5. Kapitel

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April's P.o.V

Meine Flucht war mittlerweile ziemlich gut geplant, aber trotzdem beinhaltete sie insgesamt drei Stellen, an denen alles schief laufen konnte.

Nummer Eins: Das unbemerkte verschwinden.

Von früheren Gelegenheiten wusste ich, dass Mum Ohren hatte wie eine Fledermaus. Wie oft hatte sie mich schon bei dem Versuch erwischt aus dem Fenstern zu klettern, wenn ich Hausarrest hatte und wie oft hatte sie mich dabei ertappt, wie ich versucht hatte die Schlüssel für ihr Cabrio aus ihrer Handtasche zu fischen.

Allein das Geräusch des aufschnappenden Fensterschlosses oder des Verschlusses ihrer Handtasche, hatte sie alamiert und das über ein ganzes Stockwerk hinweg.

Also musste ich geräuschlos verschwinden, wie ein  Ninja. Leise wie ein Windhauch.

Mit meiner Reisetasche über die Schulter gehängt und meinen Highheels in der Hand, schlich ich den Flur im zweiten Stock entlang und spähte dann die Treppe hinunter. Es sah aus, als wäre die Luft rein. Vielleicht waren Mum und die anderen ja zur Hintertür rausgegangen und saßen jetzt am See.

Das wäre natürlich sehr praktisch.

Vorsichtig setzte ich einen meiner nackten Füße vor den anderen und stieg die Treppe runter. Tatsächlich war das untere Stockwerk wie ausgestorben und ein kurzer Blick durch die gläserne Hintertür bestätigte mir dass auch am See keiner war.

Wo waren denn nur alle hin verschwunden?

Ich wusste Daisy in ihrem Zimmer war und schon seit Stunden mit ihren Freundinnen telefonierte, aber seit dem Frühstück hatte ich keinen von den anderen mehr getroffen. Weder Mum, noch Elsie oder David oder Kimberly oder Georgia und Mia. Und selbst Harry war wie vom Erdboden verschluckt.

Aber im Gegenteil zu den anderen, war er nicht mal beim Frühstück aufgetaucht. Das letzte mal hatte ihn ich gesehen, als ich meine Anziehsachen aus meinem Zimmer geholt hatte. Er hatte immer noch geschlafen, auf dem Bauch mit dem Gesicht von der Tür weggedreht. Ich musste zugeben, dass ich ihn immer wieder angesehen hatte, als ich meine Reisetasche gepackt hatte. Die Art wie seine Locken wirr über sein Gesicht fielen, die Form seiner Rücken und Arm Muskeln und wie seine Finger sich in die Bettdecke krallten als hätte er einen schlechten Traum und versuchte sich an der Realität festzuhalten.

Wie gerne ich ihn mal im wachen Zustand gesehen hätte, aber als ich am Nachmittag dann zurück in mein Zimmer kam um meine Tasche zu holen, fand ich nichts weiter auf dem Bett vor, als zerwühlte Decken.

Vielleicht war er ja wieder gegangen.

So sorgfältig wie möglich, prüfte ich meine Umgebung, bevor ich die Vordertür ansteuerte. Zu meiner Überraschung stand sie einen Spalt breit offen. Aber auf dem Weg der zum Haus führte war niemand.
Hatte jemand vergessen sie zu schließen?

Etwas irritiert trat ich trotzdem nach draußen.

"Lass mich raten", sagte auf einmal eine tiefe, raue Stimme, was mich in meiner Bewegung einfrieren ließ, "Mummy hat dir was verboten und jetzt spielst du den rebellischen Teenager".

In dem Tonfall lag eine gewisse Abfälligkeit, die der Sprecher offenbar nicht verstecken wollte.

Ich war bereits auf der ersten Verandastufe angekommen, weshalb ich mich umdrehen musste um denjenigen anzusehen, der mich da gerade angesprochen hatte.

Und da, was hätte ich anderes erwarten sollen, war er.

Seine Locken waren immer noch vom Schlaf zerzaust und er lehnte an der Wand neben der Haustür, zwischen seinen langen Fingern klemmte eine Zigarette.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 22, 2016 ⏰

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