Ich renne schnell, weg von den Rebellen. Ich weiß, dass sie hinter mir sind, höre, wie Maxon meinen Namen schreit, während ich weiter die Halle entlang laufe, auf die versteckte Tür zu, von der ich weiß, dass ich hinter ihr sicher sein werde. Aber gerade, als ich die Tür erreiche, explodiert eine Welle aus Schmerz in meiner Schulter. Ich schreie auf, falle nach vorne und werde ohnmächtig, als mein Kopf gegen die Stahltür vor mir schlägt.
Ich erwache mit dem Blick auf einem paar unbekannter, brauner Augen auf mir, blinzele ein paarmal, gähne und versuche dann, mich aufzusetzen. Das geheimnisvolle Augenpaar folgt mir, hilft mir, als ich mich in eine Sitzposition begebe. »America?«, flüstert er, seine Stimme ist mir fremd. »America? Geht es dir gut?«
Mein Kopf dröhnt und ich lege vorsichtig eine Hand an meine Stirn. Ich spüre, dass sich dort eine große Beule bildet und frage mich, was passiert ist. Ich sehe mich um und merke, dass ich in einem krankenhausähnlichen Raum bin. Weiße, sterile Wände. Diverse Maschinen. Ein Infusionsschlauch ist an meinem Arm befestigt. »Mir ... mir geht's gut«, flüstere ich. Ich sehe hinüber zu dem geheimnisvollen Jungen und dränge einen Schrei zurück.
»Was ist?«, erwidert er und packt mich bei den Schultern, um mich zu beruhigen. Ich werde nur noch hektischer durch seine Berührung, alarmiert von dem Gefühl seiner Hände auf mir.
»America, hör bitte auf, zu schreien, sag mir, was los ist«, bittet er. Ich erkenne Sanftheit in seinen Augen und Sorge in seiner gerunzelten Stirn.
»Was ... was machst du hier?«, frage ich ihn und rutsche schockiert von ihm weg. Ich betrachte den Prinzen unschlüssig. Er ist in einen schlichten, grauen Anzug gekleidet, sein Hemd ist jedoch zerknittert. Sein Haar ist zerzaust, ein goldfarbenes Durcheinander aus Locken. Und seine schokoladenfarbenen Augen blenden mich mit Wohlwollen. Und Verwirrung.
Eine Menge Verwirrung.
Er gibt ein leises Lachen von sich, ein Fassungsloses. »Was ich hier mache? Ames, warum sollte ich nicht hier sein? Ich meine, ja ich habe einige Konferenzen, an denen ich teilnehmen muss, aber du warst verletzt und ich glaube, das ist ein bisschen wichti-«
»Aber du bist der Prinz! Du bist Prinz Maxon ... Und du bist hier bei mir, weil ich verletzt bin?«
Prinz Maxons Augen durchwogt der Schock und dann die Erkenntnis. Er schlägt die Augen nieder, als sie ihn trifft. Was er erkennt, weiß ich nicht. Aber er kommt auf jeden Fall zu irgendeiner Schlussfolgerung. »America«, wispert er und legt eine Hand sanft an meine Wange. Ich schüttele sie ab, denn mir ist unwohl bei seiner Berührung. »Weißt du ... weißt du nicht, wer ich bin?«
»Natürlich weiß ich, wer du bist«, rufe ich aus, beinahe lachend. »Du bist der verdammte Prinz von Illeà!«
»König, eigentlich«, murmelt er und unterbricht unseren Blickkontakt, seine Stimme bricht. »Aber das ist nicht das, was ich meinte. Du ... du weißt nicht, in welcher Beziehung ich zu dir stehe?«
Ich lache. Was könnte der Prinz mit mir zu schaffen haben? »Ähm ... nein? Warum sollte ich mit dir in Beziehung stehen? Du bist der Prinz und ich bin eine Fünf«, sage ich augenrollend.
»Oh, Gott«, murmelt er, steht auf und geht im Zimmer auf und ab. Ich sehe ihm nervös zu, unsicher, was er denkt. Habe ich etwas Falsches gesagt? Was verpasse ich hier? »Verdammt, verdammt, verdammt!«, murmelt er und fährt sich mit der Hand durch das Haar. Ich beobachte ihn wortlos und versuche, zu begreifen, was los ist. Der Prinz ist an meinem Bett, wartet darauf, dass ich aufwache und jetzt tut er so, als ob ich wissen sollte, wer er ist.
Und dann geschieht das Seltsamste.
Er eilt zu mir zurück, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich auf die Lippen. Ich keuche bei dem Gefühl seiner warmen Lippen an meinen, bin davon erschüttert, wie seine Hände mich festhalten, als würden sie mich kennen. Dennoch fühle ich einen Anflug von Wiedererkennung and küsse ihn unwillkürlich zurück - zumindest so lange, bis ein einziger Gedanke meinen Verstand durchbricht: Aspen.

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REMEMBERING THE ONE
FanfictionNach einer Rebellenattacke leidet America unter einer Amnesie. Sie kann sich an nichts erinnern, was in den vergangenen sechs Jahren passiert ist, aber, was am wichtigsten ist, sie kann sie sich nicht an das Casting erinnern. Oder Maxon. America käm...