#7
Ich seufze und verstecke meinen Kopf hinter dem Bildschirm, als würde ich arbeiten wollen. Innerlich schlägt mein Herz wie wild. Vielleicht ahnt er ja etwas?
Irgendwann am Vormittag entschließen wir uns, kurz in die Cafeteria zu gehen.
Rick steht da und lehnt sich gegen die Wand, während er an seinem Handy rumspielt.
„Tag.“ murmelt Rick uns zu. „Hi Rick.“ erwidere ich.
Er ist mit Sicherheit der größte Schweiger der gesamten Abteilung. Ich habe immer das Gefühl, dass schon meine Gegenwart ihn nervt. Ja, überhaupt scheinen ihn alle Leute um ihn herum zu nerven.
„Und Kumpel, was machst du am Wochenende?“ richtet sich Daryl an ihn. „Ich gebe mit der Band ein Konzert.“ gibt er zurück.
„Oh das ist cool. Was dagegen, wenn wir kommen?“ frage ich ihn. Rick scheint meine Frage einfach zu übergehen und spricht weiter mit Daryl.
„Du kannst kommen wenn du willst.“ sagt er gerade zu ihm. Daryl grinst „Na aber sicher komme ich! Der große Rick auf der Bühne, dass darf man sich doch nicht entgehen lassen. Vor allem wegen der vielen Mädels, die kreischend in der Menge stehen.“
Rick lacht „Sie kommen wegen mir. Also lass es!“ sagt er und sieht dann mich an. „Du kannst auch mitkommen.“ Rick wirft mir einen mehr als flüchtigen Blick zu, als müsse er mich einladen, weil ich ja nun einmal gerade hier herumstehe. >Super, du musst dich aber nicht gezwungen fühlen< denke ich mir.
Ich weiß, dass er auch mit Daryl, mit dem er ja ganz gut befreundet ist, manchmal komisch redet. Trotzdem frage ich mich immer, ob er ein Problem mit mir hat.
Rick lässt uns ziemlich beiläufig stehen und nickt uns nur kurz zu.
Dann drehe ich mich zu Daryl um „Willst du echt was von dieser Art von Mädels?“ frage ich ihn.
Er sieht mich direkt an. „Beth. Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft sagen, dass du dir noch nie bei einem Rockkonzert für einen schweißgebadeten Bad Boy die Stelle aus dem Leib geschrien hast
Ich sehe Daryl sauer an. Klar habe ich das schon gemacht. Ich muss leicht lächeln.
„Ja, dass habe ich mir gedacht. Du bist nämlich gar nicht so brav wie du tust.“ sagt Daryl
Wenn er wüsste, was ich über ihn denke, da ist das mit dem Rockkonzert noch das Geringste.
Das ist auch so eine Sache an Daryl. Man darf seine Freunde nicht kritisieren.
„Ok, ich geh zurück in unser Büro. Ich will heute Abend nicht bis spät in die Nacht hier bleiben, ich muss heute Abend noch zum Training.“ sagt Daryl zu mir.
Plötzlich sehe ich ihn vor meinem inneren Auge wieder unter der Dusche. Ich muss echt aufhören, immer daran zu denken!
Auf Daryls Gesicht zeichnet sich ein breites Lächeln ab. Ich weiß genau, woran er gerade denkt.
„Denke gar nicht dran, dass zu sagen, was ich denke, dass du sagen willst!“ sage ich mit einem Bösen blick in seine Richtung.
Daryl bricht in lautes Lachen aus und nimmt seinen Kaffee, während ich rot anlaufe.
Während ich so mit einem Getränk in der Hand vor mich hin döse, frage ich mich, ob Rick mit mir ein Problem hat. Aber vielleicht hat Daryl ja auch recht und ich mache mir nur etwas vor. Rick ist bestimmt zu allen so.
„Hmh!“ höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir.
Ich drehe mich in Richtung der Frauenstimme in meinem Rücken. „Fräulein Kingston..“
Oh nein Cyntia! „Guten Tag, Fräulein Miro.“ „Falls sie vor dem Automaten noch keine Wurzeln geschlagen haben, würde ich mir gern einen Kaffee holen.“ richtet sie sich mit ihrer piepsigen Stimme an mich. „Oh, entschuldigen Sie, natürlich!“ sage ich zu ihr.
Cyntia behandelt mich so herab würdig, als hätte sie einen Käfer vor sich. Wobei, der Käfer würde bei ihr vermutlich noch mehr Achtung erfahren.
Ich trete etwas unbeholfen beiseite. Gegenüber ihr fühle ich mich immer so klein. Sie strahlt die Sicherheit jener Frauen aus, denen die Natur quasi alles geschenkt hat. Oder war es vielleicht der Chirurg?
„Arbeiten Sie außerhalb ihrer Pausen in der Cafeteria auch hin und wieder mal?“ fragt sie mich.
Sollten Sie es noch nicht wissen, Cyntia ist so etwas wie mein schlimmster Feind hier. Sie ist eine jener Frauen, die man am liebsten ohrfeigen würde, mit denen man auf Arbeit aber irgendwie auskommen muss.
„Ich darf doch sehr bitten.!“ richte ich mich an sie, doch sie verdreht nur noch die Augen.