Kapitel 1

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Als ich an diesem Tag von einem Vogel geweckt wurde, hörte ich dem Gesang noch ein bisschen zu -er war wunderschön, schöner als alles was ich je zuvor gehört hatte - und als ich aus dem Fenster sah, erblickte ich den vom Sonnenaufgang noch leicht rot gefärbten Himmel. Wunderschön.
Nach einer Weile bemerkte ich, dass der Vogel nicht mehr da war und richtete mich auf. Wie erwartet guckte ich gleich in ein Dutzend Paar Augen, meine Zofen. Sie knicksten alle einmal ,als sie bemerkten ,dass ich jetzt wach war.
"Haben sie diesen Gesang gehört? ", fragte ich mit spitzer Stimme und sah alle von meinen Zofen einmal fragend an.Eine meiner Zofen trat vor und fing an zu reden, während sich die anderen nur ratlose Blicke zuwarfen:"Es tut mir aufrichtig leid, aber ich denke, einen Gesang haben wir alle nicht gehört. Wenn Sie es aber wünschen, können wir Ihnen einen der Musiker her bringen."
Wie begriffsstutzig musste man eigentlich sein?! Ein Musiker, der sowieso nie die Töne richtig treffen konnte war im Vergleich zu dem Vogel ein Nichts!
"Ich meinte doch keinen Gesang eines Menschen , sondern den eines Vogels!", sagte ich mit einer etwas lauteren und tadelnden Stimme. Die Zofe ,die eben das Wort erhoben hatte senkte beschämt den Kopf und es sah so aus, als wolle sie sich hinter den anderen Zofen verstecken.
Nun fing die jüngste meiner Zofen an zu reden:" Ich habe eben einen Vogel gehört ." Sie sagte das so froh als ob sie dafür gleich irgendeinen Verdienst-Orden kriegen würde.
"Gut ,dann gehen sie zu dem nächst besten Angestellten und fangen sie den Vogel.Ich möchte ihn hier in einem goldenen Käfig haben ,um ihn immer hören zu können ,wenn er singt." Sie blickte mich erschrocken an und machte keinerlei Anstalten sich vom Fleck zu bewegen.
"Na wird's bald?!", fuhr ich sie an .
Sie zuckte zusammen ,verbeugte sich
dann aber und im Rausgehen murmelte sie noch "Ja, natürlich, Eure Majestät. " und dann war sie auch schon verschwunden.

Nach einiger Zeit hatten meine Zofen es endlich geschafft, mich einzukleiden und ich hatte eines meiner Lieblings-Kleider an.
Es war dunkel blau und reichte bis zum Boden. Der Rock war von dünner Spitze überzogen und stand ein wenig vom Körper ab, während das schlichte Oberteil eng anliegend war.
Während ich durch die langen, hohen Gänge, die an den Seiten mit Säulen bestückt waren, zu dem Saal ging ,in dem wir immer frühstückten, betrachtete ich eine große rote Blume , die sich um eine der Säulen wand .
Als ich den Saal betrat, sah mich mein Vater mal wieder so an, wie er mich jeden Morgen ansah. Er fand es nicht gut ,dass ich immer erst so spät zum Frühstück kam ,aber warum kam er denn nicht einfach mal etwas später ?
Um meinen Platz herum lagen fast nur die Sachen ,die ich gerne mochte - wenigstens ein kleiner Lichtblick an diesem Morgen.
Später saß ich dann wie fast immer mit meinem Vater und meiner Mutter in dem Schloß-Park und hörte den beiden dabei zu, wie meine Mutter probierte meinen Vater zu überreden, mehr für das Volk zu tun und Ähnliches. Mein Vater schien ihr jedoch gar nicht zu zuhören und unterbrach sie ständig.
Meiner Mutter hörte ich aber auch schon seit einer ganzen Weile nicht mehr zu, denn ich konzentrierte mich lieber auf die vielen bunten Blumen auf der Wiese, die Kirschbäume ,die gerade blühten ,auf das Summen der Bienen und Hummeln, das Zwitschern der Vögel und auf das in der Sonne glitzernde Wasser in einem kleinen Tümpel. Hin und wieder strich der warme Wind über meine Haut, ich liebte den Frühling. Im Frühjahr verlor ich mich immer in den ganzen bunten Farben ,die die Natur dann zu bieten hatte und dann vergaß ich auch immer all meine Sorgen und Probleme der letzten Zeit.
Irgendwann verstummte meine Mutter ,weil sie endlich begriff ,dass ihr sowieso niemand zuhörte. Sie guckte irgendwie traurig und enttäuscht und genau diesen Gesichtsausdruck konnte ich nicht ertragen, also stand ich auf , ging um den runden Tisch und blieb bei ihr stehen ,dann streichelte ich ihr über eine ihrer Schultern und dadurch gewann ich ein mattes Lächeln von ihr.
"Hilary! Du musst jetzt zu deinem Privatunterricht und danach musst du noch zu dem Unterricht für gute Manieren! Bei deinem Privatunterricht hättest du schon vor 10 min. sein sollen ,kannst du denn nie selbst darauf achten pünktlich zu sein?!", fragte mich mein Vater vorwurfsvoll und auch enttäuscht.
Aber dass war ich schon gewohnt ,denn er war noch nie wirklich stolz auf mich gewesen und diese Enttäuschung hörte ich immer in seiner Stimme.
"Na los! Als Prinzessin musst du über die Geschichte von deinem Land und all den anderen Dingen, die du dringend lernen solltest, Bescheid wissen! "
Ich hasste den Privatunterricht und vor allem die Lehrerin, die immer so allwissend tat - das regte mich immer so auf , dass es eigentlich jede 2.Stunde wenigstens eine Auseinandersetzung gab -da gab es nur leider ein Problem ... mein Vater hatte sie im Prinzip höher eingestuft als mich und das hieß: wenn sie mir sage, was ich machen sollte, dann durfte ich nicht widersprechen und außerdem durfte ich ihr keine Befehle erteilen...
Diesmal war ich die, die mit gesenkten Kopf zurück trat und dann wegging. Ich würde alles tun, um die Anerkennung meines Vaters zu erlangen.

Of Rebels And RoyalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt