Sturmpfeil flog noch schneller auf die kleinen Schluchten zu, um umso mehr Schwung zu gewinnen. Als sie am Strand ankamen, befahl Astrid ihrer Nadderdame zu landen und sie kamen unter einem kleinen, ausgetrockneten Baum zum Stehen. Der Schatten des Baumes lag ziemlich gelegen und sie versuchte die warmen Strahlen der Sonne zu genießen. Vorhin als sie aufgestanden war, nahm sie zuerst ein Bad in der Bucht um sich ein klein wenig abzulenken. Sie schloss ihre Augen, aber sie konnte einfach nicht entspannen. Sie konnte einfach nicht vergessen, was gestern Abend passiert war. Andererseits sah sie auch nicht ein, wieder zu ihm zurück zu rennen wie ein unsicheres, kleines Mädchen. Dafür hat er ihr zu sehr weh getan. Alle Gefühle von gestern Abend kamen schlagartig zurück und sie schlug mit der Hand gegen den Stamm. Nach geschlagenen zehn Minuten musste sie aufstehen und zurück fliegen, weil sie es einfach nicht schaffte, runter zu kommen. Zum Äxte werfen fand sie keine Lust, also sah sie sich gezwungen Sturmpfeil zu füttern und wieder in den Stall zu bringen. Als sie auf dem Weg zu ihrer Hütte war, erwischte sie sich dabei, einen verstohlenen Blick zu Hicks' Heim hinüber zu werfen. Er hatte sein Haus seit gestern Abend nicht verlassen. Astrid versuchte nicht an ihn zu denken und legte sich hin. Obwohl sie todmüde war, konnte sie nicht einschlafen.
Hicks lag schon den ganzen Tag in seinem Bett, vergraben unter seiner Decke und dachte über dasselbe nach. "Ohnezahn, wie konnte ich nur so dumm sein und das nicht erkennen?", fragte er seinen Drachen und schlug mit einer schnellen Bewegung die Decke zurück auf den Boden. Zum zehnten Mal. Seinen Freund interessierte das schon lange nicht mehr und schlief vor ein paar Stunden, durch Hicks' wahnsinnig einschläferndes Gerede ein. Er richtete sich auf, legte seine Hände vor das Gesicht und rieb seine Augen wach. "Wie kann ich das nur wiedergutmachen? Sie hasst mich sicher jetzt.". Die ganze Zeit quälte ihn sein Gewissen und er überlegte, was er als nächstes tat. Er stand auf und lief im Kreis herum, ging die Treppe hinunter und stieg sie wieder hoch, weil er frische Sachen vergessen hatte. Sein Kopf brummte und er konnte sich kaum auf etwas konzentrieren. Die Schlaftablette neben ihm, wurde durch das ständige Rumpeln wach und stieß ihn von hinten in seinen Schrank hinein. "Ohnezahn! Vielen Dank auch.". Hicks stand wieder auf und warf sich spielerisch auf seinen Drachen, um ihn zu übertrumpfen, aber der drehte ihn einmal herum und schwups, lag er auf Hicks. Er lachte und wurde prompt dafür abgeschleckt. "Och Ohnezahn! Toll, jetzt muss ich wohl baden gehen..", maulte er. Aber sein Drache sprang auf und rannte zur Tür hinaus. Hicks ging die Treppe hinunter und dachte daran, was für ein Glück er doch mit Ohnezahn hatte. "Oh Kumpel, was habe ich da bloß angestellt.", seufzte er. Ohnezahn drückte den Kopf gegen seinen Freund und blickte ihn mit großen Augen an.
Eine halbe Stunde später waren die beiden wieder in der Luft und flogen zurück. Hicks beugte sich vor, kraulte Ohnezahn an den Ohren und fragte:"Wollen wir noch ne Runde fliegen?". Aber der zeigte sich nicht allzu begeistert von der Idee und blickte nach hinten, zu seinem Reiter auf. Er stieß ein Murren aus und schüttelte übertrieben den Kopf. Hicks wusste genau was er sagen wollte und blieb still. Wenn er noch länger wartete, würde sie ihm vielleicht nie verzeihen, also nahm er sich zusammen und landete vor ihrer Hütte. Er konnte nun auch nicht mehr länger warten. Er musste sich entschuldigen, für das was er getan hatte. Er musste mit ihr reden. Ohnezahn stupste seinen Freund mit der Nase in Richtung Tür und blickte ihn aufmunternd an. "Danke dir, aber ich würde gern mit ihr allein reden.". Ohnezahn verstand sofort und lief hinüber, zu seiner Hütte. Jetzt stand er vor ihrer Tür, unschlüssig ob er klopfen sollte oder nicht. Aber er musste mit ihr reden. Und zwar jetzt. Er klopfte und hatte keine Ahnung was er sagen sollte, also schwieg er. Als nach einer Weile noch nichts kam, griff er nach der Tür und öffnete sie. Sie wusste genau, dass er es war. "Astrid.. Wir müssen reden..", sagte er leise, "..und, und das weißt du." Astrid saß auf ihrem Bett, den Rücken zu Hicks gewandt und schaute auf den Boden. Er schloss die Tür und versuchte es noch einmal:"Ich bitte dich.. Du musst mir nur zuhören, dann gehe ich wieder.". Sie zuckte kaum merklich zusammen und starrte weiter stur auf den Boden. Hicks ging zögernd auf sie zu und setzte sich auf die andere Seite des Bettes neben sie. Ihm tat das alles so leid. Er wollte nicht, dass sie leidet. Langsam hob er seine Hand und legte sie zaghaft auf ihre Schulter, aber sie zog diese weg und rutschte ein Stück weiter weg von ihm. "Astrid bitte, es tut mir leid. Ich war nicht ich selbst. Diese ganze Sache mit den Drachenjägern und dem Drachenauge hat mich..", er stoppte und atmete auf. "Was hat sie?", wollte nun Astrid wissen, die ihren Kopf ein wenig anhob. "Ach, sie hat mich überfordert!". Er wurde lauter und stand auf. Mit einer Hand fuhr er sich durch die Haare und lief unkontrolliert durch das Zimmer. "Das alles, mit Dagur und Heidrun und mit Viggo und Ryker, war zu viel für mich. Auf so etwas war ich nicht vorbereitet! Keiner hat je erwähnt wie es ist, zu versagen! Wie niederschmetternd sowas sein kann! Man ist nach der Sache mit dem Roten Tod und als wir die Akademie gegründet haben einfach davon ausgegangen, dass ich ein guter Anführer bin und dass ich einmal ein guter Anführer für Berk sein werde.. Aber hat mich eigentlich mal jemand gefragt?! Ich bin ein miserabler Anführer und habe euch alle inklusive Heidrun in riesengroße Schwierigkeiten geritten, aus denen ich nicht mehr rauskomme..". Astrid blickte ihn an und lauschte Hicks' Worten, die immer lauter wurden. Sie hob beruhigend die Arme und formte ein leises "Ganz ruhig, Hicks" mit ihren Lippen, damit er nicht noch wütender wurde, aber das Gegenteil war der Fall:"Nein, nicht 'ganz ruhig' Astrid! Seit dem "Viggo-Fiasko" wie die anderen es so schön nennen, kann ich nicht mehr richtig schlafen! Andauernd habe ich Alpträume und wache mitten in der Nacht auf. Ich bin wie besessen von den Drachenjägern, ihnen das Drachenauge zu entreisen. Aber ihr könnt das einfach nicht nachempfinden, weil ihr noch nie der Anführer wart! Ich meine das ist eine riesen Verantwortung. Mein Vater besteht darauf, Berk besteht darauf und ihr besteht darauf.. Und was mache ich? Ihr vertraut mir und ich verbocke es!". Er machte eine weitere Pause. Astrid blickte nun besorgt zu ihrem Freund hoch. Kurz darauf fügte er noch, nun viel leiser, hinzu:"Ich.. Ich bin ein schlechter Anführer und werde nie so wie mein Vater werden. Ich schaffe es ja nicht einmal, Ohnezahn zu beschützen. Ich wollte gestern und die Male davor einfach nicht dass du mitkommst, weil ich sie alleine zur Strecke bringen wollte. Wenn dir irgendetwas passieren würde, nur weil ich schon wieder nicht aufgepasst habe, dann.. das könnte ich mir nie wieder verzeihen..". Der letzte Satz war nur noch ein stilles Hauchen. Er blickte sie mit seinen grünen Augen, die sich langsam mit Tränen füllten und die vor lauter Müdigkeit und Reue ganz grau geworden sind, an und sank langsam auf die Knie. Astrid hatte ihren Mund leicht geöffnet und wirkte geschockt von den vielen Worten. Sie wusste genau, dass es ihm nicht gut ging, aber dass er so stark darunter litt, hatte er immer für sich behalten. Sie kniete sich zu ihm herunter und schaute ihn an, ohne ein Wort zu verlieren. Die Tränen liefen an seinen Wangen hinunter, zu seinem Hals und durchnässten sein Hemd. Er hatte seinen Blick kalt auf den Boden gerichtet und hielt diesmal keine einzige davon ab, seine Augen zu verlassen. Astrid rückte neben ihn, legte ihre Hand an seinen Hinterkopf und zog ihn ganz ruhig zu sich hin. Sie drückte ihn so fest an sich, wie sie es sonst nur bei Sturmpfeil tat. Sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter und sie spürte seine warmen Tränen auf ihrer Haut. Mehrere Minuten saßen die beiden wortlos da. Hicks schlang seine Arme fester um ihren Oberkörper, sodass sie sich noch näher waren und vergrub sein Gesicht in ihrer Schulter. "Fühlst du dich jetzt besser?", brach Astrid leise die Stille. Hicks nickte leicht, ohne sich aus der Umarmung zu lösen. "Ich denke, ich bin Diejenige, die sich bei dir entschuldigen sollte. Ich habe nicht gesehen, wie schlecht es dir geht und habe dich einfach weiter machen lassen.", sagte sie als nächstes. Er schob sich darauf von ihr weg, um ihr in die Augen blicken zu können. "Aber..", wollte er ihr widersprechen, aber sie unterbrach ihn zuerst:"Willst du mir etwa immer noch weismachen, dass es dir gut geht?". Sie blickte ihn mitfühlend an und sein Blick sank zu Boden, gefolgt von einem leisen 'Nein'. Astrid seufzte lautstark und legte ihre Hand an seine rechte Wange. Von der Berührung blickte er ihr etwas erstaunt entgegen, aber sie wagte es nicht, seinen Blick aus den Augen zu verlieren. "Wieso hast du mir denn bei Thor nie etwas gesagt? Ich hätte dir helfen können, Hicks. Ich wäre für dich da gewesen.", sagte sie ruhig und an ihren Mundwinkeln zupfte ein mitfühlendes Lächeln. "Ich wollte einfach nicht, dass du weißt was für ein riesiger Versager ich bin.. Ihr solltet es einfach nicht erfahren, damit ihr mich für noch unzumutbarer haltet.." - "Ach Hicks.. Du weißt doch ganz genau, dass ich nie sowas von dir denken könnte. Weißt du wie ich mich jetzt fühle? Als hätte ich dich im Stich gelassen. Du warst früher, mal ganz abgesehen von Sturmpfeil, mein einziger Freund und ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Dann geht es mir auch schlecht.", sprach sie weiter. Hicks überlegte kurz und nahm ihre Hand, von seiner Wange, in seine. "Aber wieso denn früher? Sind.. sind wir denn keine Freunde mehr?". Er wagte dies gar nicht wirklich auszusprechen und blickte ihr fest in die Augen, um ihre Reaktion abzuwarten. "Aber natürlich sind wir das, Hicks... Nur.. nur nicht.. Ich ähm...". Sie fing an zu stottern und wurde dann still. Astrid wusste nicht wie sie ihm das sagen sollte. Hicks nahm ihre andere Hand und drückte sie beide. "Astrid?". Seine Augen wurden ganz groß, vor Verwunderung über ihre Worte. Aber sie blieb still und blickte ihn hilflos an. Ihr Körper fühlte sich an, als wäre er zu Eis gefroren, unfähig sich zu rühren, oder etwas zu sagen. Langsam wurde er ungeduldig und war verunsichert. "Sag doch was, Astrid. Geht es dir nicht gut?", fragte er und kam ihr dabei immer näher. Nachdem sie weiter schwieg ließ er allmählich von ihr ab und blickte zu Boden. "Weißt du, ich hab dir damals drei Mal gezeigt, wie viel du mir bedeutest, aber aus einem Grund bist du nie wirklich darauf angesprungen. Nach und nach beließ ich es auch dabei, aber seit wir hier auf der Drachenklippe sind, seit wir viel mehr Zeit miteinander verbringen, da ist mir plötzlich diese große Kluft aufgefallen, die sich in diesen drei Jahren zwischen uns gebildet hat. Ich frage mich jeden Abend, wie es dazu kommen konnte, aber ich...", sie stoppte erneut und blickte ihn traurig an. Hicks verstand es nicht und nahm nochmal ihre Hände in seine und sagte:"Aber zwischen uns ist doch keine Kluft.." - "Es fühlt sich aber manchmal so an. Und dann erinnere ich mich daran, wie ich wirklich für dich empfinde und doch sind wir so weit voneinander entfernt..". Hicks' Augen weiteten sich ein wenig und er drehte seinen Kopf etwas von ihr weg. "Achso.. Ich.. ich verstehe..", flüsterte er und ließ ihre Hände los. "Nein, ich glaube du verstehst nicht, worauf ich hinaus...". Schon lagen seine Lippen auf den ihren. Behutsam legte er seine Hand an ihre Wange und umschloss ihre Hüfte mit seiner anderen. Nachdem der erste Schock überwunden war erwiderte sie den Kuss nun auch und legte ihren Arm um Hicks' Hals. Als sie sich lösten, wollte keiner der beiden zuerst die Augen öffnen. Zu sehr abgelenkt waren sie von dem, was gerade passiert war. "Und das ist das Problem. Ja du hast es mir schon oft gezeigt, ich hab dir aber noch nie gezeigt, was ich denn für dich empfinde..", flüsterte Hicks ganz leise. Sie blickte ihn mit großen Augen und ziemlich rosigen Wangen an. In diesem Moment wirkte er so unglaublich selbstbewusst, wurde dann, aber doch noch ein wenig rot. "Ich liebe dich Astrid.. und, und es tut mir leid, wenn das manchmal nicht so rüber gekommen ist wie es sollte..", gestand er ihr. Astrid musste unwillkürlich lächeln und umarmte ihren Freund stürmisch, sodass der fast nach hinten kippte. "Ich liebe dich auch. Sehr sogar.". Sie lehnte sich wieder zurück und blickte ihm tief in die Augen. "Du musst aber aufhören, den Drachenjägern hinterherzujagen. Wirklich. Das macht dich noch kaputt und das will ich nicht. Das wollen wir alle nicht.", sagte sie. "Ach ja, wenn du noch einmal auch nur einen Gedanken daran verschwendest, dass du kein guter Anführer bist, dann komm ich persönlich zu dir...", grinste sie, "Nein aber echt jetzt Hicks. Du bist ein wahrer Anführer und auch wahre Anführer machen Fehler. Das einzige, was dich noch davon trennt ist aus deinen Fehlern zu lernen.". Hicks seufzte tief und erinnerte sich an die vielen Alpträume und schlaflosen Nächte, die er deswegen erlitten hatte. Auch daran, was Dagur gestern gesagt hatte:"Das alles verändert dich..". Hicks fragte:"Hilfst du mir dabei?". Astrid schenkte ihm ein aufmunterndes Lachen und half ihm auf. "Natürlich, ich bin doch jetzt deine Freundin.". Beide mussten Grinsen und hielten sich fest in den Armen. Sie hatten die ganze Zeit auf dem Boden verbracht. Dann kam Astrid eine Idee:"Wie wäre es, wenn wir für den Rest des Tages auf diese wunderschöne Insel fliegen würden, die ich vor einer Woche entdeckt habe? Dort gibt es einen riesigen Strand, an dem man wunderbar Sonnenuntergänge beobachten kann. Als Ablenkung würde ich jetzt mal sagen.". Hicks sah die Wärme in ihrem Blick und drückte ihr einen raschen Kuss auf die Wange. "Ich danke dir, Astrid.". Sie musste lachen und schmiegte sich noch fester an ihn. Dann wandte sie sich zur Tür und sagte:"Komm, du nimmst etwas zu Essen mit und ich hole die Drachen.". Hicks blickte ihr dankend hinterher und besorgte die nötigen Sachen für das Picknick mit seiner Freundin.
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One-Shots (Httyd)
Fiksi PenggemarHier findet ihr viele kleine One-Shots und etwas längere Geschichten mit ca. 3-5 Kapiteln zu Httyd 1 & 2 und Rtte, die in meinem Kopf herumschwirren. Außerdem auch mal Nominierungen oder andere Sachen. Alle handelnden Personen gehören dem Urheber Dr...