2. Kapitel

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Nervös stand ich vor dem Spiegel. Heute Abend ist mein zweites Date mit Malcom. Wie lange ich wohl schon darauf gewartet habe? Sehr lange. Ich fühle mich wie ein albernes Teen Girl. Obwohl. Ich bin ein Teenager. Oh mein Gott. Ich strich zitternd meine schwarze Haarsträhne vom Gesicht und betrachte mich selber im Spiegel. Hätte ich doch nur das Geld für ein schöneres Outfit investiert statt in Essen. Zwar wenn ich es mir recht überlege... Essen ist ein Grundbedürfnis. Meine Eltern könnten mir mehr Taschengeld geben, dann hätte ich diese Problem nicht. Wahrscheinlich werde ich das Geld, dann wieder für Essen ausgeben. Ich lächelte zufrieden und drehte mich vor den Spiegel. Zerrissene Jeans und ein schwarzes, bauchfreies Shirt. Ich seh so 0815 aus, aber das gefällt allen und liege sicher nicht daneben. Plötzlich ertönte ein Geschrei und jemand warf mich um. Ich hielt den Atem an und als ich erkannte, wer mich umgeworfen hat, fing ich an zu lachen. "Du meine Güte. Maria? Was ist jetzt schon wieder los?" Meine kleine Schwester sah mit ihren grossen grünen Augen an. "Du gehst weg oder?"
Ich nickte als Antwort. Sie fing mich an zu knuddeln, sodass ich fast keine Luft mehr bekam. "Maria. Ich brauche Luft!"
Sie löste sich von mir und stand auf. "Das war eine Abschiedsumarmung."
Grinsend stand ich auch auf und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich werde ja nachhause kommen."
"Man weiss nie", sie zuckte mit den Schultern. "Kommt dich Liam abholen?" Mein Grinsen wurde breiter als ich die Röte in ihrem Gesicht entdeckte. Maria hatte schon im frühen Alter ein Auge auf ihn geworfen. Ich fand es süss während Liam sie eiskalt sisterzoned. Er sagte ihr oft, sie sei wie eine Schwester für ihn. Aber das sah sie eher positiv als negativ. "Nein kommt er nicht. Malcom holt mich ab. Ich gehe mit ihm." Ich nahm von einem Tisch Ohrringe und steckte eines ein. "Ist das der Junge, der dich letztens nach Hause gebracht hat und ihr dann solange gekuschelt habt?" Mir fiel der andere Ohrring vor Schock runter. "Du hast uns gesehen?! Warte... Wieso bist du um diese Uhrzeit noch wach?" Ich sah sie scharf an. Sie hüpfte auf. "Sag nichts an Mama und Papa! Danke!",  waren ihre Worte als sie schnell aus dem Zimmer flüchtete. Kopfschüttelnd hob ich den Ohrring auf. Wenigstens wird sie eine Zeit lang die Klappe halten. Ich setzte mich vor meinen Schminktisch, als ich in den Spiegel sah, bemerkte ich eine Gestalt am Türrahmen. "Davide?" Ich drehte mich zu ihm um. Er ist einer meiner älteren Brüder. Viele halten uns für Zwillinge. Er ist zwar ein Jahr älter als ich aber wir sehen uns schon verblüffend ähnlich aus. Wir haben beide schwarze gerade Haare und grün-blaue Augen. Eine zierliche Statur. Sommersprossen auf der Stupsnase. Die einzigen Unterschiede sind unsere Grösse und das Geschlecht.
"Ja?"
"Ist was?"
"Nein?"
"Wirklich?"
"Vielleicht?"
Wir lachten beide drauf los. "Ich wollte nur vorbei schauen, ob dich Maria am Leben liess."
Ich wandte mich zum Spiegel und sah ihn dann von dort aus an. "Nö. Ich bin tot. Die Beerdigung ist übrigens der Sonntag in 2 Wochen."
"Hmm. Dann bin ich leider in einem Fussball spiel."
Ich kicherte kurz und fing an mich zu schminken. "Sag mal gehst du auch heute Abend?"
Er überlegte lange. "Ich bin mir noch nicht sicher."
"Okay."
Er stand noch eine weile am Türrahmen bis er ging. Ich war gerade dran den blöden Knutschfleck zu überdecken. Die Erinnerung an den Abend liess mein Kopf hochrot werden. Verdammt sei unserer bleiche Haut. Nach ca. 20 Minuten klingelte es an unserer Haustür. Wie als hätte mein Handy nur noch 1% Akku sprintete ich nach unten zu Tür und öffnete sie. "Hi" sagte ich leicht ausser Atmen und versuchte lässig an dem Türrahmen zu lehnen. Scheinbar sah es sehr komisch aus und Malcom fing an zu lachen. Sein Lachen ist einfach wunderschön. Er sah mich mit seinen dunklen Augen an. "Alles okay?"
Ich nickte mehrfach und strich unnötig meine Kleidung gerade. "Alles gut."
Er lachte und und tippte auf meinen Hals. Verdammt. Ich bin schon wieder rot. "Da fehlt etwas", meint er und kam näher.
"HALLO LEUTE!", schrie jemand plötzlich. Malcom und ich zuckten zusammen. Ich drehte mich um und hinter mir stand mein ältester Bruder, Romeo. "Wollt ihr einen Apfel?",bot er uns an und biss in den Apfel, der er in der Hand hatte. "Ja gerne", meinte Malcom gelassen, nahm ihm den Apfel weg und biss rein. Romeo sah ihm ausdruckslos zu. "Geniess ihn. Kann dein Letzter sein"
Er nickte nur. "Ich werde ihn bis an den letzten Biss auskosten."
"Okayyy. Malcom wir gehen. Romeo hab dich lieb." Ich gab Romeo einen Kuss auf die Wange, er aber hatte seine volle Aufmerksamkeit auf Malcom gerichtet. "Bis um zwölf Uhr", sagte er um zu verdeutlichen, dass er mich um diese Uhrzeit zuhause erwartet. Soweit wie ich ihn kenne, wird er im Wohnzimmer warten bis ich zuhause bin. Malcom nahm meine Hand und wir liefen zu seinem Roller zusammen. "Das holen wir später nach. Zuerst gehen wir feiern." Er drückte mir einen Helm in die Hand und schon fuhren wir los.

UngerechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt