12. Kapitel - YouTube

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Um 9:53 verlasse ich unser Haus und mache mich auf den Weg zu Manuel. Mit dabei meine kleine Vloggingkamera, die zu meinem Glück in meine Jackentasche passt.

Der Nebel vom Morgen ist glücklicherweise verschwunden, aber es wirkt immer noch trostlos und grau. Eher wie Winter und nicht wie Frühling. Wenn es in den nächsten Wochen nicht besser wird, werde ich wirklich beginnen an den Jahreszeiten zu zweifeln. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass das Klima echt merkwürdig geworden ist. In den letzten Wintern hat es so wenig geschneit, gruselig.

Aber das ist gerade nicht so wichtig, ich glaube nämlich, hier muss ich abbiegen. Ja, genau. Diese Kreuzung kommt mir bekannt vor, da stehen die Hochhäuser. Und in einem von ihnen ist Manuel.

Ich schaue zu einem der Fenster hoch, wo ich die Wohnung vermute und habe prompt einen Flashback zu dem Moment, in dem ich nach unserem kleinen 'Streit' weggegangen bin. Das tut jetzt nichts zur Sache, denke ich mir, bleibe stehen und öffne die Tür zu dem Mietshaus. Dem Mietshaus, in dem Manuel ist. Tja, ich werde tatsächlich sein Zimmer sehen. Dass ich das noch erleben darf.

Ich grinse über meine Gedanken und laufe zur Wohnungstür, um dort zu klingeln.

"Ja Mama, das ist sie!", kommt es von der anderen Seite der Tür, dann öffnet sich diese.

"Hey!", begrüßt Manuel mich, lässt mich eintreten und erklärt dann: "Meine Mutter ist gerade noch da, aber sie geht wahrscheinlich gleich."

Ich nicke. "Geht klar."

Manuel lächelt, wartet bis ich mir Schuhe und Jacke ausgezogen habe und nimmt mir diese netterweise ab, um sie an einen der Haken zu hängen.

"Und sehe ich jetzt dein Zimmer?", frage ich interessiert.

"Ja, wie versprochen." Er öffnet die Tür zu dem Wohnzimmer, in dem ich ja schon war. An dem Tisch sitzt eine Frau, eindeutig Manuel's Mutter.

"Hallo.", sage ich höflich. Sie sieht von dem Katalog auf und ihr Blick erhellt sich.

"Du bist also das Mädchen, dass Manuel's Kopf verdreht hat.", schmunzelt sie. Den Kopf verdreht? Was soll das denn jetzt heißen? Was eine merkwürdige Art auszudrücken, dass ich sein Zimmer sehen will, aber na gut. Jedem das Seine. Ich schaue Manuel an, der rot geworden ist.

"Mama!", sagt er warnend. "Also das ist meine Mutter, Monika. Mama, wir gehen in mein Zimmer, tschüss."

Ich folge Manuel wieder in den Flur, wo er bestimmt vor einer Tür stehen bleibt. Manuel's Zimmer! Ich verstehe selbst nicht, was ich daran so spannend finde, aber trotzdem kribbelt mein Bauch ein bisschen. Das ist doch irgendwie dumm.

"Mach' schon die Tür auf.", fordere ich ihn auf, was er mit einem breiten Grinsen quittiert.

"Wie lautet das Zauberwort?"

"Alohomora.", sage ich scherzhaft einen Harry Potter Zauberspruch. "Bitte."

Mit diesem Wort geht die Tür langsam auf und ich sehe einen Raum- ach echt? Hinter Manuel betrete ich ihn und staune. Das ist interessant. Aber so richtig interessant, Manuel hat nämlich nicht so ein 'normales' Zimmer, sondern eins, dass so aussieht wie der Rest der Wohnung auch, also von den Möbeln her eher älter, aber das mit allem möglichen Kabeln, Konsolen und anderem technischem Kram vollgepackt ist, was einen ziemlichen großen Kontrast herstellt. Den Höhepunkt bildet ein Computer mit mehreren Bildschirmen, der so unübersichtlich ist, dass ich nicht ganz verstehe, welches Kabel wohin geht. Seltsam. Das alles muss Unmengen an Geld gekostet haben. Und eines steht sicher fest: Manuel ist einer dieser Personen, die sehr viel Computer- und Konsolenspiele spielen. Andererseits heißt das wohl auch, dass er sich mit solchen Dingen gut auskennt. Ich selbst habe mit so was nichts am Hut und kann auch noch ganz nachvollziehen, was daran so spannend ist. Also an Computerspielen.

Manuel setzt sich auf den Drehstuhl vor seinem Schreibtisch und deutet auf den Sessel in einer Ecke des Zimmers.

"Da kannst du dich hinsetzen." Gesagt, getan.

"Woher hast du das alles?", frage ich und mache eine Geste zu dem Computer. "Muss das nicht super teuer gewesen sein?"

"Ja, schon.", gibt Manuel zu und zuckt mit den Schultern.

Beeindruckt nicke ich und lege die Hände auf die Knie, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ich fange an, einen Takt mit den Fingern zu klopfen, während ich Manuel anschaue. Er zieht eine Augenbraue hoch, als er sieht, was ich mache und lacht leise. Seine Augen funkeln. Wie Smaragde. Und dafür könnte ich mir gegen den Kopf schlagen. Wie sich das auch anhört, seine Augen sehen aus wie Smaragde. Geht es noch dümmer? Ich komme aus dem Rhythmus, was mich etwas ärgert und lasse meine Hände still.

Dann höre ich, wie eine Tür zugeschlagen wird.

"Meine Mutter.", sagt Manuel und es fällt mir auch wieder ein, was Monika gesagt hatte. Dass sie gleich geht. Wobei dass ja eigentlich Manuel gesagt hatte. Ach, unwichtig.

"Ich habe dir mein Zimmer gezeigt." Korrekt.

"Ja, und?"

"Ist jetzt alles vergeben und vergessen?" Genau, da was ja was. Ich hätte fast schon wieder vergessen, warum ich eigentlich hier bin.

"Du wolltest mir noch irgendwas sagen."

"Oh ja. Stimmt, ich bin dir wohl noch eine Erklärung schuldig. Mmh, ich habe momentan keinen Job, weil das alles etwas kompliziert ist. Das habe ich bereits gesagt. Ich bin gerade auf Jobsuche, aber weil ich meine Mutter nicht alleine lassen will, ist das nicht gerade einfach." Manuel lächelt schwach. Ich auch. Weil mich irgendetwas an der Erklärung stört und mir gelogen vorkommt. Er ist zweiundzwanzig, will aber nicht von seiner Mutter weg. Warum? Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich sofort woanders hinziehen. Nichts gegen meine Eltern, wirklich nicht, doch ich bin so ein Mensch, der gerne direkt in Welt will. So früh, wie möglich eben.

"Was für ein Job denn, Manuel?", erkundige ich mich.

"Das ist eigentlich egal. Etwas, womit ich... Geld verdienen kann. Und nenn' mich bitte Manu, ja? Das machen alle und das finde ich auch besser."

Ich sehe Manuel- Manu- an, dass er das Thema nicht unbedingt mag, also versuche ich es mit einem Themawechsel: "Ich habe noch was mitgenommen, soll ich es dir zeigen?" Damit meine ich die Vlogkamera, die immer noch in meiner Jackentasche ist.

"Ja, was denn?"

"Du musst schon mitkommen." Ich grinse, stehe auf und öffne die Tür, um in den Flur zu gehen. Manuel folgt mir mit gerunzelter Stirn und fragendem Blick. Währenddessen fische ich das kleine Teil aus den Tiefen meiner Jacke und halte es dann Manuel hin.

"Na?", frage ich dann und grinse. Mal sehen, wie er reagieren wird.

"Ist das eine Kamera?" Ich nicke.

"Wofür?"

"YouTube!", rufe ich aus und beobachte Manu genau. Er wird blass. Sehr blass, was ziemlich komisch ist, denn schon so ist seine Haut unnormal weiß.

"Du... Du machst YouTube?!" Entgeistert schaut er mich an.

Haha, Cliffhanger! Was glaubt ihr, wird passieren?

Für immer- GermanLetsPlay FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt