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Neben Luhan aufzuwachen, war das schönste was Kyungsoo in den letzten Jahren passiert war. Die Sonne fiel ihm ins Gesicht und auf die nackte Brust, er atmete gleichmäßig durch die Nase und seine Gesichtszüge waren völlig gelöst und Sorgenfrei.

Kyungsoo wollte aufstehen, um duschen zu gehen und ein Frühstück vorzubereiten, aber es fiel ihm schwer sich von Luhans Antlitz abzuwenden. Er strich mit den Fingerspitzen sanft sein Gesicht und anschließend seinen Arm hinunter, folgte den blauen Adern, die er durch die dünne Haut erkennen konnte. Luhans Augen flatterten auf, wie Flügelschläge eines Schmetterlings. Er betrachtete Kyungsoo für eine Sekunde und zog ihn dann an seine Brust.

„Nicht aufstehen."

„Es ist acht Uhr."

„Weiterschlafen", weinte Luhan und vergrub das Gesicht in Kyungsoos Brust.

„Du hast dich überhaupt nicht verändert, du Kind."

„Sprich nicht so mit deinem Hyung."

Kyungsoo prustete los. Die ‚ältere-Bruder-Karte', spielte Luhan aus wie ein Ass. Immer wenn ihm etwas nicht passte, erinnerte er ihn mit kindischem Eifer daran, wer von beiden der ältere war. „Na los Hyung, steh auf."

„Nenn mich nicht so."

„Du bist unverbesserlich." Kyungsoo rollte ihn zur Seite, so dass Luhan flach auf dem Rücken lag und Kyungsoo über ihm. Er küsste ihn und biss sanft in seine Unterlippe. Luhan hatte eine Schwäche dafür.

„Ich bin wach", versicherte er, ließ Kyungsoo jedoch nicht gehen, als er sich, gelungener Tat, aufrichten wollte.

Sie duschten zusammen und Kyungsoo wärmte das Kimschijjigae vom gestrigen Abend auf. „Du kochst noch besser, als früher", seufzte er. „Ich liebe chinesisches Essen, aber ich denke bei dir habe ich bisher am besten gegessen."

Kyungsoo schnaubte ungläubig und ermahnte ihn nicht zu viel zu reden, weil er sich sonst verschlucken könnte, freute sich aber insgeheim sehr über das Kompliment.

„Wo sind eigentlich deine ganzen Sachen?"

„Im Hotel, indem ich heute eigentlich hätte übernachten sollen." Luhan sprang auf, als er zu Ende gesprochen hatte. „Verdammt", er raste zurück in den Flur, von wo aus er seinen Rucksack in die Küche brachte. Essstäbchen noch immer in der Hand.

„Alles in Ordnung?"

Luhan kramte sein Handy heraus und seufzte. „Ich habe Yifan nicht Bescheid gegeben."

„Ist das dein ernst?", fragte Kyungsoo fassungslos.

„Er hätte mir niemals erlaubt alleine wegzugehen, daher habe ich mich rausgeschlichen, ist doch klar."

„Er wird dich umbringen."

Luhan seufzte. „Das hat er mir in seinen fünfzig SMS auch geschrieben. Ich will meine Mailbox gar nicht erst abhören."

Kyungsoo kannte Yifan hauptsächlich von seinen Telefonaten und Nachrichten mit Luhan, irgendwann hatte er auch mal selbst mit Yifan gesprochen, natürlich war es um Luhan gegangen und Kyungsoo hatte sich irgendwie mit Luhans Manager verbündet.

Luhan nahm einen tiefen Atemzug, dann presste er sich das Handy ans Ohr. Wahrscheinlich rief er Yifan an.

Das erste was Kyungsoo hörte, war lautes chinesisches Geschrei von der anderen Seite. Luhan hielt sich gepeinigt das Handy vom Ohr.

Auf Chinesisch versicherte Luhan, dass er okay war und ab dann, reichten Kyungsoos Sprachkenntnisse nicht mehr aus. Kyungsoo konnte zwar chinesisch, zum einen wegen der Schule, zum anderen waren Yixing und Luhan seine besten Freunde und hatten ihm ein wenig von ihrer Landessprache beigebracht, aber Luhan ratterte die Wort nur so hinunter und nuschelte dabei auch noch. Er wunderte sich, dass Yifan ihn überhaupt verstehen konnte.

Blüten so kalt wie SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt