Kapitel 1

127 6 0
                                    

Nie wieder würde ich mich erneut verlieben. Nie wieder würde ich irgendeine Person, als meinen Freund bezeichnen. Nie wieder würde ich sprechen oder singen. Nie wieder würde ich auf dich hereinfallen.

Ich klappte mein Buch wieder zu und verstaute es in meinem Schrank. Was das ganze sollte? Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht ihm zu schreiben was ich ihm immer direkt ins Gesicht sagen wollte. Was er verdient hatte zu wissen, aber da es nicht ging benutzte ich ein Buch dafür. Immer wieder druckte ich Sprüche aus und schrieb ihm meine Meinung dazu herunter. Auch wenn er es nie lesen würde, tat es gut nicht immer nur darüber nachzudenken, sondern es auch auf Papier zu schreiben.

Wie jeden Tag zog ich mir eine schwarze Röhrenjenas und einen Schlumpf an. Es machte mir nichts aus was andere über mich dachten. Nach zwei Jahren tat es immer noch weh, aber sie hatten mir schon alles an den Kopf geworfen was ihnen einfiel. So viele Pfeile hatten sie schon durch mein Herz gestochen und trotzdem stand ich noch.

"Melina kommst du?" fragte mich mein Bruder Caleb. Wie jeden Morgen drückte er mir liebevoll einen Kuss auf den Scheitel und strich mir über den Rücken, während ich schnell zu Ende frühstückte und dann alles wegräumte.

"Hast du Lust später mit den Jungs und mir in den Park zu gehen?" fragte er auf dem Weg zur Schule, den er immer damit verbrachte mich dazu zu bewegen, etwas mit ihm zu machen. Am Anfang sagte ich immer ab, aber mittlerweile war ich fast immer dabei. Seine Freunde behandelten mich auch alle wie ihre Schwester und ich fühlte mich wohl zwischen ihnen. In der Schule gallten sie als die Herzensbrecher, am Anfang schockierte es mich und ich hielt Abstand. Als ich dann jedoch mitbekam wie sie wirklich waren, sah ich über ihr Image hinweg. Wie ich das konnte? Ich hatte keine Ahnung.

Ich nickte Cal zu, der sofort lächelte. Wir hatten keine wirklich normale Bruder-Schwester Beziehung zueinander. Normalerweise ärgerten sich Geschwister, wie es meine kleine Schwester mit Cal tat. Doch bei mir war es anders, er war immer liebevoll zu mir und behandelte mich, als wäre ich aus Glas.

"Bis später Kleine." er drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und lief dann in seine Klasse, während ich meine Kapuze tief ins Gesicht zog und mich dann auch auf den Weg machte. Schon lange war ich nicht mehr das Gesprächsthema der Schule und wurde einfach von allen ignoriert. Irgendwann ist es ihnen zu langweilig geworden, mich zu schlagen und zu beleidigen, da ich eh nie etwas sagte. Einerseits tat es weh, meinem Körper so etwas zuzumuten zu müssen, andererseits war ich stolz darauf stark geblieben zu sein.

Ich setzte mich in der Klasse nach ganz vorne ans Fenster, da sich die Lehrer eh mehr mit dem "Problemschülern" der letzten Reihe befassten und die Schüler vorne weitgehend in Ruhe ließen. Die Problemschüler der letzten Reihe waren fast alle meine alten und seine alten Freunde. Zwei waren in den Jahren dazu gekommen und auch bei der Zickenclique gab es einen zuwachs, aber das sollte mich nicht interessieren. Ich wollte mit keinem von ihnen etwas zutun haben, ob nun damals dabei oder nicht.

Wie jeden Tag folgte ich dem Unterricht, schrieb alles mit und verbrachte die Pause alleine unter einem Baum. Ich könnte auch zu meinem Bruder gehen, was ich auch eine Zeit lang tat. Aber ich wollte nicht, dass die Schüler mich und ihn zu stark verbanden und dann anfingen ihn fertig zu machen. Er hatte ein perfektes Leben verdient und der Baum würde nun niemals gemobbt werden. Es beruhigte mich seine Blätter leicht hin und her schaukeln zu sehen.

"Melly!" schrie auf einmal jemand und ich öffnete meine Augen wieder um zu sehen wer angelaufen kam. Es war Ethan, der gefolgt von Ryan und meinem Bruder auf mich zugestürmt kamen. Alle hatten ein unglaublich sorgenvolles Gesicht aufgelegt und studierten mich gründlich.

"Du hast es also noch nicht gehört?" fragte mein bruder auf der einen Seite angespannt aber auch erleichtert. Fragend schaute ich erst ihn und dann die anderen Beiden an. Was hatte ich denn noch nicht gehört.

"Es ist wegen ihm..." fing Cal langsam an und fuhr sich gestresst durch die Haare. Ihm? Das interessierte mich nicht mehr, ich wollte nichts mehr darüber wissen und versuchte es ihm zu signalisieren indem ich meine Ohren leicht zuhielt.

"Wissen wir Süße, aber nun ja es ist so, dass..." fing Ryan an und schaute dann hilfesuchend zu meinem Bruder, der sich vor mich kniete und meine Hände in seine nahm.

"Er kommt wieder." sagte er ganz leise, wahrscheinlich weil er hoffte, dass ich ihn nicht verstand. Genau das hoffte ich in dem Moment auch. Er würde wiederkommen? Ich würde ihn wiedersehen? Das wollte ich nicht... Ich wollte nicht nocheinmal die Wunden aufreißen lassen. Wollte auf keinen Fall mehr so schwach sein, wie ich es noch vor kurzem war. Doch konnte ich die Kämpferin ihm gegenüber wirklich noch aufrecht erhalten?


First time you broke my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt