Kapitel 17

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"Hallo Lilith!", Dr. Cullen reicht mir die Hand.

"Hallo", antworte ich schüchtern. Mir fällt direkt auf, dass seine Augen golden sind, obwohl er sonst genauso 'übernatürlich' wirkt wie meine Gastgeber.

"Athenodora hat mir bereits von deinen Schmerzen in der Schulter erzählt. Wie ist das passiert?", fragt er.

"Sie hatte einen kleinen Zusammenstoß mit Caius.", erzählt Jane, die auf einmal wieder in der Tür steht.

Dr. Cullen zieht erstaut die Augenbrauen hoch. "Aha?"

Dann schickt er die anderen raus. Während er meine Schulter untersucht, redet er weiter mit mir.

"Wie lange bist du schon hier?"

Ich zucke mit den Schultern, vergesse dabei aber meine Verletzung und verziehe vor Schmerz das Gesicht.

"Keine Ahnung", sage ich stattdessen, denn seit ich hier bin habe ich tatsächlich jegliches Zeitgefühl verloren,"ein paar Tage, vielleicht eine Woche."

Dr. Cullen nickt.

"Es ist nicht gebrochen", meint er schließlich, "aber geprellt." Dann legt er mir einen Verband an und mahnt ausdrücklich, ich solle mich schonen Bevor er mein Zimmer verlässt, nimmt er mir noch Blut ab und gibt  mir ein Schmerzmittel.

Ein paar Minuten liege ich einfach nur im Bett und lasse den Tag nochmal in Revue passieren. Abermals kommen in mir viele Fragen auf, zuallererst: Wie hat Caius das gemeint? Wer bin ich wirklich?
Jane hat mit zwar versichert, dass ich das schon noch erfahren würde aber kann ich ihr trauen? Letztendlich ist es ja ihre Schuld, dass ich hier gelandet bin, anstatt jetzt mit Maelle in der Sonne zu liegen.

Meine Schulter schmerzt, darum nehme ich von dem Schmerzmittel. Kurz darauf merke ich, wie meine Augen schwerer werden, und schließlich ganz zufallen.

Am nächten Morgen werde ich durch den köstlichen Duft frisch gebackener Brötchen geweckt. Noch bevor ich die Augen öffne, fängt mein Bauch schon an zu knurren. Ich setze mich auf und mein Blick fällt auf Jane und Athenodora, die es sich an meinem Schreibtisch gemütlich gemacht haben. Als Athenodora sieht, dass ich wach bin, steht sie auf und trägt ein Tablett zu mir herüber.

"Guten Morgen!", sagt sie, "wir haben dir Frühstück geholt!"

"Danke!", antworte ich und spähe hungrig auf die Teller, die auf dem Tablett stehen. Rührei, kleine Pancakes, und eine ganze Menge Brötchen sind darauf gestapelt, dazu verschiedene Sorten Marmelade. Ich fange mit dem Ei an, und wenig später ist das Tablett schon deutlich leerer.

"Wie geht es dir?", fängt Jane auf einmal an.

"Äh...besser"

"Gut."

"Wieso fragst du?", will ich wissen.

"Du wirst es mir nicht glauben, aber ich habe mir Sorgen gemacht.", antwortet sie verlegen und verlässt eilends den Raum.

Während ich das Tablett nach einer lecker-aussehenden Marmelade durchsuche, fängt Athenodora an zu sprechen:
"Sie hatte noch nie eine richtige Freundin."

"Jane?"

"Ja. Es ist neu für sie, dass jemand in ihrem Alter für längere Zeit bei uns bleibt."

"Also...hofft sie, dass wir Freundinnen werden?", frage ich zweifelnd und entscheide mich für eine erdbeerig-rote Marmelade.

"Ich kann es dir nicht mit Sicherheit sagen. Wer weiß schon, was in Jane vorgeht? Aber ich vermute es."

"Okay...und....was erwartest du jetzt von mir?"

Sie schweigt einen Moment, während ich mein Brot schmiere.

Dann redet sie weiter:"Bitte sei nett zu ihr. Ich weiß, sie ist nicht immer leicht, aber trotzdem... Caius und ich haben sie und ihren Bruder quasi...adoptiert."

"Jane hat einen Bruder?", platzt es aus mir heraus, und ich beiße in mein Brötchen. Im nächsten Moment kann ich nicht mehr klar denken, denn der Geschmack der Marmelade haut mich förmlich von den Socken. So etwas habe ich noch nie gegessen, es ist das leckerste auf der Welt. Ich schnappe mir das Marmeladenglas und lese, was darauf geschrieben ist: Sangue.

Erschrocken zucke ich zurück. Wad passiert mit mir? Gestern meine überschnelle Reaktion bei meinem Angriff auf Caius, und heute gerate ich in Verzückung beim Geschmack von Blut?

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