Kapitel 9 - Die Verstoßenen

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Ich schrie und wand mich und konnte mich doch nicht bewegen. Ich wusste nicht, was ich tat. Das einzige, an das ich denken konnte, war die Hitze, die durch meinen Körper brodelte und meine Haut versengte. Wie aus weiter Ferne hörte ich einen Schmerzensschrei. Erst als der Boden sich immer enger um mich zu schlingen schien, bemerkte ich, dass nicht ich es war, die schrie.

„Maya, beruhige dich. Schhhh. Maya, alles wird gut", hörte ich eine Stimme nah an meinem Ohr und je mehr Beachtung ich der Stimme schenkte, umso sanfter wurde sie. Ich schmiegte mich an Elian und ein Zittern durchlief meinen Körper und ging auf seinen über.

„Schhh. Ist ja gut, Maya, beruhige dich."

Ich schrie auf und zeitgleich stieg Qualm aus meinen Handflächen auf. Elian fluchte und sein Stöhnen klang voller Schmerz, was mich für eine Sekunde zur Besinnung kommen ließ. Elian nutzte diesen Vorteil, rollte sich gekonnt über mich und erdrückte mich mit seinem Gewicht. Ich versuchte meine Hände und Füße aus seiner Umklammerung zu befreien, doch er hielt mich nun so fest, dass es schmerzte.

„Lass mich -", hörte ich mich selbst sagen. Da waren noch andere Stimmen, die ich jedoch nur wie durch eine Nebelwand wahrnehmen konnte.

„Schau mich an, Maya", sagte Elian und drehte mein Kinn in seine Richtung, sodass ich keine andere Wahl hatte.

„Sie mich an", flüsterte er noch einmal überflüssigerweise. Mein Atem beruhigte sich, als ich in Elians milchig grüne Augen schaute. Ein Funkeln war in ihnen zu erkennen und noch etwas anderes. Ein Blitz eines Gefühls. Doch er verschwand so schnell, dass ich glaubte, mich geirrt zu haben. Elian nutzte mein Zögern aus und lockerte seinen Griff um meine Hände. Sein Gewicht raubte mir allerdings immer noch den Atem.

Die Stimmen drangen nun lauter an mein Ohr, als hätte der Nebel sich gelichtet, aber ihren Sinn konnte ich immer noch nicht ausmachen. Ich wusste nur, dass man mich anstarrte. Erneut durchlief ein Zittern meinen Körper, aber es hatte nicht den metallischen Beigeschmack der elektrischen Stöße, die ich bis eben noch gespürt habe. Ein Schluchzen entschlüpfte meiner Kehle und die Tränen folgten unaufhaltsam. Ich bekam nur halb mit wie Elian ein paar Worte mit jemandem wechselte. Dann rollte er von mir runter und hob mich behutsam vom Boden auf, wobei seine Muskeln zitterten.

Sein Geruch, der mir mittlerweile so vertraut war, da ich eins seiner T-Shirts als Schlafanzug benutzte, wurde überdeckt durch einen rußigen, verbrannten Gestank. Entsetzt rieb ich mir die Tränen aus den Augen und erst da sah ich es.

„Du bist verletzt", brachte ich mühsam mit gedämpfter Stimme hervor.

„Nur ein Kratzer", murmelte Elian. Ich starrte ihn an. Sein graues T-Shirt hing in Fetzen von seinem Oberkörper. Die Handteller großen Löcher hatten einen schwarzen Rand.

„Ich hab dich verletzt", flüsterte ich. Die Schuldgefühle schnürten mir fast die Kehle zu und ich hatte Mühe, die Worte auszusprechen, die sich wie Blei in meinem Mund anfühlten.

„Geht schon", keuchte Elian.

„Ich kann selbst gehen", sagte ich und versuchte mich aus seiner Umklammerung zu befreien, aber Elian hielt mich nur noch fester. Dann stieß er mit meinen Füßen die Tür zu meinem Zimmer auf. Cassandra saß zusammengesunken wie ein Häufchen Elend immer noch an der gleichen Stelle auf meinem Fußboden. Sie machte Anstalten aufzustehen, aber Elian ging einfach an ihr vorbei und legte mich auf mein Bett.

„Es wäre besser, wenn du jetzt gehst", sagte er zu Cassandra, ohne sie anzuschauen.

„Nein", antwortete sie bestimmt, auch wenn ihre Stimme kaum merklich zitterte. Elian drehte sich um und berührte sie an der Schulter.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 17, 2016 ⏰

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Die Chroniken der Feuerwölfe - Die Verstoßenen (#Wattys2016)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt