Kapitel 8

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Hallo, wer auch immer du bist!

Du hast meinen Zettel also gefunden. Ich werde das warscheinlich nicht mehr mitbekommen, denn ich leide nun schon 4 Jahre an Krebs und weiß, dass ich das nicht überleben werde. Aber, Leser, sei nicht traurig. Denn eines weiß ich. Wenn du in diesem Bett liegst, geht es dir nicht gut. Erfreue dich daran, dass es dir warscheinlich besser geht als mir. Ich liege gerade in diesem Bett und denke an meine Familie. Das macht mich sehr traurig. Meine Mutter ist Alkoholikerin und meinen Vater habe ich nie gekannt. Also ich rede hier von meinen Adoptiveltern. Meine richtigen Eltern habe ich bei einem Autounfall verloren. Aber weniger davon. Eigentlich habe ich noch sehr viel vor bevor ich gehe. Einer meiner wichtigsten Wünsche ist, dass ich diesen dummen Krebs loswerde. Ein anderer ist, dass ich meine große Liebe finde. Und wie du dir jetzt bestimmt denkst, bin ein Junge. Ich habe (normalerweise) dunkelblondes Haar und grüne Augen. Meinen Körperbau kann ich leider nicht beachreiben, denn durch die ganzen Therapien bin ich ziemlich schwach und dünn geworden. Ich wünsche mir jemanden, der mich verstehen kann und mich so nimmt, wie ich bin. Denn auch ich bin nur ein Mensch mit Fehlern und Macken.
               Auf jeden Fall sitze ich gerade hier und sehe mir den regen an, der die Glasscheibe runterläuft. Es ist dunkel und ruhig. Zu dem klopfenden Geräusch des Regens mischt sich das langsame Pochen meines Herzens und das leise platschen meiner Tränen, die meine Wangen runterrinnen. Meine Schwester sagte immer, Männer die weinen sind keine Männer. Aber ich finde, weinen ist nichts, wobei man sich schämen muss. Es ist natürlich und jeder darf das ohne Vorurteile. Aber gleichzeitig ist weinen eine private Sache und man sollte eine weinende Person nicht auslachen oder mobben.
Ich weiß nicht, mit welchen Augen du diesen Brief ließt, aber auch einer meiner größten Wünsche ist, dass jemand mein Grab pflegt und regelmäßig besucht wenn ich im Himmel bin.
Ach ja... meine Lieblingsblumen sind Tulpen. Blaue.
Und falls ich dashier doch überleben sollte, was theoretisch unmöglich ist, bin ich immer an meinem Lieblongsplatz, dem Bach, in der Nähe der  St. Anton Psychatrie. Hier habe ich immer die Enten Gefüttert. Wenn du wirklich wissen willst wie mein leben war, dann setz dich ein paar Tage ans Ufer des Baches.
Wenn nicht ist es auch nicht schlimm. Immerhin ist das nur der Traum eines 14-jährigen Jungen, der hier in diesem Bett liegt und einem völlig unbekannten einen Brief schreibt. Ich wünsche dir noch ein schönes Leben, Mr. oder Mrs. Unbekannt.

Jonathan Black.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 03, 2016 ⏰

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