Kapitel 1

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Eine raue kalte Stimme, die ich nur zu gut kannte, da sie 3 Monate lang das Einzige war, was ich gehört hatte, flüsterte mir ins Ohr: "Frohes neues Jahr."

Der erste Gedanke der mir in den Kopf schoss war: 'Carter!' Doch leider hatte ich das wohl 'zu laut gedacht', denn sofort hörte ich die verschiedensten Stimmen fragen, wo er denn sei?! Auch Seth, der mir gegenüber stand und bis eben noch mit seinen Freudentränen gekämpft hatte stockte. Doch anscheinend hatte er immernoch Tränen in den Augen und konnte so nicht ordentlich sehen.

"Na, hast du mich vermisst?!", fragte Carter direkt in mein Ohr flüsternd. Sofort breitete sich auf meinem Körper eine unangenehme Gänsehaut aus: Von der Stelle in meinem Nacken an der sein Atem meine Haut streifte bis zu den Zehenspitzen. Natürlich hatte ich ihn nicht vermisst! Am liebsten hätte ich ihm das auch eiskalt ins Gesicht gesagt, doch leider war ich seit er mir ins Ohr geflüstert hatte erstarrt. Erstarrt aus Angst. Angst er könnte mich schlagen. Er könnte mein Kind schlagen. Es verletzen. Meine Welt würde zusammenbrechen, würde es verletzt wer- Woah... sowas mussten wohl Muttergefühle sein... Nur leider war dies ganz und gar nicht der richtige Zeitpunkt diese Muttergefühle zu erforschen.

Seth hatte sich mittlerweile wieder besonnen und sah mich jetzt mit liebevollem Blick an. Direkt danach viel sein Blick auf Carter, der wohl immernoch hinter mir stand. "Wer bist du?!", fragte Seth mit einer Stimme, die ich so gar nicht von ihm kannte. Sie war so kalt. So fremd. Doch Carter gab keinen Mucks von sich. Der einzige Beweis dafür, dass er noch hinter mir stand, war sein Atem in meinem Nacken und Seths eiskalter Blick, der anscheinend auf Carter ruhte. So langsam sollte ich vielleicht auch mal wieder reagieren und handeln. Ich schüttelte mich und verschränkte die Arme vor der Brust. Mir war plötzlich eiskalt. "Na los... sag ihm doch wer ich bin", hörte ich Carter amüsiert flüstern. "Wer ist das, Prinzessin?!", fragte Seth wie auf Kommando im selben Moment.

"PRINZESSIN?!", fragte Carter entsetzt.

"Ja und?! Hast du was dagegen wenn ich meine Freundin so nenne?!", entgegnete daraufhin Seth. Er ballte die Fäuste. Und mit jedem Wort, dass sich die beiden an den Kopf schmissen, stiegen mir immer mehr Tränen in die Augen. Angsttränen. Tränen aus Wut. Vor Schock. Bis ich es irgendwann nicht mehr aushielt. Ich drehte mich blitzschnell um und stellte mich neben Seth. Währenddessen schrie ich beinahe: "Verdammt nochmal! Was willst du hier, Carter?!"

Im Augenwinkel sah ich, wie sich die ersten Rudelmitglieder nach mir umdrehten. Seth sah mich entgeistert an. "Das ist Carter?!?!", fragte er und ich merkte wie die Wut in ihm hochkochte. Ich nickte langsam und sah zu Carter, der mir fies entgegen blickte. "Du A****loch!!! Du hast meine Freundin entführt! Hast sie geschlagen-", begann Seth zu schreien und ging entschlossenen Schrittes auf Carter zu. Mittlerweile war fast die komplette Aufmerksamkeit des Rudels auf uns gerichtet und die ersten Leute kamen ebenfalls zu uns dazu. Allen voran Mex. "Was zum Henker willst du hier, Carter?!", brüllte dieser schon von weitem. Dicht hinter ihm lief meine kleine Schwester und direkt hinter ihr liefen Embry und Clary und dahinter der Rest meiner Familie inklusive ein paar aus dem Rudel. Ich sah allen Rudelmitgliedern an, dass sie sich beherrschen mussten sich nicht zu verwandeln. Das Problem war, dass meine Familie da war...

Mittlerweile hatte sich zwischen mir und Carter regelrecht eine Mauer aufgebaut. Seth, Mex, Jake, Embry, Quil, Leah und noch zwei andere Jungs. Emily kam zu mir gelaufen. Während die Jungs sich anschriehen fragte sie mich, ob bei mir alles in Ordnung wäre. Ich bejahte, was sie mir allerdings nicht zu glauben schien. Naja... ich weinte ja auch wie blöd...

Ich sah zu den Jungs. Die Situation schien beinahe zu eskalieren. Die Ersten waren kurz davor sich zu verwandeln oder mit voller Kraft auf Carter einzuprügeln. Entschlossen stellte ich mich zwischen die Jungs und Carter. "STOPP!!!!", schrie ich. Alle verstummten und sahen mich an. "Das", fuhr ich fort, "ist eine Sache zwischen mir und Carter." Auf Carters furchtbares Gesicht schlich sich ein gruseliges Lächeln. Ich sah ihn an. Stand ihm genau gegenüber. Und ohne mit der Wimper zu zucken gab ich ihm eine Backpfeife.

Carter spannte sich an. Er hielt sich geschockt die Wange. "Du wagst es den Vater deines Kindes zu schlagen?!?!!", brüllte er mich an und ich sah wie sich sein Nacken anspannte. Höchste Alarmstufe! Carters höchstes Wutniveau ist erreicht! Warte Stopp! Carter ist nicht der Vater meines Kindes! Das ist Seth! Ich war doch nicht mit Carter zusammen im Bett! Das war das allerletzte, was ich gewollt hatte. Ich wäre lieber aus dem Fenster gesprungen, als mit Carter die Nacht zu verbringen!

"Der Vater ihres Kindes bin jawohl immernoch ich!", mischte Seth sich ein und stellte sich neben mich. Der Rest des Rudels zog scharf die Luft ein. Sie hatten bis eben nicht gewusst, dass ich schwanger war.

"Und woher willst du das wissen?!", sagte nun Carter, der sich ziemlich beherrschen musste.

"Sie hat es mir gesagt", mit diesen Worten legte Seth einen Arm mich und zog mich zu sich.

"Sie war drei Monate lang durchgängig bei mir... meinst du ich habe mich da zurück gehalten?!"

Gerade als Seth etwas sage wollte, mischte sich nun auch noch Mex ein:

"ICH HABE DIR SCHON EINMAL DEUTLICH GEMACHT, DU SOLLST DAS GLÜCK VON ALLY IN RUHE LASSEN!!!!", schrie er und stellte sich auf meine andere Seite, "MUSS ICH DAS ETWA NOCH MAL MACHEN?!!"

Carter schien es nicht zu kümmern, was Mex da sagte, eher brüllte. Er konzentrierte sich voll und ganz auf Seth.

"Denk mal drüber nach", sagte Carter ruhig und gelassen zu Seth. Danach drehte Carter sich um und ging. Wie hatte er es geschafft seine Wut so schnell- "Und Nixe?!", er drehte sich um und durchbohrte mich förmlich mit seinem eiskalten Blick, "Schlag nicht noch einmal den Vater deines Kindes! Sonst wird es dir leid tun!" Nun verschwand er endgültig. Seth nahm den Arm, den er um mich gelegt hatte weg, sah mich enttäuscht an und ging ebenfalls. Allerdings in unsere Hütte.

Alles was danach passierte vernahm ich nur noch leicht und leise im Hintergrund. Die Jungs fragten Billy, ob sie Carter hinterher laufen dürften und liefen danach so schnell sie konnten Carter hinterher. Wenn ich mich nicht täusche haben sie sich sofort verwandelt, nachdem sie aus der Sichtweite heraus waren. Ein paar Rudelmitglieder wollten wieder für gute Stimmung sorgen und schickten wieder ein paar Raketen in den Himmel.

Während all das passierte war ich weinend auf die Knie gefallen. Weinend, weil mir alles zu viel wurde. Weil mein Freund und Verlobter einem wahnsinnigen Fremden mehr glaubte als mir. Weil ich nicht wusste, was jetzt passieren würde. Weil ich wütend auf Carter war. Weil ich spürte, dass Carter Seth mit seinen Worten mehr verletzt hat, als er es ihm mit Fäusten und aller möglicher Kraft hätte zufügen können. Weil ich merkte, wie meine Welt drohte in tausend Teile zu zerbrechen. Schon wieder.

Ich hatte immer gedacht, Seths und meine Verbindung kann nichts zerstören, doch was ich gerade fühlte, fühlte sich anders an.

Wolves - Familie bedeutet LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt