Kapitel 8

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Ich sperrte mich in einer Kabine ein. Atmete tief ein und aus und versuchte mich zu beruhigen. Wieso war Mathis da? Wieso war er nicht in London er sollte noch mindestens ein halbes Jahr in Therapie sein. Plötzlich hörte ich ein Klopfen an der Türe. "Ally, ist alles klar bei dir?" Hörte ich Chloés Stimme durch die Türe. Ich antwortete nicht. "Bitte süße mach doch auf." Wortlos sperrte ich die Türe auf und Chloé kam herein. "Was ist denn los?" Fragte sie mich während sie sich neben mich setzte und den Arm um mich legte. Ich lehnte meinen Kopf an sie und verkniff mir die Tränen. "Mathis, er...er ist draußen. Was macht er hier?" Sie blickt mich mit großen Augen an:" hier? In Paris? In diesem Club?" Ich nicke. Szenen von meinen letzten Erlebnissen mit diesem Arschloch traten mir wieder ins Gedächtnis. Erinnerungsfetzen die ich verdrängt oder in Alkohol ertränkt hatte um sie zu vergessen. "Liebes du musst dir keine Gedanken mehr um ihn machen er wird sich nicht an dich heran trauen, dafür werde ich sorgen." Sie nahm mich in den Arm und ich schluchzte an ihre Schulter.

Hand in Hand gingen wir aus der Toilette. Ich hatte beschlossen mir von Mathis diesen Abend nicht kaputt machen zu lassen. Nachdem Chloé mein Make up wieder halbwegs in Ordnung gebracht hatte war meine Laune schon wieder besser geworden. Und als wir nun selbstbewusst und lachend zu tanzen begannen, ließ ich mich vom Rausch der Tablette ,die Lucas mir ins Getränk geschmissen hatte, und von der Musik treiben.
Wir tanzten und tanzten nach wenigen Minuten hatte ich mein Zeitgefühl vollkommen verloren. Meine Augen hielt ich geschlossen nur für den Fall. Irgendwann drückte mir jemand eine Flasche Wasser in die Hand, die ich in wenigen Zügen leerte. Mir war gar nicht aufgefallen, wie trocken mein Mund war. Auch Lucas' und Jo's Stimme blieben mir in Erinnerung. Aber nur undeutlich und verschwommen. Als wir aus dem Club kamen war schon die Sonne aufgegangen. Aufgrund der plötzlichen Helligkeit musste ich unwillkürlich blinzeln. Ich hielt mir die Hand vors Gesicht und ließ mich von Jo stützen der mit mir den anderen nach draußen folgte. Auch vom Nachhauseweg und dem Stopp bei der Imbissbude blieb mir nicht viel im Gedächtnis.

Durst. Ich schlug meine Augen auf und sah, dass alles Finster im Raum war. Ich lag in einem Bett, in meinem und trug meinen üblichen Pyjama. Der aus einem Tanktop und engen Boxershorts bestand. Neben mir im Bett lag Jo, nach außen gekuschelt in Embrioposition. Er sah friedlich aus, fehlte nur noch, dass er am Daumen lutschte. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Ich suchte neben dem Bett nach meinem Handy und ertastete es wenige später in meiner Tasche. Es war 11 Uhr abends. Ich war hellwach und tapste leise aus dem Zimmer. Die alte Holztüre quietschte leise als ich sie öffnete und leise wieder schloss. Im Wohnzimmer brannte das kleine Lämpchen hinter der Couch. Chloé saß auf meinem Lesesessel. Er war gepolstert und unglaublich bequem. "Hey," sagte ich heißer und setzte mich gegenüber auf die Couch. "Gut geschlafen?" Fragte meine Freundin belustigt. "Sehr, und du?" "Ich auch. Bin vor 15 Minuten wach geworden und konnte nicht mehr schlafen. Willst du eine Tasse Tee?" Und erst jetzt bemerkte ich die dampfende Kanne auf dem Couchtisch. Ich nickte freudig und Chloé musste lachen. Chloés Lachen klang wie das eines Engels. Es war das schönste für mich sie lachen zu hören. Meine beste Freundin war immer für mich da gewesen und deshalb war sie inzwischen der wichtigste Mensch für mich. Wenn jemand ihr das Herz brechen sollte würde er dafür bezahlen, Freundschaft hin oder her, auch wenn es Lucas wäre. Ich wusste, dass es umgekehrt genauso war. Chloé konnte manchmal zickig sein, vielleicht auch ein bisschen arrogant und oberflächlich aber, wenn man sie besser kennenlernen durfte war Chloé ein Goldmensch. Sie war immer da ich kannte niemanden der so loyal und hilfsbereit war. Sie hörte zu und verurteilte mich nie, auch wenn ich ein paar wirklich fragwürdige Dinge getan hatte war sie immer da gewesen und hatte mich aus den schlimmsten Dramen gerettet. "Wollen wir uns einen Film ansehen?" Fragte sie, setze unsere Tassen am Couchtisch ab und kuschelte sich mit einer weichen Decke zu mir auf die Couch. "Frühstück bei Tiffany? Und wo wir gerade bei Frühstück sind ich bin durch und durch ausgehungert, du nicht auch? Ich bestell uns was zu Essen." Jetzt war Chloé diejenige die freudig nickte. Ich bestellte vom Griechen um die Ecke und das Essen brauchte erstaunlich lange. Ich war Chloé dankbar, dass sie mich nicht sofort wegen der letzten Nacht löcherte. Ich hatte es selbst noch nicht verdaut. Die Türklingel läutete laut auf. "Verdammt, ich hatte doch gesagt sie sollen anklopfen oder anrufen!" Fluchte ich während ich zur Tür hastete. Ich reichte dem Boten 25€ und nahm ihm das Essen aus der Hand. Natürlich war von der Türglocke auch Jo wach geworden. Er stand verschlafen in meiner Zimmertüre und fuhr sich durch die Haare. Gut, dass ich ihn so gut kannte, denn so konnte ich extra für ihn mitbestellen. Wir machten uns über das Essen her. Wir waren alle geschafft von der letzten Nacht, deshalb verlief das Essen in angenehmen Schweigen. Nach Frühstück bei Tiffany entschieden wir uns für König der Löwen. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn um 7 Uhr morgens erwachte ich und war froh, so viel geschlafen zu haben. Ich schlüpfte in eine graue ausgewaschene Jeans, und ein weißes T-Shirt mit bunten Farbklecksen. Darüber warf ich mir eine graue weite Jacke und einen dunklen Schal. Dann schnappte ich mir meine Kamera und machte mich wie jeden Tag auf den Weg zum Park. Meine erst Vorlesung in der Uni begann erst um 13 Uhr also hatte ich noch reichlich Zeit um zu fotografieren. Mit einem heißen Chai Latte setzte ich mich auf eine Bank. Wieder sah ich haufenweise interessante Menschen. Ein junges Mädchen mit blonden Zöpfen kam an mir vorbei sie wirkte nervös. Sie war um die 13 Jahre und sollte um diese Uhrzeit bestimmt in der Schule sein. Sie erblickte einen Jungen und lief mit schnellen Schritten auf ihn zu flüsterte ihm etwas ins Ohr und die beiden begannen zu kichern. Ich machte Fotos von der Situation. Ich saß noch zwei Stunden auf der Bank und beobachtete die Menschen in meiner Umgebung und genoss die morgendlichen Sonnenstrahlen. Ich war froh, dass diesmal niemand meine Ruhe störte. Auch wenn ich gern in Theós Gegenwart war, es war angenehm.

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