DR. FEEL GOOD || VHOPE

V

Hoseok verließ seinen Wagen und betrat das Gebäude, wo er schnurstracks den Aufzug ansteuerte, welcher sich glücklicherweise gleich öffnete und er eintreten konnte.
Er war noch gar nicht in der Praxis angekommen und hatte schon keine Lust mehr. Taehyung hatte angekündigt, dass er nach der Schule bei Hoseok aufkreuzen würde und darauf freute der Ältere schon den ganzen Morgen. Nur musste er davor in die Arbeit und Taehyung hatte bis 19:00 Uhr Schule.
Hoseok drückte den Knopf mit einer grün leuchtenden '5' und lehnte sich dann lächelnd an die kühle Wand des Aufzugs, während sich die Türen schlossen.
Taehyung und er waren nun seit drei Monaten ein Paar und Hoseok war glücklicher denn je. Sie schienen sich perfekt zu ergänzen und alles passte. Beim einzigen richtigen Streit, den sie einmal gehabt hatten, hatte Hoseok es total vergessen, Taehyung von der Schule abzuholen, was schon lange versprochen gewesen war. Der Jüngere hatte dann eine Stunde allein gewartet und Hoseok hatte sogar vergessen, ihm eine Nachricht zu schreiben, in der er sich entschuldigte. Taehyung hielt Hoseok dies noch immer vor, doch sie konnten mittlerweile darüber lachen.
„Aber das hat sich gerächt", sagte Taehyung immer, wenn das Thema aufkam. „Du bist danach richtig krank geworden." Dabei grinste er immer schadenfroh.
Hoseok wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Aufzugtür sich öffnete und er aussteigen konnte. Er zückte seine Schlüssel und sperrte die Praxis auf, ehe er eintrat und seine Jacke auszog.
Im Wartezimmer war es stickig und heiß, weshalb Hoseok sich verbunden mit einem angestrengten Seufzen mit den Händen Luft zuwedelte und zu den Fenstern ging, um diese dann ganz weit auf zu reißen.
Jetzt im Sommer sollte Hoseok wirklich mal mit seinem Boss über eine Klimaanlage sprechen.
Es war weder angenehm für die Patienten, die im Wartezimmer nach Luft japsen mussten, wenn es über dreißig Grad hatte, noch war es das für die Ärzte, die die verschwitzten Herrschaften dann behandeln durften. Vom Geruch des Ganzen einmal abgesehen.
Aufgrund der Temperaturen in der Praxis, entschied sich der Urologe letztendlich doch gegen seinen Kittel und krempelte die Ärmel seines cremefarbenen Hemds nach oben.
Als Hoseok seine morgendliche Routine durchgeführt hatte und in der Praxis alles betriebsbereit gemacht hatte, hatte er es sich an der Rezeption auf dem Bürostuhl gemütlich gemacht und faltete sich einen Fächer aus einer Werbebroschüre, die unnötigerweise immer immer im Postkasten der Arztpraxis landete.
Er musste grinsen, als er daran dachte, wie Taehyung letztes Wochenende bei ihm übernachtet hatte und sie beide sich dazu entschieden hatten, in Hoseoks Bett mit mindestens einem Meter Abstand zu schlafen, da es viel zu heiß war, um zu kuscheln.
„Sind wir hier neuerdings in den Tropen?!", hatte Taehyung gemeckert und sich umgedreht, um Hoseok, der neben ihm lag, ins Gesicht sehen zu können. „Ein Wahnsinn! Ich habe mich keineswegs körperlich betätigt und schwitze wie ein Schwein! Ich hab mich doch nur umgedreht...!" Dann hatte er das Gesicht im Kissen vergraben. Am Ende hatten sie ein Eis am Stiel aus Hoseoks Gefrierfach gegessen und anschließend den Balkon mit allen Kissen, die sie finden konnten, ausgekleidet, um unter freiem Himmel zu schlafen. Und in dieser Nacht wurde doch noch gekuschelt.
Hoseok wurde aus seinen schönen Erinnerungen geholt, als sie Tür energisch aufgemacht wurde und ein wuchtiger, breiter Mann in die Praxis kam. Der Boss.
„Guten Morgen, Herr Lee", begrüßte er seinen Chef und steckte den Papierfächer schnell in seiner hinteren Hosentasche, ehe er sich leicht verbeugte.
„Morgen, Jung", grummelte dieser nur und begann, vor sich hin zu schimpfen. Über die Hitze und die Patienten, die heute hier angemeldet waren.
Alter Grummler, dachte Hoseok und schmunzelt, als der Ältere Herr dann in seinem Büro verschwand und Hoseok sich wieder seinem Papierfächer widmen konnte.
Es dauerte allerdings nicht lange, bis er wieder zu Hoseok kam, um sich sein Herz aus zu schütten uns von seinen schrecklichen, wahnsinnig erschöpfenden Erlebnissen zu erzählen. Einmal wäre er fast in einen Hundehaufen getreten oder er musste in der U-Bahn neben zwei Jungs stehen, die sich innig geküsst hatten. (Es handelte sich dabei um Yoongi und Jimin, da die Beschreibung der beiden eindeutig zu getroffen hatte. „Warum färbt sich ein junger Kerl graue Haare? Er wird noch früh genug alt!")
Und dann ging es los.
„Ich verstehe gar nicht, warum man so etwas nicht verbietet. Das ist absolut unnatürlich und für alle Leute, die es ansehen müssen, abstoßend! Zum Glück dürfen sie nicht heiraten!", schimpfte er und Hoseok schrumpfte bei jedem seiner harten Worte etwas mehr in sich zusammen. Sein Chef hielt sehr viel von Hoseok, da er so ein hübscher, junger Kerl und sehr zuverlässig war. Sollte er allerdings erfahren, dass Hoseok schwul war, würde das ganz schnell den Rausschmiss für den jungen Mann bedeuten, da war er sich sicher.
„Was schaust du denn so betrübt, Jung?", fragte der Alte und klopfte Hoseok unsanft auf den Rücken. Dieser hatte allerdings ab der Hälfte der Rede nicht mehr zugehört. Ihm wurde ein wenig schlecht, wenn er daran dachte, dass seine Eltern und sein Boss irgendwann herausfinden würden, dass er auf Männer stand.
„Naja... Ohne Ihnen widersprechen zu wollen", begann er und suchte nach Worten „Okay, eigentlich muss ich Ihnen doch widersprechen. Wenn zwei Menschen sich lieben, ist es doch egal, ob man Mann oder Frau ist... Oder?"
„Trotzdem ist es unnatürlich", verharrte Hoseoks Chef und nickte dann, um sich selbst zuzustimmen. Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand mit einem tiefen, unangenehmen Lachen in seinem Büro, dessen Tür dann schwungvoll zugeworfen wurde.
Hoseok atmete aus und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Schreibtisch ab.
Gute Güte, sein Arbeitstag war jetzt schon anstrengend.
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