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Jack

Das war jetzt nicht wirklich Kyles ernst. Von weitem sah ich wie er das Mädchen packte und über Bord warf.

Sobald der kleine Körper sich aus dem Schwarz des Sees hiefte schloss ich ein Handtuch um das unterkühlte Kind.

Nun sehe ich in das kleine Zimmer. Auf dem alten Bett liegt sie.

Ich ziehe die Bettdecke zurück. Ihre Haut glänzt bläulich im Mondschein. Sie ist nackt. Schnell streife ich ihr ein paar Wollsocken über die kalten Füße. Drehe sie Vorsichtig auf den Rücken, um ihr den mitgebrachten, flauschigen Bademantel überzuziehen.

Sie ist kalt sehr kalt. Einen mit warmen Wasser gefüllten Behälter lege ich mit unter ihre decke.
Hoffentlich wird sie nicht krank. Das wäre ihr sicherer tod.


Mit rotem Gesicht wende ich mich meinem Bruder zu.

"Was war das den bitte gerade!??" Ich muss mich zusammen das ich hin nicht an den Schultern packe und ihn heftig schüttle.

"Wenn sie krank wird ist sie Tod!  Verdammt willst du das?" 

Ich sehe meinen Bruder zu wie er sich zuerst  durch die Haare und dann über das Gesicht fährt.

"Nein mann. Natürlich nicht. Verdammt ich war so wütend. Sie will es einfach nicht verstehen"

"Das ist kein Grund sie Mitten in der Nacht auf dem see alleine zu lassen! Und ihre Fragen sind mehr als nur verständlich"

Die Lampe flackert auf dann erlischt sie.

"Verdammt" hörte ich Kyle fluchen.

"Du magst sie, nicht?"  

Irgendwo aus einer anderen Ecke des Raumes höre ich ein unverständliches Gemurmel.
"Du musst deine Wutausbrüche kontrollieren. Was ist wenn du das nächste mal wirklich jemanden verletzt." Kurz hallte ich inne. "Sie hätte da draußen verdammt nochmal sterben können"

Meine stimme zittert vor Wut.

Das nächste was ich höre ist wie eine Tür zu geschlagen wird.

Ich lasse mich auf einen der alten Stühle fallen.


Vorsicht spähe ich in das kleine Zimmer.

Kyle sitzt wie erwartet vor dem Bett. Streicht mit seinem Finger über das kleine Gesicht.

Leise betrete ich den Raum.

Sehe Kyle dabei zu wie er die decke vorsichtig zurück streicht und die Bademantel Schnur lösen will.

"Was soll das!" Ich renne auf meinen Bruder zu und zerre diesen von dem Bett weg.

"Sag mal spinnst du? Was hattest du jetzt gerade vor?!" Brülle ich ihn an.
"Zuerst ertränkst du sie fast und jetzt..."

Kyle sieht erschrocken zu dem kleinen Holzbett. Das Mädchen sitzt kerzengerade und mit glänzenden Augen auf der weichen Matratze. Sie zieht den Mantel wieder enger um ihren dünnen Körper und starrt uns weiterhin an.

Dann erhebt sie sich. Ihre Bewegung sind fließent als sie sich  auf die Tür zu bewegt , sie öffnet und in die kalte Nacht verschwindet.

Fassungslos sehe ich auf meinen 4 Jahre jüngeren Bruder hinunter.

Dann stürze ich der kleinen Gestalt hinterher, in die Nacht.

Diese Nacht ist kalt.
Sehr kalt.

Ostern Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt