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Kyungsoo sah Jongdae zum ersten Mal malen.

Jongin hatte ihm die Tür geöffnet, ein freudiges Lächeln auf dem Gesicht. „Hyung ist in seinem Atelier", er bedeutete ihm, ihm zu folgen. Er hatte einen federnden Gang – von seinem Hinken, das er beim letzten Mal bemerkt hatte, sah er nun nichts mehr.

Yixing stand vor seiner Staffelei, eine konzentrierte Miene auf dem Gesicht. Er blickte kaum auf, als er Kyungsoo begrüßte.

„Er ist schon seit gestern Abend so drauf", lachte Jongin. Kyungsoo fragte sich, ob Jongin jemals nachhause ging.

„Jongin könntest du bitte noch einmal?", bat Jongdae. Jongin hatte ihn sofort verstanden und ging auf die leichte Empore, auf der ein Sofa stand. Er lächelte Kyungsoo entschuldigend an, bevor er zu Jongdae sah. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, er blickte ihn an, als würde er ihm seine Seele präsentieren. Er saß einfach locker zurückgelehnt da, mit den Händen zwischen den Oberschenkeln und leichtgespreizten Beinen. Sein Haar war etwas zur Seite frisiert und seine Kleidung war ganz schwarz.

„Würdest du dir die Haare noch einmal blond färben, bevor der Sommer vorbei ist?", fragte Jongdae, während er weiter Farbe auftrug. Kyungsoo trat lautlos näher heran, um Jongdae über die Schulter zu blicken.

„Blond?"

„Eher weiß-grau. Ich denke das würde dir gut stehen."

Jongin zuckte die Achseln. „Wieso nicht?"

Jongdae sagte erneut etwas, doch Kyungsoo hörte ihm nicht mehr zu. Das Bild, das Kyungsoo vor sich hatte, hatte all seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Jongdae hatte in der Mitte des Bildes angefangen. Mit dem dunklen Sofa und Jongin der sich darauf niedergelassen hatte. Doch es wirkte so, als würde sein Körper einen leichten Schein aus vielen unterschiedlichen Farben ausstrahlen und die Augen, die so eindringlich zu Jongdae stierten waren Regenbogenfarben und nicht dunkelbraun. Solch Farbenfrohe Bilder waren eine Rarität für Jongdae, das hatte Kyungsoo in den letzten Wochen ihrer Zusammenarbeit gelernt. Kyungsoo war sofort begeistert und wusste schon jetzt, dass dieses Bild eines seiner schönsten werden würde. Jongin sah...unvergleichlich aus.

Kyungsoo fragte sich was diese Farbenpracht zu bedeuten hatte. Jongdae sprach ja häufiger darüber, dass er nicht nur das oberflächliche abbildete, sondern mehr sah. Was hatte das für Jongin zu bedeuten?

„Jongdae, wir sollten eine Pause machen, Kyungsoo-hyung ist extra hierhergekommen." Jongins Stimme holte Kyungsoo zurück aus seinen Gedanken. Als er ihn anblickte, war er überrascht, dass ihm all die Farben verlorengegangen waren.

„Lasst euch von mir nicht stören, ich sehe gerne dabei zu wie Jongdae malt." Das war nicht gelogen.

Jongdae seufzte. „Nein Jongin hat Recht und brauche eine Pause. Es ist so schwer sich von seiner Arbeit zu lösen, wenn man so tief drinnen ist."

Jongdae setzte in der Küche Kaffee auf und stellte eine Schale mit getrockneten Früchten in die Mitte des Tisches. Jongin nahm sich eine Handvoll Trockenfrüchte heraus und knabberte vor sich hin.

„Gibt es etwas Neues von ‚Implicit'?"

„Nicht wirklich", antwortete Kyungsoo. „Aber von dem Schreiner, mit dem ‚Fine Arts' zusammenarbeitet, er würde gerne Maße für die zu anfertigen Rahmen nehmen. Hast du dich bereits entschieden welche Bilder du ausstellen möchtest?"

Jongdae schenkte den Kaffee in zwei Tassen ein. „Noch nicht, ich wollte auch dich um Rat bitten."

Kyungsoo lächelte, als ihm eine Erinnerung kam. „Yixing konnte sich damals auch nicht entscheiden, also hat er jedem Bild einen Namen gegeben und dann ausgelost."

Blüten so kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt