Welt seine Tat nicht entschuldigen konnte. Er hatte etwas schreckliches getan, etwas, was er sich nie verzeihen würde, doch es musste sein. Es war für alle Beteiligten besser so.
''Ich möchte nichts dafür haben'', schlug er das Angebot, das ihm sein Leben gehörig hätte erleichtern können, also aus.
Schon zum zweiten Mal haftete dieser fassungslose Blick, eine Mischung aus Entsetzen und Erstaunen, auf ihm.
''Nun gut, mein Herr'', fuhr die tiefe Stimme fort, ''Aber haben sie sich das auch wirklich gut überlegt ?''
Tatsächlich ging der Mann in diesem Moment nochmal in sich, als ihm noch etwas von enormer Wichtigkeit in den Sinn kam.
Er sah sein Gegenüber mit einem durchdringenden Blick in die Augen und atmete tief durch.
''Geben sie gut darauf acht'', brachte er dann mit erstickter Stimme hervor.
Anschließend machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in schnellem Schritt, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Of Rebels And RoyalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt