Kapitel 4 - Ihr Kummer und Seine Distanz

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„Es sind drei Tage vergangen, Bekim rede mit mir," ich hielt Bekim am Arm und zwang ihn sich zu mir zu drehen.

„So wie du mit mir geredet hast?" Bekim sah mich mit kalten Augen an.

„Ich hatte Angst, okay," gab ich ihm und mir zu. „Ich wollte die drei Monate warten, damit ich dich nicht wieder enttäusche." Ich biss mir auf die Lippen damit ich nicht weinte und ließ sein Arm los.

„Esra," fing er sanft an.

„Ich hab unser erstes Kind umgebracht und ich weiß das es dich fertig gemacht hat, auch wenn du es versucht hast zu verstecken. Ich wollte dir das nicht noch einmal antun," sagte ich schnell und wisch mir über meine Wangen, versuchte die Tränen zu verstecken.

„Esra, verdammt," er griff beide meine Arme. „Diese Fehlgeburt war nicht deine Schuld! Hör auf das ganze alleine zu überstehen. Ich bin dein Ehemann, es ist meine Aufgabe für dich da zu sein. Ich verstehe das du Angst hast, aber du musst diese Angst nicht alleine haben, auch ich habe Angst. Wir werden das aber schon schaffen - zusammen, verstecke deine Sorgen nicht mehr vor mir, bitte."

Ich nickte nur, denn mir fehlten die Worte und umarmte ihn fest.

„Ich hab Angst wieder was falsch zu machen," murmelte ich gegen seine Brust und presste meine Augen zu.

Bekim drückte mich fester an sich und antwortete: „Hör auf dir die Schuld zu geben, du konntest nichts dafür. Hast du mich verstanden, Esra?"

Wieder nickte ich nur.

„Diese Schwangerschaft ist unsere zweite Chance von Gott, okay?"

Und wieder nickte ich nur. Womit hatte ich Bekim verdient, woher nahm er die Kraft das alles hier auszuhalten? Wie konnte er ohne Angst diese Schwangerschaft annehmen?

-

Mir stand meine letzte Prüfungsphase vor. Nach diesen Prüfungen wäre ich mit meinem Studium fertig. Endlich. Ich konnte es kaum abwarten endlich als Architektin zu arbeiten, ich wusste schon auch in welchem Büro ich arbeiten werde. Es war alles schon durchdacht und fast in trockenen Tüchern.

Ich lernte täglich mit Mohammed für unsere gemeinsamen Prüfungen und alleine für meine Prüfungen. Dafür ging ich täglich in die gegenüberliegende Bibliothek. Von morgens bis abends lernte ich, aß ich und schlief ich in der Bibliothek - so wie viele andere.

Die Prüfungsphasen waren immer stressig und ich musste immer wieder von Bekim daran erinnert werden meine Tabletten zu nehmen, viel zu trinken und regelmäßig zu essen.

Es gerade mal acht Uhr morgens, als ich in der Küche war und mir eine Kanne Tee für Unterwegs kochte. Ich rieb mir müde die Augen und spürte wie Bekim mich von hinten umarmte.

„Guten Morgen," nuschelte er, mit noch verschlafener Stimme und küsste meinen Hals.

Ich schloss meine Augen und genoss seine Nähe. „Hast du gut geschlafen?" Fragte er.

Ich seufzte. „Nicht so, die Rückenschmerzen machen mir echt zu schaffe und das ständige lernen wird mein Gehirn noch zum explodieren bringen," beschwerte ich mich bei ihm.

„Wie wäre es wenn du heute zu Hause bleibst? Dich ausruhst, heute ist Sonntag, lass uns wieder ins Bett und gar nicht mehr raus," damit fing er wieder an meinen Hals zu küssen.

Ich lachte leicht. „Klar das du so ein Vorschlag machst," damit drehte ich mich um und schaute hoch zu ihm. „Aber die Uni hat extra für uns Studenten die Bibliothek auch Sonntags aufgemacht, ich kann diese Möglichkeit mir nicht entgehen lassen." Ich küsste ihn und füllte dann meine Kanne auf.

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