Kapitel 4 - Verwirrt.

42 1 3
                                    

Eine Stimme rief nach mir. "Rain! Rain! Komm schon!" Immer wieder und total panisch. Als wollte sie mich vor etwas retten. Ich schaute mich um. Ich war nicht mehr in Lukes Zimmer. Ich stand in einer Stadt. Einer großen Stadt. Überall um mich herum standen große Wolkenkratzer. Dunkel und drohend standen sie da. Als wüssten sie von dem großen Unheil, dass in dem großen Straßengewirr auf mich wartete. Die Stimme! Wieder rief sie. Diesmal folgte ich ihr und kam dem Besitzer ebendieser immer näher. Mein Pflegevater! "Rain! Wir müssen hier weg!", rief er wieder panisch und griff meine Hand. "Er kommt und wird dich töten!", fügte er hinzu, während er mich rücksichtslos durch die Gassen zog.  Ich war furchtbar verwirrt. Wer sollte einen Grund haben mich zu töten?  Was hatte ich getan? Oder war die Frage nicht wer mich umbringen wollte, sondern was? Plötzlich blieb Dominik stehen. "Was ist, Papa?", fragte ich, schon leicht von seiner Panik angesteckt. "Verdammt!", fluchte er nur und ich sah, dass wir in einer Sackgasse standen. Und dann drehte ich mich um und sah unseren Verfolger. Die Kapuze wie immer tief ins Gesicht gezogen und seine Klamotten waren Blutverschmiert. Nur seinen Mund konnte man erkannen, der hämisch grinste und in einer Hand, hatte er seine Axt. "Luke?", fragte ich entsetzt. "Hast du mich vermisst, Schätzchen?", sagte er in einem kalten herablassenden Ton. "Was... Was soll das? Warum hast du mich damals am Leben gelassen und tötest mich jetzt?", schrie ich unter Tränen, die langsam aus meinen Augen tropften. "Du bist so naiv. Es ist doch klar, dass ein Spielzeug irgendwann langweilig wird. Dann brauche ich was neues und das alte wird ausgemustert.", lachte er. Ich wich zurück. Wie damals. An jenem Abend. Wenn ich nur früher gegangen wäre... Warum mussten wir noch unbedingt Pizza bestellen. Ich hasste mich und mein Leben. "Aber warum musst du dann auch meinen Vater töten? Er hat nichts mit der Sache zu tun!", rief  ich. "Zur falschen Zeit am falschen Ort.", sagte er schulterzuckend. Ich brach derweil unter Tränen zusammen. Wenigstens war ich danach zuhause. Nach diesem Schmerz. Bei meinen Eltern. Luke grinste. "Ladies first" und schon hörte ich das Beil durch die Luft zischen. Ich zuckte zusammen, doch nichts passierte. Nur Dunkelheit umgab mich. Was war passiert? Ich wagte nicht, nachzusehen. Plötzlich hörte ich wieder eine Stimme. Ich hielt mir die Ohren zu, doch die Person zog mir die Hände einfach weg. "Nein! Ich will nicht sterben! Lass mich!" Ich begann zu heulen. "Hey Rain. Nicht weinen. Was ist den los?", hörte ich eine besorgte Version von Lukes Stimme sagen. Verwirrt öffnete ich die Augen. Luke hatte mich im Arm und ich befand mich wieder in seinem Zimmer. Ich sah mich panisch um. Nicht, dass er irgendwo seine Axt stehen hatte, um mich doch noch umzubringen. Ich merkte, wie er mich hilflos ansah. Er konnte wohl besser Leute zum weinen bringen, als sie zu trösten... Trotzdem befreite ich mich erstmal aus seinen Armen und flüchtete mich in eine Ecke des Zimmers. "Was hast du denn geträumt, dass du solche Angst hast? ",  fragte er traurig. Ich konnte es ihm nicht erzählen... Weil... Ich wollte ihn nicht verletzen... Also stotterte ich irgendwelche zusammenhanglosen Buchstaben und drückte mich so weit wie möglich in die Ecke. Er kam näher und ich begann zu wimmern, wie eine Gestörte. Aber in der Gegenwart eines Serienmörders, war das wohl oke. Ich mein, er hatte auch nicht mehr alle Tassen im Schrank... "Bitte töte mich nicht...", wimmerte ich und drückte mich gegen die Wand. "Warum sollte ich?", fragte er überrascht und ich vermutete sogar einen traurigen Unterton zu hören. "Weil... Weil ich irgendwann langweilig für dich bin?", schluchzte ich und es war mehr eine Gegenfrage, als eine Antwort. Jetzt sah mich Luke verwirrt an. "Wie kommst du darauf?", stammelte er, jetzt überhaupt nicht mehr so selbstsicher wie sonst und weil ich nicht anders konnte, erzählte ich ihm dann doch unter Tränen meinen Traum und Luke sank immermehr in sich zusammen. Seine kühle Maske bröckelte und zerfiel ganz, als auch ihm eine Träne die Wange runterlief und er mich umarmte. Er begann zu schluchzen:"Ich wollte dir keine Angst machen... Es tut mir leid." Ich glaube wir beide waren mit der Situation vollkommen überfordert. "Es war doch meine Schuld... Ich musste nach dir sehen...", murmelte ich und drückte näher an mich. Er wirkte nun wie ein kleiner Junge, der Angst im Dunkeln hatte. Aber er war jemand ganz anderes. Ein Junge, der viel mitmachen musste im Leben und sich deswegen diese Maske ausdachte um sich für die Ungerechtigkeit zu rächen. Aber, dass ich die Maske zum bröckeln brachte, wunderte mich. Also hatte er alles ernst gemeint? Dass er mich nicht töten würde und dass er mich mag? "Bitte sei nicht mehr so ängstlich... Das macht mir Angst, ich weiß nicht was ich tun soll...", krächzte er traurig in mein Ohr. Ich lächelte wieder. "Ich glaube nicht, dass es wieder vorkommen wird. Wobei ich es süß finde, wenn du so in meinen Armen liegst.", flüsterte ich in sein Ohr. Er wirkte wieder etwas gefasst. Doch als er sich aus meiner Umarmung löste, merkte ich,  wie er mit sich selbst sprach. Er musste wohl meinen verwirrten Blick gesehen haben, denn er seufzte und erklärte: "Ich höre Stimmen... Seltsame Stimmen. Sie sprechen zu mir und reden mit mir. Sie zerstören mein Selbstbewusstsein. Aber ich habe gelernt damit zu leben." Als er den Mund geschlossen hatte, zwang er sich zu einem Lächeln. Ich lächelte echt zurück und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er sich dadurch besser fühlte, was mich mit einer angenehmen Wärme erfüllte.

Fast 1000 Wörter. Bin dezent stolz. (Auch dass ich heute gleich Motivation hatte weiterzuschreiben ) Ich mag das Kapitel irgendwie. :3
Gute Nacht. :3

[LukexRain] Gefühlskalt? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt