Bis auf den Grund...

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Hallo. Ich wollte ursprünglich eine Geschichte zu „Bis auf den Grund" von Dota schreiben. Ich habe zu den ersten zwei Strophen je einen Abschnitt geschrieben und ... irgendwie war die Geschichte danach fertig. :D

Das Lied verlinke ich oben. Die kursiv geschriebenen Zitate sind alle aus "Bis auf den Grund" von Dota & Die Stadtpiraten.

Noch was: ich habe diese Geschichte über Floid und Ina geschrieben – was NICHTS mit den beiden zu tun hat. Ich hab mir nur ihre Namen ausgeborgt. Ich hoffe, dass die beiden für immer glücklich miteinander sind. ^-^

Viel Spaß beim Lesen & mich würde ein kurzes Feedback sehr freuen, weil der Text für mich etwas völlig Neues ist. c:


Die Liebe ist ein Bonbon

und löst sich ganz langsam auf.

Ein kleiner Nährwert bleibt davon

und den Schmerz nimmt man in Kauf."


Florian schloss die Tür auf. Er hatte den Tag erst in der Uni und danach bei Frodo verbracht. Sie hatten viel für DoktorFroid gedreht, dabei noch mehr gelacht und noch viel mehr Mate getrunken.

„Ich bin wieder da!", rief er in die Wohnung. Ina antwortete mit einem knappen „Hallo."

Flo ging in die Küche, Ina hatte Abendbrot gemacht. Das heißt – sie hatte Brot geschnitten und diverse Aufstriche hingestellt. Sie nahm gerade die Teebeutel aus den zwei Tassen.

Er nahm ihre Tasse und stellte sie auf ihren Platz, dann setzte er sich auf den Stuhl gegenüber. Im Hintergrund lief leise das Radio.

Ina setzte sich nun auch und gab Florian seine Tasse. „Guten Appetit., wünschten sie sich und begannen zu essen. Niemand eröffnete ein Gespräch.

Dem YouTuber fiel auf, dass sie nicht mal gefragt hatte, wie es ihm ergangen war. Aber er sie auch nicht.

Seine Freundin hatte ihm den Tee gemacht, den er nicht leiden konnte, aber er sagte nichts dazu und trank ihn trotzdem. Da kam ihm in den Sinn, was er gesagt hätte, als sie erst-seit kurzem zusammen waren. „Kätzchen?", hätte er angefangen, das war sein Spitzname für Ina, wie lange schon hatte er sie nicht mehr so genannt? „Den Tee müssen wir nicht mehr kaufen." Und sie hätte verstanden, dass er ihn nicht trinken wollte. Aber die Feinheiten waren inzwischen abgeschliffen. Das Abendbrot wurde aufgegessen, ohne, dass mehr dabei gesagt wurde als „Kannst du mir bitte die Butter geben?"

Nach dem Essen ging Ina in die Badewanne. Sie liebte es, ewig lange im duftenden, warmen Wasser zu liegen. Florian beschloss, ins Bett zu gehen. Er hatte die letzte Nacht nicht viel Schlaf bekommen, weil er noch LeNews drehen musste. Wollte. Und er hatte Ina versprochen, genug zu schlafen – damals, als er zusammengebrochen war, weil der Schlaf ihn nicht mehr fand.

Florian driftete mit seinen Gedanken wieder in die Vergangenheit. Früher hätte er seiner Freundin, auf ihren Wunsch hin, einen Tee gemacht, den sie im Regal neben der Wanne abstellte. Salbeitee. Ina liebte Salbeitee, mit Zucker und Zitrone.

Er hätte ihr den Tee gemacht und auf die Untertasse hätte er eine kleine Süßigkeit gelegt. Ein Stück Schokolade oder ein Bonbon vielleicht.

Er hätte sich danach einen Stuhl geholt und ihr vorgelesen, aus einem Buch, das sie beide mochten. Er hatte ihr früher viel vorgelesen. Als er sie vor einigen Wochen gefragt hatte, wollte sie lieber Radio hören als Douglas Adams.

Florian seufzte. Würde er e erfahren, was es mit der großen Frage auf sich hatte? Ob Marvin je glücklich wurde? Was mit den Delphinen passiert war? Wenn Ina sich nicht mehr vorlesen ließ, würde er auch nicht alleine weiterlesen.

Langsam geriet er in den Sog der Träume. Er spürte nicht mehr, ob sich Ina neben ihn legte.

Irgendwo tat es leise weh, als er merkte, sie nicht mehr zu lieben.

Die Liebe ist aus Beton

und man baut Häuser darauf.

Ein Palast, ein Salon

und dann schaut man zu ihr hinauf."


Ina lag in der Badewanne. Das Wasser war warm und duftete nach Früchten. Die Schaumberge sanken langsam zusammen. Aus dem Radio klangen leise die ersten Gitarrenklänge von Georgia. Vance Joy. Eine winzige Träne bildete sich in ihren grünen Augen, als sie zurück dachte. Dies war ihr Lieblingslied gewesen, als Florian ihr gesagt hatte, dass er in sie verliebt sei. Ina hatte das Lied damals ständig gehört. In ihren ersten Tagen als Paar hatte sie es ihm vorgespielt. Das Lied war zu ihrem Lied geworden.

Ina tauchte unter Wasser, so, dass sie fast nichts mehr hörte.

Florian.

Als sie frisch verliebt waren, war sie mit ihm nach Berlin gezogen. Durch ihn hatte sie ihre Freunde gefunden. Er zahlte alleine die Miete für die geräumige Altbauwohnung. Sie hatte ihr ganzes jetziges Leben auf der Liebe zwischen Florian und ihr aufgebaut. Als sie es sich so vor Augen führte, war das erschreckend. Ihr kleiner Nebenjob in der Bar würde nie genug Geld bringen, dass sie alleine leben könnte.

Das Wasser wurde kühl und Ina fröstelte. Sie drehte den Warmwasserhahn auf.

Die Konstante, das Fundament war Florian. Und eben dieses Fundament verlor an Festigkeit. Ihre liebe bröckelte und sie verlor den Boden unter ihren Füßen.

Niemand, nicht mal sie selbst, hatte bisher daran gezweifelt, dass sie heiraten, zwei Kinder bekommen und glücklich, bis ans Ende ihrer Tage, beisammen sein würden. Florian und Ina. Das perfekte Pärchen. Das Symbol für funktionierende Beziehung. Acht Jahre zusammen.

Und jetzt fühlte sie, dass sie ihn verlor. Er sie. Sie sich. Die junge Frau begann, ihre Haare mit Shampoo einzuschäumen. Milchkaffeebraun, hatte Florian Inas Haarfarbe früher genannt.

Sie ließ das Wasser ab und griff sich ihr Handtuch. Der flauschige Stoff trocknete ihre Haut zärtlich ab und gaukelte ihr vor, sanft gestreichelt zu werden. Wann hatte Flo sie zuletzt so berührt? Wann hatte er sie zuletzt geküsst? So richtig, nicht nur eine flüchtige Lippenberührung ohne jede Wärme.

Georgia war schon lange zu Ende, hatte die letzten Töne verklingen lassen.

Der, den sie für ihre große Liebe, für ihre Zukunft gehalten hatte, schlief bereits.

Auf einer Sandbank im Ozean

steh ich nun und

ich kann von hier alles seh'n, weißt du,

bis auf den Grund."


OS (oft YT-FFs) Ich mag Abkürzungen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt