Einen Kakao, Bitte!

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Ich war so nervös, das ich ständig meine Fingerkuppen aneinander rieb. Eine dumme Angewohnheit von mir. Oma Alondra und ich saßen bereits im Café und Tyler müsste jeden Moment dazu stoßen. Auch meiner Oma entging mein herum Gezappel nicht. >>Beruhige dich, Ava. Es ist doch alles in Ordnung.<< Ich grummelte etwas vor mich, das ich selbst nicht verstehen konnte aber ist ja gut bedeuten sollte. Mein Blick ging wieder zur Eingangstür und da betrat Tyler den Raum. Oh man sieht er gut aus. Die Vermutung, dass Tyler aufgrund meiner Oma ein Hemd trug, konnte ich nicht abschütteln. Darin sah er aber auch verdammt gut aus. Als er mich erkannte, schritt er mit großen Schritten durch den Raum auf unseren Tisch zu. Er hatte diese Ausstrahlung, dass sich die Köpfe nach ihm umdrehen mussten. >>Er sieht gut aus.<< Flüsterte meine Oma mir zu, die ihn nun auch entdeckt hat. Ein leichtes erröten konnte ich nicht verhindern. Als Tyler vor uns stand, schenkte er mir ein Lächeln, nahm meine Hand und küsste ihren Handrücken. Ich war viel zu nervös, als das ich hätte reagieren können. Dann drehte Tyler sich zu meiner Oma und schüttelte ihre Hand. >>Es freut mich sie kennen zu lernen. Ich bin Tyler.<< Mein Herz flog ihm förmlich zu, so lieb war er zu meiner Oma. >>Mich ebenfalls. Du kannst mich Alondra nennen.<< Oma Alondra strahlte ihn gerade zu an. Scheinbar hatte Tyler nicht nur auf junge Frauen diesen Effekt. Aber es beruhigte mich ungemein, dass meine Oma ihn scheinbar mochte. Sie hatte eine gute Menschenkentniss und es war fast so, als könne sie in Menschen hinein horchen. Sie hatte auch diesen leichten hang zur Esoterik. Auch ihr Erscheinungsbild war anders als das der meisten Großmütter. Die leicht ergrauten Locken trug sie Hochgesteckt, wobei einige Strähnen aus dem Knoten heraus vielen. An den Armen trug sie Unmengen an Reifen, sogar mehr als ich und ihre Kleidung war stets bund und leicht. Heute trug sie ein fliederfarbenes Kleid und grüne Schuhe dazu. So war halt Oma Alondra.

Als Tyler sich neben mich auf die Sitzbank schob, konnte Oma ihn perfekt mustern und ich wusste, sie war neugierig. >>Habt ihr schon bestellt?<< Fragte Tyler und winkte die Bedienung herbei. Ich schüttelte meinen Kopf als antwort. Als die Bedienung am Tisch ankam, sah Tyler erst zu meiner Oma. >>Was möchten sie trinken, Alondra?<< Diese bestellte sich einen Kaffee und einen schwarzen Tee. Manch einer würde die Kombination merkwürdig finden, doch ich war es gewöhnt und Tyler stellte keine Fragen. >>Für mich das Selbe, Bitte.<< Tyler bestellte sich einen Kakao und für uns alle Tapas und eine Flasche Wasser. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass sich ein Mann wie Tyler einen Kakao bestellt. Jemand der so selbstbewusst ist, kann wohl alles bestellen. Meine Oma verwickelte Tyler in ein kleines Gespräch und fragte diese typischen Sachen wie Geschwister, Eltern, Lieblingsfarbe,...<< Sie meint nämlich Farben sagen viel über einen Menschen aus. Ich vermute das sie einfach nur neugierig ist. Es ist ziemlich unterhaltsam dabei zu zusehen, wie Tyler die Fragen meiner Oma (seien sie noch so seltsam) beantwortet. Die beiden bilden einfach das totale Gegenteil voneinander und doch fühle ich mich bei beiden wohl. Der Mittag mit den beiden ist wirklich schön und wir lachen viel. Tyler bezahlt die Rechnung, obwohl Oma versucht ihn davon abzubringen. >>Hören sie Alondra, ich haben ihnen ihre Zeit mit ihrer Enkelin genommen, dann möchte ich wenigstens hierfür aufkommen.<< Damit hat er sie überzeugt. Irgendwann verabschiedet sich Oma Alondra mit dem Vorwand, noch Wäsche aufhängen zu müssen. Bevor sie geht, flüstert sie mir noch etwas in mein Ohr. >>Du bist ihm sowas von verfallen. Schnapp ihn dir. Ich mag Tyler.<< Ich werde feuerrot und bin nun mit Tyler alleine, als wir das Café verlassen. >>Ich würde alles dafür geben um zu erfahren, was sie dir da gesat hat, dass du so rot wirst.<< Diese Aussage verbesserte den Zustand meiner Hautfarbe natürlich nicht. >>Das wirst du niemals erfahren.<< Da bin ich mir sicher.

Tyler hatte die Idee, ein bisschen durch Cuartero Gebiet zu fahren und mir schönen Ecken zu zeigen. Das Gute daran, meine Brüder würden mich hier nicht sehen können und es machte wirklich Spaß. Es wunderte mich, dass er sich so viel Zeit für mich nahm. Als wir gerade eine alte Kirche verlassen, passieren zwei Dinge gleichzeitig. Mein Handy klingelt , meine Cousine ist am Apparat und der geschundene Rico kommt auf mich zu. >>Ava, ich muss dir was erzählen.<< Und schon berichtete sie mir, wie sie mit ihrem Bruder im Einkaufcenter war, als Rico auftauchte und auf Damian los ging. Von der Schlägerrei und dass sie glaubt, das Rico denkt Damian wäre ihr Freund oder ähnliches. Ich komme gar nicht richtig mit, als mir klar wird, dass Rico eventuell weiß, wer wir wirklich sind. Doch da redet Lena auch schon weiter. >>Ich muss mit ihm reden, Ava. Ihm alles erklären.<< Und bevor ich genauer darüber nachdachte, drückte ich Rico mein Handy in die Hand. >>Für dich.<< Er entfernte sich einige Schritte von uns, sah sehr aufgebracht aus und wurde scheinbar immer ruhiger. Was er sagte, konnte ich jedoch nicht verstehen. Tyler fragte mich, wer das war und ob alles in Ordnung sei. Mit kurzen antworten brachte ich ihn zum schweigen. >>Wollen wir weiter fahren?<< Fragte er plötzlich und ich wusste, dass ich die Chance ergreifen musste. Schließlich wusste ich nicht, was Rico und Lena besprachen und wenn wir aufflogen, würde ich Tyler verlieren. Also stimmte ich zu. >>Rico, kannst du vielleicht dein Handy benutzen? Ava und ich möchten weiter.<< Also gab Rico meiner Cousine seine Nummer und mir mein Handy zurück. Dann waren wir auch schon weg.

Irgendwie schaffte ich es, alles auszublenden und den Tag mit Tyler zu genießen. Er gab sich Mühe und es war wirklich schön. Wir waren gerade am Strand und gönnten uns eine Pause. Die Bucht, die Tyler ausgesucht hatte war total verlassen, so das wir ungestört sein konnten. Hin und wieder berührte er mich und auch ich suchte seine Nähe. Plötzlich zog er mich zwischen seine Beine und hielt mich fest. So saßen wir dann im Sand. >>Weißt du, ich bin nicht der Typ für Beziehungen..<< Bei seinen Worten zuckte ich zusammen. Aber was hatte ich von ihm erwartet? Das er mir seine Welt zu Füßen legt? Das wäre doch ziemlich unrealistisch und naiv von mir gewesen. >>.. aber ich würde es gerne versuchen.<< Pause. >>Mit dir.<< Ich konnte ihm nicht in sein Gesicht sehen, weil ich immer noch mit dem Rücken zu ihm saß, doch an seiner Stimme hörte ich, wie ernst es ihm war. >>Wir kennen uns noch nicht lange, aber noch nie habe ich mich bei einem Menschen so wohl gefühlt wie bei dir. Mir reicht es dich um mich zu haben und ich bin glücklich. Mit dir kann ich Lachen und reden, wie mit keinem Menschen. Ich weiß, dass das total kitschig ist, aber so fühle ich mich. Ich kann es selbst kaum glauben.<< Und dann... Stille. Ich, Ava Navarrete war sprachlos. Mein Herz schlug viel zu schnell und auch Tylers fühlte ich an meinem Rücken schlagen. Normalerweise würde ich einem Mann nicht erlauben, mir so nahe zu kommen. Warum lasse ich es bei ihm zu? So etwas gibt es doch nicht, oder doch? Es geht alles viel zu schnell und trotzdem fühlt es sich richtig an. >>Jetzt sag doch was.<< Flüstert er mir ins Ohr. In seiner Umarmung drehe ich mich um, dass ich auf den Knien zwischen seinen Beinen sitze. Meine Armbänder klirren aneinander, als ich ihm tief in die Augen sehe. Dann sage ich nur einen Satz. >>Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich mich fühle wenn du bei mir bist, weil es all das ist was ich möchte.<< Als er meinen Kopf zwischen seinen Händen hält, kann ich nicht mehr klar denken. Sein Kopf beugt sich zu meinen, und im letzten Moment drehe ich mein Gesicht weg. Er wollte mich küssen und ich... >>Hey, was ist los?<< Sanft dreht er meinen Kopf wieder zu sich. Wie kann ich ihm das nur erklären. Ich weiß, ich muss ehrlich zu ihm sein. Also schlucke ich den Kloß in meinem Hals hinunter und schaue ihm in die Augen. Nach seinen Worten kann ich keine Zweifel haben. Er wird mich akzeptieren, wie ich bin. >>Mich hat noch nie jemand geküsst.<< Und was tut Tyler? Er fängt an zu lachen.

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