Es war schon Abend und die Sonne verschwand hinter dem Horizont und tauchte das Wasser in helle Gelb- und Orangetöne. Ich genoss die letzte warme Sommerbrise des Tages, die durch meine Haare fegte. Die Sonne wärmte noch einmal meine Haut und die umliegenden Bäume und Pflanzen. Eigentlich war ich schon lange mit dem Patrouillenflug fertig, aber Ohnezahn bestand darauf, weiter zu fliegen. Also flog ich nochmal um die Insel und ging dann zur Basis zurück. Ich dachte vorhin darüber nach, Astrid zu fragen ob sie vielleicht mitkommen wollte, aber anscheinend war sie in der Bucht um Fische zu fangen. Nachher konnte ich dort ja "zufällig" aufkreuzen. Ein kleines verschlagenes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich an sie dachte. Das passiert mir in letzter Zeit immer häufiger, sogar wenn ich sie bloß anschaute. Meistens bemerkt sie das aber gar nicht, oder ich werde rot und schaue vor lauter Verlegenheit weg. Ohnezahn, der sich anscheinend selbständig machen wollte, navigiert mich auf den Strand zu. "Nein, komm schon Ohnezahn, wir überraschen jetzt Sturmpfeil und Astrid in der Bucht." Er gab ein widerwilliges Geräusch von sich, tat aber dann was ich sagte. Auf dem Weg zur Bucht kam ich an einem kleinen Wachposten der Nachtschrecken vorbei, allerdings war dieser leer. Ich wunderte mich noch und flog näher heran um etwas zu sehen. Bei näherem Betrachten sah ich, dass etwas schwarzes darin lag. "Aber das ist doch... Ich muss schnell die anderen warnen!". In diesem Moment traf etwas Ohnezahn's Flanke und wir stürzten ab. Noch etwas traf ihn. Wir fielen nicht auf den Boden, sondern blieben in einem sehr großen Baum hängen. Zum Glück blieb ich in dieser Situation ruhig und versuchte, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ohnezahn wurde von zwei hochkonzentrierten Drachenwurzpfeilen getroffen, die ich langsam entfernte. Er war wie benebelt und rührte keinen Muskel. Zwar schien er bei Bewusstsein zu sein, aber sonderlich viel bekam er von meinen Aufmunterungsversuchen nicht wirklich mit. Ich hoffte inständig, dass die Wirkung bald nachlassen würde. Plötzlich hörte ich Schritte auf unseren Baum zukommen. "Hier irgendwo müssen sie runtergekommen sein.", flüsterte eine der Stimmen. Ich tarnte uns so gut und lautlos wie es ging. Als sie direkt unter uns waren, nahm ich mein Schild und richtete es nach unten. Ich klappte es auf und zog damit einen der Wikinger nach oben in den Baum. Noch bevor der andere flüchten konnte, stieß ich Ohnezahn herunter und der landete direkt auf ihm. Auch wenn er sich nicht bewegen konnte, lag er perfekt auf ihm. Dem anderen half schon ein Schlag gegen den Kopf und er wurde bewusstlos. Ich rollte ihn auch unter Ohnezahn, sodass er sie -mehr oder weniger- bewachen konnte. Während ich mein Schild hervorholte, sagte ich zu Ohnezahn, dass ich bald wiederkommen werde -hoffentlich mit Verstärkung- und dass ich ihn kurz allein lassen würde. Darauf schaute er mich so traurig an wie er momentan konnte. "Ich komm ja wieder, mir passiert schon nichts. Versprochen", redete ich ihm weiter ein. Dann rannte ich so schnell ich konnte in Richtung Basis. Zum Glück waren es nur zwei. Aber was wenn nicht? Wenn noch mehr.. Da kam mir Astrid ein, die ja in der Bucht angelte. Ich änderte sofort den Kurs Richtung Bucht. Mit jedem Schritt wurde meine Angst ein wenig größer. Wenn ihr etwas zustoßen würde, könnte ich mir das nie verzeihen. Sie war im Moment eine der wichtigsten Menschen für mich. Was heißt im Moment? Eigentlich war sie das ja schon immer. Endlich erreichte ich den Strand und stapfte behäbig und so schnell es ging durch den Sand. Aber ich fand niemanden. Ich fing an nach ihr zu rufen. Aber ich hörte nichts. Ich wurde sehr nervös. Da sah ich auf einmal den Schwanz von Sturmpfeil hinter einem Busch hervorschauen. Oh nein.. "Astrid! Astrid!". Als ich bei ihrem Drachen war, lag die genauso da wie meiner. Ebenfalls von zwei Pfeilen getroffen. Ich blickte mich nach ihrer Reiterin um und fand sie dann endlich kopfüber, mit einem Fuß in einer Schlinge vom Baum hängen. Als sie mich sah, schüttelte sie energisch ihren Kopf. Ich bekam gerade noch so mit, wie sie, den Mund verbunden, versuchte meinen Namen zu nuscheln und sich hysterisch gegen die Schlinge wehrte. Dann traf mich etwas von hinten am Kopf und es wurde schwarz..
Als ich aufwachte, kam ich vorerst nur langsam zu mir. Die Birne tat weh und ich wollte erst gar nicht aufstehen. Dann erinnerte ich mich aber, was passiert war und stand ruckartig auf. Ich stand noch an derselben Stelle wie vorhin. "Mhmm,mmhmm!", hörte ich neben mir und erblickte Astrid die immer noch dort hing, mit einem Tuch vor dem Mund. Ich band es los und sie umarmte mich erstmal. Kopfüber. "Hicks, Mensch. Wo ist Ohnezahn? Haben sie ihn auch getroffen? Und bitte mach mich hier los!", brüllte sie mir ins Ohr. Ich beruhigte sie und sagte zu ihr:"Wow, wow langsam ganz ruhig. Wo sind die Wikinger hin?". Dann kam endlich mein Grinsen und sie starrte mich empört an. "Sag mal, ich finde das ja nicht sehr lustig!", gab sie genervt von sich. "Ja, ist ja schon gut. Wo sind jetzt die Angreifer hin?". Sie schaute mich an, als ob sie überlegte, ob sie mir eine Antwort gab, oder nicht. Dann tat sie es aber doch:"Unmittelbar nachdem du niedergeschlagen worden bist, trafen die anderen ein und jagen sie jetzt durch den Wald.". Bei genauerem hinhören, konnte ich Rotzbakkes Siegesgeschrei wahrnehmen:"Rotzbakke, Rotzbakke, oi, oi, oi!". Ich atmete erleichtert auf und sprach weiter:"Dann ist ja gut. Und ja ich wurde auch getroffen. Fehlt dir irgendwas?" - "Nein, nur dass ich immer noch hier rumhänge!", schrie sie. So langsam wurde sie wütend. "Ja, ist ja gut. Ich mach ja schon.". Ich legte ihren Kopf auf meine Schulter und machte das Seil vom Baum los. Ich wurde rot, denn sie war mir ziemlich nah dabei. Als sie mich anschaute, berührten ihre Lippen für eine Millisekunde meine Wange. Diese Millisekunde reichte aber aus, damit sie auch rot wurde. Ich hielt sie unter den Armen und an den Beinen fest und ließ sie langsam herunter. Direkt steuern konnte ich es nicht, aber dabei drehte sie sich so, dass sie direkt vor mir stand, sich an mir fest klammerte und unsere Nasen sich berührten. Ich konnte direkt in die schönsten Augen der Welt blicken. Eine Weile schaute sie mich genauso an, drehte ihren Kopf dann aber weg und stand wieder auf eigenen Beinen. Mit dem Rücken zu mir. Wir beide waren knallrot. Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. Sie wollte gerade um etwas Abstand zu mir zu bekommen und Sturmpfeil streicheln, aber als sie auf das Bein, das in der Schlinge war stand, knickte sie sofort um und wäre fast hingefallen. Ich wollte sie stützen, merkte aber, dass sie nur gestolpert war. Dann drehte sie sich zu mir um und lächelte. Ich musste auch lachen. Als sie aber einen weiteren Schritt gehen wollte, knickste sie erneut um. In meine Richtung und nun lag sie in meinen Armen. "Aua!". Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz und mein Lächeln war sofort weg. Astrid hielt ihr Bein und sackte langsam zu Boden. Ich hatte meine Arme unter ihren, als Stütze. Auf dem Boden blickte sie mich an und ich sah in ihre langsam sich mit Tränen füllenden Augen. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hand und wischte sie ihr weg. Sie blickte mich still an. Ich nahm vorsichtig ihr Bein und schaute wo genau es schmerzte. Als ich ihre Waden berührte, zuckte sie zusammen. "Autsch! Lass das Hicks!", rief sie und schon wieder verzog sich ihr Gesicht. Wie sollen wir denn von hier wegkommen? "Astrid, ganz ruhig. Ich glaube du hast deine Bänder überdehnt.". Sie nickte und sagte gequält:"Ich glaube, die sind mehr als überdehnt.". Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen und ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie sehr sie das schmerzte. Schon machte ich mir wieder Sorgen um sie, denn wenn Astrid so reagierte ist es meistens etwas ernstes. Aber ich ließ mir das nicht anmerken und nahm erneut ihr Gesicht in meine Hände. "Du darfst nicht dran denken. Schau mich an und denk an..". Sie schaute mich gespannt an und sagte:"..an dich?". Ich wusste nicht was ich weiter sagen sollte, aber sie lachte und ich nahm sie langsam hoch. Es fiel ihr sichtlich schwer zu humpeln, aber sie wandte ihren Blick nicht einmal von mir ab. Ich hatte die ganze Zeit freie Sicht auf ihr wunderschönes Gesicht und ihre noch schöneren Augen. Doch irgendwann schaffte sie es nicht mehr, obwohl wir gerade erst an Sturmpfeil vorbei waren. Sie wollte wieder auf den Boden sacken, aber ich hielt sie fest. "Astrid, bitte. Du machst mir Sorgen.". Sie schaute mich an und zum ersten mal in meinem Leben, sah ich wie Astrid Hofferson -das schönste Geschöpf auf Erden- am Ende ihrer Kräfte und total hilflos ist. "Ich werde dich jetzt tragen bis wir auf einem flugfähigen Drachen sitzen und so schnell wie möglich nach Berk fliegen." - "Nein Hicks..". Ich zog sie hoch und sie drückte sich an mich. Schon wieder waren unsere Gesichter nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt und sie zog mich erneut in ihren Bann. Dann kam sie mir immer näher, bis ihre Lippen auf meinen lagen. Als ich den ersten kleinen Schock überwunden hatte, erwiderte ich den Kuss. Das war überwältigend. Nach einer Weile musste sie wieder Luft holen und löste sich von mir, da sie noch immer außer Atem war. Wir blickten uns an. Ohne den Kopf zu drehen lief ich weiter. Sie hatte anscheinend ihre Schmerzen vergessen, denn ihr Lächeln kam zurück. Sie fuhr mir kurz durch die Haare und umschlingte mich mit ihren Armen. Ihren Kopf legte sie auf meine Schulter. Ich konnte es im Moment noch nicht glauben was da passiert war, aber ich musste mich konzentrieren um nicht hinzufallen, denn langsam wurde sie schwerer. Astrid drückte ihren Kopf sachte gegen meinen Hals und flüsterte mir ins Ohr:"Hicks, du musst mich nicht tragen.". Ich blieb still und ging einfach weiter. "Dankeschön". Ich lächelte die Welt an und war mir sicher, dass ich der glücklichste Mensch weit und breit war. Dann nahm ich sie so, dass sie mich anschauen musste. Immer noch erkannte ich keine Tränen in ihren Augen. "Astrid, ich würde wirklich alles für dich tun, denn ich liebe dich.". Ihre Augen wurden größer und ihr Lächeln breiter. Sie fing an zu kichern. Ich fragte:"Was ist denn so lustig?". Sie sah mich wieder an und antwortete:"Ich dachte ich würde das als Erste von uns beiden mal zu dir sagen. Aber jetzt sagst du mir das zuerst.". Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, so wie ich vorhin und küsste mich noch einmal. Er war deutlich kürzer als der andere. "Ich liebe dich auch.", flüsterte sie. Mein Herz machte einen Satz und sie legte ihren Kopf wieder auf meine Schulter. Als wir bei der Basis ankamen warteten die anderen schon auf uns. Neben Kotz und Würg lag Ohnezahn, immer noch genauso wie ich ihn hinterlassen habe. Allerdings reagierte er auf mich als ich die Treppe hoch lief. Die anderen beäugten uns stumm, aber ich beachtete sie kaum und sagte:"Astrid hat sich schwer am Bein verletzt. Wenn die Wirkung nachlässt werde ich sofort mit ihr nach Berg fliegen. Wo sind die Angreifer?". Fischbein antwortete mir:"Geflohen, auf ihr kleines Boot diese Feiglinge. Es sind keine mehr auf der Insel.". Ich nickte und brachte Astrid in ihr Haus. Dort legte ich sie in ihr Bett und gab ihr noch einen kurzen Kuss auf die Stirn, denn sie war auf meiner Schulter eingeschlafen.
Tja das war mein erster One-Shot, ist schon ne ziemliche Weile her ;)
Hoffe er gefällt euch trotzdem ❣️
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One-Shots (Httyd)
FanfictionHier findet ihr viele kleine One-Shots und etwas längere Geschichten mit ca. 3-5 Kapiteln zu Httyd 1 & 2 und Rtte, die in meinem Kopf herumschwirren. Außerdem auch mal Nominierungen oder andere Sachen. Alle handelnden Personen gehören dem Urheber Dr...