Robyn und Adrian - Abschiedsgeschenk

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(Hearts)

Sechs Wochen waren wir jetzt schon zusammen und ich konnte es noch immer kaum fassen.

Adrian und ich schlenderten Hand in Hand zu seinem Auto, um nach Hause zu fahren. Mein Abiball war toll gewesen, einfach unfassbar schön mit Adrian an meiner Seite, aber jetzt war ich ein bisschen müde.

Adrian hielt mir die Beifahrertür auf und ich stieg ein. Er wollte schon die Tür zumachen, als er inne hielt und sich zu mir beugte. Sanft drehte er meinen Kopf an meinem Kinn zu sich und gab mir einen Kuss.

Lächelnd und ohne ein Wort, schloss er die Tür, lief um das Auto und setzte sich auf den Fahrersitz, während ich mein breites Grinsen einfach nicht unter Kontrolle bekam.

Es war einfach unfassbar, wie sich mein Leben in den letzten Wochen in eine überdimensionale Schnulze verwandelt hatte. Aber ich liebte es.

Ich liebte das Gefühl, Adrian an meiner Seite zu wissen.

Ich liebte es, wenn er einen Arm um mich legte und mir einen Kuss auf die Wange drückte.

Ich liebte es, wenn er mich anlächelte.

Ich liebte es, wenn er mich neckte.

Ich liebte es, wenn er mich sanft küsste, stürmisch küsste.

Ich liebte ihn einfach so wie er war, mit all seinen Ecken und Kanten.

"Danke für den Abend", sagte ich und sah zu ihm. Lächelnd verschränkte er seine Finger mit meinen, während er nur mit einer Hand fuhr, den Blick weiterhin auf die Straße gerichtet.

"Ich bin ja froh, dass du dich doch noch überwinden konntest, mich einzuladen", ärgerte er mich und ich musste lachen, als ich mich an den Abend erinnerte, an dem wir endlich zusammen gekommen waren. Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Der Abend war wunderschön."

"Fand ich auch", sagte ich leise, meinen Kopf an die Lehne gebettet, meinen Blick noch immer auf Adrian gerichtet.

Seine Krawatte hatte er inzwischen gelockert, den obersten Knopf seines Hemdes geöffnet, die Haare nicht mehr ganz so ordentlich wie zum Beginn des Abends. Er sah zum Anbeißen aus.

Wir fuhren in einträchtiger Stille nach Hause, genossen einfach nur die Anwesenheit des anderen.

Während dieser Fahrt beschloss ich, es ihm endlich zu geben. Das Bild, das ich damals gezeichnet hatte, bevor er nach Rom ging. Das eigentlich sein Abschiedsgeschenk hätte werden sollen.

Es lag schon so lange bei mir zu Hause. Ich wollte es ihm heute Abend noch geben.

Adrian parkte in unserer Einfahrt, wir stiegen aus und er legte einen Arm um mich, zog mich fest an sich und brachte mich zur Tür.

"Komm noch mit rein, ich will dir etwas zeigen", bat ich ihn und er nickte, ein wenig überrascht. "Aber leise, falls meine Eltern schon schlafen", ermahnte ich ihn grinsend. Mama und Papa waren zusammen mit den anderen Eltern schon ein bisschen früher aufgebrochen. Und sie wussten ja, dass ich gut nach Hause gebracht werden würde.

Sie hatten nie irgendwelche Bedenken, wenn ich mit Adrian zusammen war. Was wahrscheinlich nicht zuletzt daran lag, dass er acht Jahre älter war als ich und vielleicht in manchen Situationen schon ein wenig reifer. Aber dann bildete ich eben das verrückte Gegenstück dazu.

Der Gedanke ließ mich grinsen, während ich Adrian an der Hand hinter mir die Treppe hochzog und gleichzeitig mein bodenlanges Kleid mit der anderen Hand ein wenig anhob, um nicht zu stolpern. Es würde mir zwar ähnlich sehen, mich mitten in der Nacht auf die Nase zu legen und so das ganze Haus aufzuwecken, aber das konnte ich dann jetzt doch nicht gebrauchen.

Ich schob Adrian durch meine Zimmertür und schloss sie hinter uns.

"Also, was willst du mir zeigen?", fragte er, während er die Arme um mich schlang und mich abwartend ansah.

Kurz hätte ich beinahe vergessen, weswegen ich Adrian hier her gebracht hatte. Zu gern hätte ich ihm einfach nur in die Augen gesehen, den Moment genossen, seine Wärme gespürt, meine Hand an seine Wange gelegt, ihn geküsst...

"Robyn?", hakte er grinsend nach und riss mich aus meinen Gedanken.

"Ach ja, Moment." Ich löste mich von ihm und hörte ihn hinter mir leise lachen, während ich die Zeichnung aus der Schublade holte, in der ich sie verstaut hatte.

Ich drehte mich wieder zu Adrian um, während ich die Zeichnung noch so hielt, dass er sie nicht sehen konnte.

"Was ist das?", fragte er und kam einen Schritt näher.

Kurz zögerte ich. Plötzlich war ich ein wenig unsicher. Was wenn sie ihm nicht gefiel? Was wenn er meine Idee albern, kindisch, kitschig fand?

Aber dann rief ich mich zur Vernunft. Das hier war Adrian. Er kannte mich. Und ich kannte ihn. Etwas, das mir offensichtlich viel bedeutete, würde er niemals mit Füßen treten.

Ohne ein Wort reichte ich ihm die Zeichnung.

Sein fragender Gesichtsausdruck änderte sich zu einem warmen Lächeln, als er das Blatt umdrehte und die Zeichnung sah. Für ein paar Sekunden schien er völlig in das Bild versunken zu sein, während ich einfach nur sein Gesicht betrachtete.

Der Zeichnung lag ein Bild zugrunde, das wir bei unserer kleinen Fotosession im Wald gemacht hatten. Wir hatten herumgeblödelt, Adrian hatte von hinten seine Arme um mich geschlungen und mehr oder weniger willkürlich auf den Auslöser gedrückt und etwa achtzig Selfies gemacht. Und eines davon war dieses Bild.

"Das ist perfekt", sagte er plötzlich, als er seinen Blick auf mich richtete.

"Wann hast du das gemacht?"

"Vor Rom. Es sollte eigentlich dein Abschiedsgeschenk werden", erklärte ich und musste schmunzeln, als ich an die Zeit dachte. Damals war es mir wie ein Weltuntergang erschienen, heute konnte ich darüber lächeln.

Adrian grinste ebenfalls, als er eine Hand an meine Wange legte und seine Lippen auf meine für einen kurzen, intensiven Kuss senkte.

"Danke", sagte er leise und zauberte damit das nächste Lächeln auf mein Gesicht.

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Nur weil wir momentan voll damit beschäftigt sind, bei unserem neuen Buch 'Cook, Live, Love - Liebe geht nicht durch den Magen' zu schreiben, heißt das noch lange nicht, dass total Funkstille herrscht ;)

Wir hoffen, es hat euch gefallen :*

HeyGuys77 & Tyskerfie <3

One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt