Chapter 1

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Mit einem ohrenbetäubend Knall ließ ich das Schnapsglas auf den Tresen sinken, während ich ein "nochmal das selbe" von mir gab.

Der Barkeeper verstand und drehte mir lächelnd den Rücken zu. Das schwarze, enganliegende Shirt betonte seinen trainierten Bauch. Er war dunkelhäutig und sein Kopf war kahl rasiert, alles in allem sah er echt gut aus.

Leider war der 22 Jährige jeden Abend hier und wir würden uns zu oft sehen. Damit schied er, was meinen heutiges Opfer anging, aus. Erschöpft legte ich den Kopf auf das braune Holz und schloss die Augen. Der Tag war einfach zu lang gewesen!

Erst hatte ich wieder einen riesigen Krach mit den Schul-bitches und dann hatten wir auch noch einen unangekündigten Test in Biologie geschrieben. Das Abschlussjahr war alles andere als ein Kinderspiel! Wen interessiert schon der Unterschied zwischen Einzellern und Mehrzellern?
Richtig, Niemanden!

"Bitte." Das Glas wurde direkt vor meine Nase gestellt. Lächelnd richtete ich mich wieder auf und griff danach. Wenigstens war es Freitag und ich müsste mich nicht darum sorgen, wie viel ich trank. Ich kippte die brennende Flüssigkeit in meinen Rachen und knallte das Gefäß erneut auf das Holz, dann stand ich auf.

Snap, so nannte sich der angesagteste Club der Stadt. Über die letzten Monate war er zu meinem zweiten Zuhause geworden und ich verbrachte fast jeden freien Abend hier. Die DJ's waren immer genial und sorgten für die perfekte Stimmung. Zwar war die Tanzfläche nur mangelhaft beleuchtet, aber das war auch besser so. Keiner wollte wissen, was dort oftmals vor sich ging.

Ich bahnte mir einen Weg durch die tanzende Menschenmenge hin zu dem kleinen Sofa, welches auf einer Anhöhe hinter einer Metallstange stand. Grinsend sank ich auf die weichen Kissen und lehnte mich zurück. Die wummernden Bässe verhindern, dass man auch nur annähernd eine Unterhaltung in einer normalen Lautstärke führen könnte. Perfekt.

Eigentlich wollte Sam heute mitkommen, doch nachdem sie erfahren hatte, was ich heute vorhatte war sie doch lieber bei ihren kleinen Geschwistern geblieben. Diese kleinen Monster waren kaum auszuhalten, doch anscheinend war ich im betrunkenen Zustand schlimmer.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern, um mein heutiges Opfer zu identifizieren. Leider war nichts passendes dabei. Entweder waren die zu alt oder einfach überhaupt nicht mein Typ!

Ich zog meine Beine an und faltete die Hände, während ich die Tür im Auge behielt. Josh, der Türsteher, ließ nicht jeden herein. Viele aufgetakelte Mädchen durften deshalb auch wieder nachhause watscheln. Grinsend sah ich wie Gabriella und Tabea von ihm aufgehalten wurden.

Zufrieden lächelnd fuhr ich mir durchs lange Haar. Sie könnten sich noch so lange schminken, an Josh würden sie nicht vorbei kommen. Wieder schloss ich meine Augen und sah den Lichtern auf meinen Liedern beim Tanzen zu.

"Hey," verwirrt blickte ich auf und sah in das Gesicht eines gutgebauten Jungen. Ich musterte ihn interessiert. Er hatte längerer Haar, welches er mit Gel nach oben frisiert hatte. Seine Augen erinnerten mich an flüssige, dunkle Schokolade.

Er passte perfekt in mein Beuteschema. "Hey." erwiderte ich freundlich und hielt ihm meine Hand hin "ich bin Rose." Ich wollte keine Beziehungen mehr, keine Liebe, die über Freundschaft hinaus ging. Dafür hatte ich mir selbst Regeln aufgestellt. 5 Regeln, die mich vor dem grausamen Herzschmerz bewahren sollten.

Wenn es um Unterhaltungen ging war Regel drei die wichtigste:

3. Lass dein Herz verschlossen

Keine Nachnamen, keine Persönlichen Informationen, nichts was mich an die Person binden könnte. War ich Herzlos? Vielleicht, aber Liam hatte mich dazu gemacht. Ich bin so, weil er es mir eiskalt aus der Brust gerissen hat. Was uns zu Regel fünf führt:

5. Denk an das was er dir angetan hat und an die Rache.

Er schlug grinsend ein "ich bin Noah." Das Sofa knarzte, als er sich neben mich fallen ließ. "Und? Was machst du hier ganz allein?" fragte er neugierig.

Neugierde war gar nicht gut, doch für heute Nacht müsste es reichen. Eine schnelle Nummer und bevor Noahlein wieder aufwachte, wäre ich schon weg. Regel 2.

Ja, zum Frühstück wäre ich schon wieder zuhause. "Meine Freundinnen haben kurzfristig abgesagt." Log ich und setzte eine traurige Mine auf. Er grinste breit und reichte mir eine Whiskyflasche.

Ich schenkte ihm ein Dankbares Lächeln und nahm sie an. Ohne lange zu zögern, kippte ich die durchsichtige Flüssigkeit in meinen Mund und schluckte Reflexartig.

Sam fragte mich oft, wie lange ich noch Liam hinterher trauern würde. Er wäre Vergangenheit und ich müsse mich damit abfinden. Trinken wäre keine dauerhafte Lösung und da trat Regel vier in Kraft:

4. Denk nicht an die Zukunft.

Mit diesem Satz vor Augen nahm ich einen weitern Schluck. Es brannte furchtbar, aber ich verkniff mir ein wimmern. Auf keinen Fall wollte ich schwach wirken.

"Und ... Noah?" heiß grinsend rutschte ich breitbeinig auf seinen Schoß und legte meine Arme auf seine Schultern. Er wirkte nervös und doch schien es ihm zu gefallen.

"Was machst du hier?" meine Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von den seinen entfernt, so dass ich ihm die Wörter dagegen hauchte.

Noah spannte sich an und legte seine Hände auf meine Hüften, welche von allein begannen im Takt zu kreisen.

"I-ich ..." stottere er, doch ich unterbrach ihn, indem ich ihn stürmisch küsste. Sein Griff verstärkte sich, als er begann gekonnt zu erwidern.

Völlig vertieft in den Kuss legte er sich auf das Leder, so das ich auf seiner Brust lag. Von der Musik bekam ich gar nichts mehr mit, so abgelenkt war ich.

Nach einigen Minuten lösten wir uns schweratmend voneinander. Mit hoch roten Wangen und zerzaustem Haar sah ich ihn von untern herauf an. Er war mindestens eineinhalb Köpfe größer als ich.

"Lass und doch zu dir gehen?" schlug ich vor, während ich mit meinem Zeigefinger sein Sixpack nachfuhr. Gänsehaut breitet sich auf seinen Armen auf und er erschauderte. Zufrieden erhob ich mich.

"Natürlich!" flüsterte er und nahm meine Hand. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in meinem Magen aus, welches ich allerdings völlig ignorierte.

Er zog mich hinter sich er zum Ausgang und hinaus in die frische Abendluft.  "Ist es weit bis zu dir?" Meine Stimme zitterte vor Kälte.

"Nicht weit, wir nehmen mein Auto." er führte mich Gentlemanlike zu eine schwarzen BMW und hielt mir galant die Tür auf.

"Lass uns Spaß haben." murmelte er in mein Ohr. Dafür war ich hier, denn ganz oben auf der Liste, gekennzeichnet durch die dicke, fette eins stand da:

1. Hab Spaß








xoxo
Euer Vasenclub

HeartbreakerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt