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Nach Physik holte Adrian mich ab und brachte mich zu meinem Sportunterricht. Wir hatten keinen einzigen Kurs zusammen, doch Adrian blieb beinahe durchgehend an meiner Seite. Als unser Sportlehrer schon vor dem Kurs verkündete, dass wir alle 5 Runden zum Aufwärmen würden laufen sollen, redete er auf den sturen alten Bock ein und versuchte ihn zu überzeugen, dass sich nicht in der Lage war im Sportunterricht mitzumachen und als Herr Freie weiter darauf bestand, dass auch ich mich warm rennen sollte, blieb Adrian einfach bei mir und setzte sich mit mir auf die Bank am Rande der Sporthalle. Dass er dafür seinen Kurs schwänzte, schien ihm egal zu sein. „Du musst in deinen nächsten Kurs!" murmelte ich und lehnte mich an der Turnhallenwand an. „Ich gehe sicherlich nicht, solange dieser dumme alte Ziegenbock noch so blöd ist und nicht erkennt, dass du nicht in der Lage bist zu laufen!" knurrte Adrian und seine Wut zeigte mehr auf als jedes Wort der Welt. „Wieso erkennt dieser alte Sack nicht, dass es dir verdammt schlecht geht? Das ist wirklich unerhört diesen Blindfisch noch Sportunterricht machen zu lassen!" regte Adrian sich auf und beruhigend legte ich ihm meine Hand auf seinen Unterarm. „Lass es bitte gut sein und geh in diesen Kurs, ich komme zurecht!" Adrian schüttelte vehement seinen Kopf. „Vergiss es, sobald ich hier weggehe, zerrt der Esel dich hoch und schleift dich noch eigenhändig die 5 runden um die Sporthalle!" wieder ballten sich seine Hände zu Fäusten und seine Augen wurden zu Schlitzen mit denen er Herr Freie versuchte zu erdolchen. „Adrian, ich werde das schon überleben!" versicherte ich ihm schwach, auch wenn ich genau wusste, dass ich nach der ersten Hallenseite zusammenklappen würde. „Nein Belle, in diesem Fall bin ich deine Lebensversicherung, also bewege ich mich hier nicht vom Fleck!" Adrian kreuzte siegessicher seine Arme vor der Brust und blickte mich dann sanft an. „Du verstehst doch sicherlich, dass du das nicht durchhältst oder?" besorgt blickte er mir in die Augen und schwach nickte ich. Er hatte Recht, sowas von Recht! „Okay, du hast Recht, dann bleib hier, aber versprich mir bitte den Unterrichtsstoff nachzuholen!" bat ich ihn und Adrian nickte. „Ja mache ich, aber der Stoff ist nur halb so wichtig wie dein Leben!" flüsterte er und legte seinen Kopf dann auf meiner Schulter ab. Die vorbeirennenden Schüler blickten uns alle an wie wenn wir plötzlich ein drittes Auge auf der Stirn vorzuweisen hätten, doch das störte weder Adrian noch mich. Im Matheunterricht ließ er mich wieder alleine, aber danach kam er wieder zu meinem Platz und zog mich vorsichtig von diesem hoch. „Auf geht's Kleine, jetzt geht's nach Hause!" verkündete er und nahm mich wie ein Kleinkind hoch, sodass wir uns gegenseitig ins Gesicht schauen konnten. Dann drückte er mir einen Kuss auf die Wange. Die Kursrückbleibsel starrten uns beiden wieder an wie wenn wir Aliens wären und Jazzy die ebenfalls unter den verbliebenen war, schnaubte abfällig und stolzierte dann an uns vorbei. Nur um sie extra zu provozieren, zog ich Adrian zu mir herunter und küsste ihn leicht auf den Mund. Adrian schien überrascht zu sein, ließ mich jedoch nicht hängen und küsste mich zurück. Währenddessen beobachtete ich Jazzy, die wütend mit ihrem Fuß aufstampfte und dann mit einem wütenden Aufschrei aus dem Klassenzimmer stürmte. „War das nicht deine beste Freundin?" fragte Adrian verwirrt und ich seufzte. Jetzt musste ich ihm die Situation wohl doch widergeben. „Wir waren bis heute Morgen befreundet, dann hat sie mich als Hure abgestempelt und mir unterstellt, ich würde dich bezahlen, nur damit du bei mir bleibst und mich so in etwa in der Schulhierarchie hochvögeln! Außerdem will sie etwas von dir!" gab ich Jazzys Worte von vorhin in etwa wieder und bemerkte dann wie Adrian sich anspannte. „Die einzige die sich hier hochvögelt ist ja wohl sie und zwar in dem sie Markus ausnutzt! Ich gehe zumindest einmal aus, dass sie über ihn an mich herankommen wollte, habe ich Recht?" fragte er und ich nickte erschöpft. „Ja!" ich nickte schwach. „Aber was du jetzt weißt ist, dass sie eine verlogene falsche Schlange mit einem Janusgesicht ist und sie es nicht wert ist auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden, außerdem stimmt das nicht und ich habe dich gerne!" er strich mi sanft über den Kopf und nahm mich dann in den Arm und lief dann mit mir auf dem Arm aus dem Klassenzimmer und raus zu Hunters Wagen. Dort saßen schon all seine Freunde und diese verdrehten ihre Augen, als sie mich erblickten. Glücklicherweise gaben sie jedoch keinen Kommentar dazu ab! Hunter brachte uns beide zu mir nach Hause und dann pflanzten Adrian und ich uns vor meine uralte Flimmerkiste und zogen uns den ersten Teil der Mission Impossible Reihe rein. Naja. Was soll ich sagen, ich liebte den Schauspieler einfach. Tom Cruise war einfach klasse.
„Morgen geht es los!" murmelte Adrian und spielte dann mit meinen Haarspitzen. „Freust du dich schon?" fragte er und zwinkerte mir spielerisch zu. Was war das denn bitte eine Frage, ich brannte förmlich darauf die Wildnis zu sehen, zu erleben wie sich eine Horde Tiere bewegte, einfach auch die trockene Luft zu spüren. Die Sandpartikelchen würden meiner Lunge zwar nicht guttun, aber ich wollte diesen Trip unbedingt machen. „Ja, ich wollte schon immer eine Safaritour machen!" verträumt seufzte ich. „Ich weiß meine Schöne, ich weiß!" murmelte Adrian und dann war ich auch schon vor Erschöpfung eingeschlafen.

Und in 5 Wochen bin ich tot.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt