Hayley und Caleb - Familie auf Anhieb Teil 2

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(How To Publish Love)

Wir saßen alle am Tisch, aßen, redeten, tranken Wein, lachten. Calebs Eltern, sein Bruder Nathan, deren Frau Claudia, ihre drei schnuckeligen Kinder – alle schienen sich prächtig zu amüsieren. Es wäre auch wirklich alles perfekt gewesen, wenn Caleb und ich nicht dieses eine ziemlich wichtige Geheimnis hätten, von dem die anderen noch nichts wussten.

Ich versuchte so gut es ging, mich entspannt am Gespräch zu beteiligen, meinen Charme auszufalten und zuvorkommend zu sein. Das Essen war köstlich, doch auch davon konnte ich nur einige wenige Bissen runterwürgen.

Vor allem Claudia hatte mir interessiert Fragen gestellt und ich hatte ein wenig über mich erzählt. Über meine Familie. Über meine Hobbys. Über meine Arbeit. Dass ich Calebs rechte Hand war, ließ sie amüsiert schmunzeln. War wahrscheinlich auch nicht alle Tage, dass man so ein Klischee hautnah miterlebte.

Obwohl sie mir alle freundlich gegenüber waren, konnte ich einfach nicht ganz zur Ruhe kommen. Tausend Fragen und Zweifel schwirrten mir im Kopf rum.

Was, wenn Calebs Familie enttäuscht und traurig sein würde? Wütend vielleicht sogar?

Was, wenn sie mich nicht so sehr mochten, dass sie mich als Calebs Frau sehen wollten?

Was, wenn...

Unterm Tisch spürte ich, wie Caleb seine Hand auf mein Knie legte und leicht zudrückte. Anscheinend hatte er mir die Panik angesehen. Ohne groß zu überlegen verschränkte ich meine Finger mit seinen und augenblicklich spürte ich, wie ich mich langsam beruhigte. 

Wir hatten einander. Wir liebten uns. Was bedeutete schon der Rest? Wir hatten die Hürde in der Arbeit überwunden, dann schafften wir auch seine Familie.

Als alle aufgegessen hatten und die Kinder schon längst vom Tisch abgehauen waren und das Wohnzimmer halbwegs zerstörten, legte Caleb den Arm um mich und lächelte mich aufmunternd an. War die Zeit gekommen?

Schnell nahm ich noch einen Schluck von meinem Wein, dann vernahm ich Caleb ganz nah an meinem Ohr: "Du hast nichts zu befürchten." 

Caleb wandte sich daraufhin den anderen zu und räusperte sich. "Hayley und ich wollen euch gerne etwas sagen", fing er an und die Stille, die darauf folgte, übertönte fast mein pochendes Herz. Da ich mich nicht traute, die anderen anzusehen, hielt ich meinen Blick starr auf Caleb gerichtet. So heiß, wie er war, hatte ich damit auch nicht wirklich ein Problem.

"Es ist so, dass..." Caleb holte einmal tief Luft. "Hayley und ich sind verheiratet." 

Ich konnte förmlich hören, wie alle schockiert und überrascht die Luft scharf einsogen. Mit weit aufgerissenen Augen sahen sie uns an. Wäre das hier ein Film, würde ich lachen. 

Nur war das hier überhaupt kein Film.

Trotzdem spielte ich gerade die Hauptrolle.

"Was?", hauchte Nathan, der uns verwirrt ansah. Claudia hatte die Augenbrauen gekräuselt und Calebs Eltern sahen aus, als würden sie gleich in Ohnmacht fallen.

"Wann? Wo? Warum?", fragte Nathan weiter, der anscheinend als einziger seine Sprache wieder gefunden hatte. "Ohne uns?", fügte er noch hinzu und ich fand, dass es jetzt an der Zeit war, dass Caleb anfing, zu erklären.

"Immer mit der Ruhe", sagte er da auch schon und grinste schief. "Es ist ein wenig kompliziert. Und kontrovers." Gut, dass er seine Familie vorab schon warnte. 

Oder vielleicht war es doch nicht so gut, denn jetzt musterten sie uns umso misstrauischer.

"Wie ihr wisst, waren wir vor zwei Monaten ungefähr auf Geschäftsreise in New York." Die anderen nickten. "Nun ja, wir waren auch einige Tage in Las Vegas."

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