Kapitel 24

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Die Geschwindigkeit, mit der er rennt, erstaunt mich, und ohne darüber nachzudenken, klammere ich mich fest an seinen Schultern fest.

Ich kann nicht sagen, wie lange er gerannt ist, aber mir kommt es wie Stunden vor. Irgendwann wird er langsamer, und stoppt dann vor der Tür des großen Saals. Sanft setzt er mich auf dem Boden ab, dann klopft er. Athenodora öffnet die Tür, und erleichtert umarmt sie mich. "Lilith, wo warst du denn? Wir haben dich überall gesucht!"

"Es ist meine Schuld.", platzt Jane heraus, bevor ich etwas sagen kann, "ich hab sie allein gelassen, in einem der unteren Gänge. Ich bin dann zu ihr zurück, aber da war sie dann nicht mehr da."
Jane lächelt mir entschuldigend zu. Noch vor einer Woche hätte ich das für unmöglich gehalten. Jane, lächelnd!!
"Es ist okay.", sage ich, "jetzt bin ich ja wieder da."

"Trotzdem. Da hätte sonst was passieren können!", mischt sich Aro aufgebracht in das Gespräch ein.

Jetzt wird Athenodora energisch: "Jetzt lasst sie sich doch erst mal ausruhen!"

Ich folge ihr aus dem Saal, und obwohl ich mit inzwischen sicher bin, dass ich den Weg auf mein Zimmer alleine finden würde, bin ich froh, dass mich Athenodora begleitet. Ich brauche heute keine bösen Überraschungen mehr.

Auf meinem Zimmer stelle ich fest, dass es schon 18:46 ist, ich bin seit fast 24 Stunden auf den Beinen. Trotzdem bin ich nicht wirklich müde.

Ich gehe ins Bad, und beim Anblick meiner Haare, die wirr von meinem Kopf abstehen, beschließe ich, erstmal zu duschen.

Wenig später liege ich dann doch im Bett. Athenodora ist wieder gegangen, und in der Stille des Raumes bekomme ich die Gelegenheit, mich nochmal zu sammeln.

Ich bin ein Halbvampir.
Ich habe einen Vater.
Aro ist mein Vater.
Ich bin unsterblich.

Unsterblich - das ist der Punkt, mit dem ich bisher noch am wenigstem klarkomme.
Momentan habe ich noch keine Angst davor, aber was ist in 50 Jahren? In 100 Jahren? Wenn meine Mutter und meine Freundinnen tot sind?
Ich will jetzt nicht darüber nachdenken.

'Morgen will sich Aro mit mir unterhalten.', schießt es mir durch den Kopf. Das hat er mir vorhin, bevor ich mit Athenodora gegangen bin, noch schnell gesagt.
Ich weiß nicht, ob ich ihn je 'Papa' oder 'Dad' nennen kann, momentan ist er für mich einfach 'Aro'.

Ich hab so viele Fragen an ihn. Wieso hat er sich nie gemeldet? Klar, er sagt, er wusste nichts von meiner Existenz. Aber er hatte doch mal was mit meiner Mutter, und da muss er doch bemerkt haben, dass sie schwanger war? Er ist doch ein Vampir!
'Vielleicht war es ja auch was einmaliges!', versuche ich mich zu beruhigen.

Über Alec denke ich garnicht erst nach, das wäre ein Thema, über das ich mit Maelle stundenlang diskutieren könnte. Sie fehlt mir so.
Hier habe ich niemanden wie sie, und keiner wird sie jemals ersetzen können.
Selbst wenn sie irgendwann tot ist.
Beste Freundinnen - für immer, das haben wir uns geschworen.
Ich denke, ich werde Aro nal fragen, ob ich sie besuchen kann.

Nach und nach leert sich mein Kopf, und ich merke, wie ich immer müder werde. Dann schlafe ich ein.

Erst durch das Klacken der Zimmertür werde ich wieder geweckt. Ich schaue auf die Uhr: 05:17 Uhr.

'Es war bestimmt Athenodora', denke ich, nachdem ich das Licht eingeschaltet habe, und niemand im Raum war. Dann fallen mir die Augen wieder zu, und ich habe gerade noch Zeit, das Licht wieder auszuschalten.

It's my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt