Kapitel 4

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Gabes Haus war eine ziemlich heruntergekommene alte Hütte, die von der Größe her ungefähr dreihundert mal in unseren Palast gepasst hätte. Als ich eintrat, wurde ich sofort von einer modrigen Geruchswelle, unter die sich jedoch auch ein leckerer Essensduft mischte, umgeben.
''Ähm, das Bad ist da'', erklärte Gabe zögerlich und deutete auf eine schlichte Holztür, die etwas schief in den Angeln hing. Ich unterdrückte mir einen Kommentar und trat ein. ''Gabe ?''
Er sah zu mir auf. ''Danke'', sagte ich. Dann schloss ich die Tür.
Kein Schloss. Wie ich bitter feststellen musste, gab es keine Möglichkeit, die Tür zu verriegeln. Es könnte also jederzeit jemand hereinplatzen.
Ich warf einen Blick auf mein jetzt nicht mehr ganz so schön weißes Kleid und konnte einen traurigen Seufzer nicht vermeiden.
Der Stoff war über und über mit Schlamm und Dreck verklebt und an ein paar Stellen leicht eingerissen. Kurz gesagt : Dieser Traum von einem Kleid war vollständig zerstört.
Etwas angewiedert streifte ich mir den Schmutzigen Stoff vom Leib und legte ihn ordentlich gefaltet auf den Boden, da es hier keine anderen Ablagemöglichkeiten gab.
Dann trat ich unter die ziemlich kleine Dusche. Sie hatte keine wirkliche Duschwand. Nur ein Vorhang trennte sie vom Rest des Raumes ab und diente gleichzeitig als Sichtschutz.
Als ich das Wasser aufdrehte, erwartete mich noch eine weitere böse Überraschung : Zu meinem Entsetzen gab es nur kaltes Wasser.
Um die Gänsehaut abzuschütteln, hüpfte ich mit zusammengebissenen Zähnen von einem Bein auf das andere. Wie kam die Familie nur tagtäglich mit dieser Dusche klar ?
Schon wenig später stand ich in ein kratziges Handtuch eingewickelt im Trockenen und überlegte, was ich jetzt anziehen sollte. Mein Kleid kam nicht infrage, denn so würde ich mich nur wieder komplett schmutzig machen. Icv schlang das Handtuch noch etwas dichter um meinen Körper, dann lugte ich vorsichzig durch den Türspalt.
Mittlerweile überwog der Essensgeruch und bevor ich diesem folgte, atmete ich nocheinmal genussvoll ein. Hier schien wirklich eine bezaubernde Köchin am Werk zu sein.
Aus einer Richtung hörte ich Stimmen. Als ich ihnen folgte, wurde auch der Duft nach Essen inmer stärker, was mich vermuten lies, dass die Stimmen wohl aus der Küche kamen. Die eine Stimme gehörte zu Gabe, die andere klang definitiv weiblich. Seine Freundin ? Die fand es sicher nicht so toll, dass er ein fremdes Mädchen zu sich einlud.
Vorsichtig betrat icv die Küche und das Mädchen, dass ich dort erblickte, starrte mich mit einem entsetzten Gesichtsausdruck an.
Ihr Blick wechselte kurz von mir zu Gabe und fiel dann schließlich wieder auf mich.
''Eure Hoheit'', hauchte sie und machte einen tiefen Knicks, ''Es ist mir eine Ehre.''
Jetzt verstand ich, warum sie so geschockt geguckt hatte, schließlich bekam man nicht jeden Tag einen Besuch von der zukünftigen Königin Malyas.
''Es ist mir eine Ehre'', sagte das Mädchen ehrfurchtsvoll, dann wandte sie sich an Gabe.
''Gabe, ich dachte ... Warum hast du nicht ... Sag mal, hast du sie etwa nicht erkannt ?'', fragte sie vorwurfsvoll.
Gabe verdrehte die Augen.
''Ich lese nunmal nicht so viele Klatschblätter wie du, Becca''
Das Mädchen schüttelte ihre braunen Locken und gab einen verächtliches Schnauben von sich.
Dann wandte sie sich wieder an mich.
''Entschuldigen Sie bitte meinen Bruder'', sagte sie und ich musste schmunzeln. Geschwister also.
''Können wir irgendetwas für sie tun ?'', erkundigte sie sich dann, erleichtert, dass jch nicht der Auslöser einer Ehekrise war.
Ich nickte schwungvoll und sah an meinem Körper hinunter, der nach wie vor nur in ein Handtuch gewickelt war.
''Haben sie vielleicht etwas zum anziehen für mich ?'', fragte ich dann.
Becca nickte eifrig und führte mich in einen kleinen Raum, ungefähr so groß wie das Badezimmer. Die Möbel waren schlicht. Sie waren aus mittelbraunen Holz gemacht und die Form war einfach und ohne irgendwelche Details.
In der Ecke des Raumes stand ein Bett mit Nachttisch und daneben ein Schreibtisch mit Stuhl. Vor dem Schreibtisch war ein großes Fenster, dass den Raum in ein natürliches Licht tauchte. Unser Ziel war jedoch der große Kleiderschrank an der anderen Zimmerwand.
Becca öffnete ihn mit einem strahlenden Lächeln. ''Es sind zwar keine Prinzessinnenkleider'', sagte sie - und das waren sie weiß Gott nicht, ''Aber immerhinn besser als nichts''
Sie lachte und ich stimmte mit ein.
In dem Schrank hingen auf wenige Kleiderbügel verteilt zwei oder drei Jeans und ein paar schlichte Oberteile. Daneben sah ich noch ein schlichtes, weißes Kleid.
''Bedien dich !'', lächelte Becca und deutete mit der Hand auf die winzige Kleidersammlung. Zögerlich zog ich eine hellblaue Jeans und ein ganz schlichtes, weißes Top heraus. ''Danke'', sagte ich mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen. Becca knickste nur und verließ dann das Zimmer, damit ich mich in Ruhe umziehen konnte. Also streifte ich das Handtuch ab und schlüpfte in die Klamotten. Als ich mich in dem schmuddeligen kleinen Spiegel betrachtete kam ich mir ganz fremd vor.
Mit den schlichhen Klamotten und ohne Make-up oder aufwendige Frisur sah ich eigentlich ziemlich unscheinbar aus. Mein noch feuchtes Haar fiel gang glatt über meine Schultern. Die von Natur aus langen, dunklen Wimpern umrahmten die ungeschminkten braunen Augen und meine Lippen wirkten schlicht und glanzlos.
Im Moment sah ich eher aus wie eine Bäuerin, als wie eine Prinzessin.

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