Kapitel 3

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Ich rannte und rannte, während sich immer mehr Tränen in meinen Augen sammelten und ich dadurch alles nur noch verschwommen erkennen konnte.
Als ich mir nach einer Weile sicher war ,dass ich weit genug von dem Weg entfernt war, blieb ich stehen und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Ich lehnte mich an einen Baum und setzte mich hin und dann überkam es mich wieder - Ich fing an zu weinen und schluchzte hin und wieder heftig auf.
Aber ich hatte auch guten Grund dafür ,denn ich hatte soeben meine Familie verloren und wer wusste schon, ob ich meine Eltern je wieder sehen würde, den liebevollen und besorgten Blick meiner Mutter, wenn sie mit mir redete und ich könnte es nicht mehr schaffen ,dass mein Vater jemals stolz auf mich sein könnte.
Als mir noch mehr Tränen die Wangen herunterliefen, hörte ich plötzlich ein Knacken hinter mir und ich fuhr hoch. Dabei stieß ich mir den Kopf an einem Ast. Während ich mir die Stelle an meinem Kopf rieb ,an der ich mit dem Ast zusammen gestoßen war ,guckte ich mich nach einer möglichen Quelle des Knackens um, doch außer riesigen Tannen und Büschen mit kleinen roten und blauen Früchten daran, konnte ich nichts erkennen. Dann hörte ich noch ein Knacken -diesmal von der anderen Seite. Schnell drehte ich mich wieder um und sah ein kleines Kaninchen unter einem der Bäume her hoppeln.
Ich seufzte erleichtert ... aber was hatte ich auch erwartet?!
Dann ging ich weiter und nach einer halben Ewigkeit ,die ich gegangen war taten meine Füße höllisch weh, also machte ich eine kleine Pause und setzte mich in einer Art Lichtung hin. Erst als ich mich hin setzte merkte ich ,wie mein Bauch knurrte. Ich guckte mich um und entdeckte auch sofort ein paar Walderdbeeren.Als ich sie aufgegessen hatte war ich zwar nicht satt ,hatte aber auch keinen großen Hunger mehr. Jetzt stellten sich mir nur noch zwei große Fragen : Wo sollte ich jetzt hin? Und was konnte, beziehungsweise musste, ich jetz tun?
Da ich nicht für immer hier sitzen bleiben konnte, ging ich weiter in den Wald ... oder aus dem Wald hinaus. Das konnte ich nun nicht mehr sagen, denn ich hatte mich hoffnungslos verlaufen. Naja, eigentlich hatte icj schon als ich losgelaufen war, keine Ahnung gehabt, wo ich mich befand.
Irgendwann erreichte ich einen Hügel, von dem aus ich zwar ein paar gelb-gold strahlende Weizenfelder sehen konnte ,aber keine Stadt, kein Dorf ... noch nicht einmal ein kleines Abstellhäuschen war zu sehen.
Dann spürte ich etwas nasses auf meiner Nase, ich guckte mich um und merkte wie es anfing zu regnen , erst nieselte es nur und dann wurde es immer doller. Normalerweise mochte ich es ja , wenn Regen mit warmer Luft meine Haut streifte, aber an diesem Tag war es anders und ich flüchtete schnell zurück in den Wald, wo mich das Blätterdach wenigstens ein bisschen schützte. Doch während ich hektisch zurück in den Wald lief, blieb ich an einer Wurzel hängen und viel der Länge nach in eine Matschpfütze ... wie ich jetzt aussah, konnte ich nur ahnen ,aber so viel wusste ich: ganz bestimmt nicht mehr wie eine Prinzessin.
Ich setzte mich unter einen Kastanienbaum ,der ziemlich groß war und mich gut vor dem Regen schützte . Nach einer Weile hörte ich auch hier ein Knacken. Ich zuckte zwar zusammen, drehte mich aber nicht um. Das war bestimmt wieder nur ein Kaninchen oder vielleicht ein Eichhörnchen, das nach Futter suchte. Wieder einige Zeit später hörte ich jedoch ein tiefes und bedrohlich wirkendes Grunzen hinter mir. Blitzschnell drehte ich mich um und sah eine Art Schwein mit dunklen Haaren und kleinen Stoßzähnen, dass mit dem linken Vorderbein auf dem Boden scharbte, als wolle es gleich auf mich losgehen, direkt in die Augen .
Langsam richtete ich mich auf und ging noch langsamer ein paar Schritte zurück, bei dem dritten Schritt setzte sich auch das Schweine artige Dings in Bewegung ,schnell hechtete ich zum nächsten Baum und zog mich an dem untersten Ast hoch, zu meiner Überraschung ging das sogar relativ gut, denn ich schrammte mich nur mit dem Ellenbogen am Baumstamm.
Jetzt war ich in Sicherheit , doch das Schwein wollte einfach nicht weg und als es merkte ,dass ich hier oben gefangen war und auch so schnell nicht mehr herunter kommen würde ,ging es einmal um den Baum herum und legte sich dann direkt unter mich.
"Du komisches Ding! Geh da weg!", sagte ich mit bestimmter Stimme zu dem Viech und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum. Das Schwein guckte kurz gelangweilt hoch, guckte dann aber auch ziemlich schnell wieder nach unten und fing an, Gras zu fressen.

Eine belustigt klingende Stimme ließ mich hochschrecken. Anscheinend hatte ich geschlafen. "Schläfst du immer auf Bäumen ?!" ,fragte die Stimme und erst jetzt realisierte ich, dass sie mich gefragt hatte. Ich beugte mich zur Seite um zu sehen, ob ich wirklich auf einem Baum geschlafen hatte und ja, das hatte ich ... Leider hatte ich mich nur ein bisschen zu weit zur Seite gelehnt und fiel wie ein Sack Beton zu Boden... wieder in eine Matsch-Pfütze ... als ob es nicht reichte einmal in einer Matschpfütze zu landen... Nein!... ich musste natürlich gleich in zweien landen... Während ich so auf dem Boden lag, erinnerte ich mich auch wieder daran ,weshalb ich auf dem Baum geschlafen hatte... Das Schwein ...
Plötzlich vernahm ich ein schallendes Lachen. Ich richtete mich auf und guckte mich um ... Richtig erkennen konnte ich aber erst etwas, als ich mir den Schlamm von den Augen wischte. Ich sah wie sich ein Junge , braune Haare, etwas größer als ich, ziemlich stark gebaut und ungefähr mein Alter, den Bauch vor lachen hielt und dass er gar nicht mehr aufhören wollte zu lachen. "Haha, sehr lustig! ", sagte ich mit schneidender Stimme und grimmigen Gesicht .Doch das brachte ihn nur noch mehr zum lachen. Ich konnte mir zwar vorstellen, dass mein Anblick schon ziemlich lustig sein musste ,aber ich hätte mir bei dem Sturz etwas ernsthaftes zuziehen können ...
Als er dann endlich aufhörte zu lachen musste er erst einmal tief ein atmen.
Dann streckte er mir die Hand entgegen und fing an zu reden:"Hi, ich bin Gabriel ,kannst mich aber auch Gabe nennen. Wie heißt du?"
Ich zögerte kurz, mir hatte zuvor noch nie jemand die Hand gegeben , nahm aber seine Geste an, nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen hatte ich wohl doch etwas zu fest gedrückt... "Hi ich bin Hilary."antwortete ich ihm. Er stutzte kurz zog den aber eine Grimasse und fragte mit witzelnder Stimme: " Heißt unsere ach so feine Prinzessin nicht auch so?" Obwohl er nicht viel gesagt hatte machte mich das, was er gesagt hatte wütend ... ich und ach so feine Prinzessin ?! Erkannte er mich nur wegen dem ganzen Schmutz wirklich nicht oder tat er nur so ,als ob er mich nicht kennen würde?
Bevor ich ihm widersprechen konnte fing er auch schon wieder an zu reden: " Komm! Wenn du willst kannst du bei uns zu Hause duschen!...Ich denke, das hast du nötig. " Ich willigte ein und beschloss ihm erst später zu sagen ,dass ich die "ach so feine " Prinzessin bin, vielleicht würde er mir dieses Angebot nicht mehr geben ,wenn er es wüsste...

Of Rebels And RoyalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt