Kapitel 6

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Ich verwandelte mich und lief so schnell es ging zu unserer Siedlung. Die Anderen mussten auch wissen, was Mama mir gerade erzählt hatte. Schließlich war es irgendwie gefährlich für uns, wenn Wölfe in der Nähe gejagt werden...

Mit einem Satz sprang ich in die Mitte unseres Platzes.

'Hey Leute!', begann ich laut zu telepathieren. 'Habt ihr die Nachrichten im Radio schon gehört?!'

Sofort bekam ich Antworten: 'Nein...' '...' 'Wieso?!' 'Was ist los?!' 'Schreit doch nicht so rum! Ich will mich entspannen!!'

Bis auf die letzte Antwort hatte ich genau das erwartet... Also begann ich das zu erzählen, was meine Mom mir vor nicht einmal 5 Minuten erzählt hatte: 'In den Nachrichten wurde erzählt, dass es hier nun immer mehr Wölfe gibt...', Freude unter dem Rest, der sich langsam, größtenteils ebenfalls in Wolfsgestalt, um mich herum versammelte, 'Das ist gut, ja. Aber diese Wölfe ziehen angeblich wohl Möchte-gern-Jäger und Wilderer mit sich, die diese erschießen wollen...', fuhr ich telepathisch fort.

Nun gab es Protest zwischen den Anderen: 'Was?! Warum das denn?!?' 'Muss ich das verstehen?!' 'Zum Glück darf im Reservat ja nicht gejagt werden...'

'Genau das ist der Punkt: HIER darf nicht gejagt werden, aber wir müssen aufpassen, wenn wir das Reservat verlassen...'

'Ja klar...' 'Machen wir doch immer' 'Du?! Du passt ganz sicher nicht immer auf!' Schon entstand mal wieder ein kleiner Streit zwischen den Jungs. Das war normal. Doch ein Kommentar ließ uns alle stutzen: 'Was ist mit Seth?! Der ist doch nicht mehr im Reservat...', es war Mex, der an Seth dachte. Ich selbst hatte zuallererst an die Sicherheit des Rudels gedacht. Das war schließlich meine Aufgabe. Das Rudel beschützen. Zumindest war mir diese Aufgabe nach meiner Aufnahmeprüfung zugeteilt worden. Doch jetzt, wo Mex das sagte, ging auch mir es durch den Kopf. Was, wenn Seth angeschossen würde?! Dann würde mein Kind ohne Vater aufwachsen...

Sorge machte sich in meinem Körper breit und ich verwandelte mich zurück. "Ich muss ihn finden... ich muss ihn zurückbringen...", murmelte ich leise und machte mich leicht benommen auf den Weg zu unserer Hütte.

"Ally warte!", es war Leah, die mich aufhielt. "Was hast du vor?", fragte sie. "Ich werde ihn finden und wieder nach Hause bringen", antwortete ich, als wäre es selbstverständlich. "Um dich und das Kind in Gefahr zu bringen?! Kommt gar nicht in Frage! Seth ist alt genug selbst darüber zu entscheiden, was er tut und wenn er abhaut, haut er ab..." Ich runzelte die Stirn. Ich hatte Leah noch nie so besorgt gesehen. Aber nicht besorgt um ihren Bruder, sondern um mich. Um mich und das Kind. "Und wenn er angeschossen wird?! Dann wächst das Kind ohne Vater auf?! Das lasse ich nicht zu!", ich sah sie weiter an, "Leah... es ist ganz lieb von dir, dass du dir so große Sorgen machst, aber das brauchst du nicht... Ich werde ihn finden und wieder mitbringen..."

"Und wenn er nicht gefunden werden will?", fragte Leah weiter. Sie startete einen weiteren Versuch mich umzustimmen. Erfolglos. So leicht ließ ich mich nicht umstimmen. Ich war eben sturköpfig...

"Ich wollte dich nur davon abbringen... aber du Sturkopf machst es so oder so... Sei bitte vorsichtig, ja?!"

"Ja klar!", das sie nicht mitkommen würde, wusste ich. Ziel erreicht. Ich ging an ihr vorbei in unsere Hütte herein.

Nur 15 Minuten später kam ich wieder heraus. Ich hatte mir etwas anderes angezogen, verabschiedete mich kurz von meinen Freunden und lief los. Auf ins Unbekannte auf die Suche nach meinem Prinzen, der irgendwo außerhalb des Reservates umherirrt.

Wolves - Familie bedeutet LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt