Gerade noch saß ich mit Jako im Wohnzimmer, als mich das heranfahrende Auto zusammenzucken ließ, in welchem mein Bruder und zwei seiner Kumpel saßen. Ich sah zum Langhaarigen, verdrehte die Augen und stand bereits auf, er jedoch blieb noch sitzen. "Lass uns doch hier bleiben.", meinte er achselzuckend und sah mich von unten an. Ich schüttelte leicht ungeduldig sowie genervt den Kopf.
Die Schritte kamen bereits unregelmäßig zur Haustür, das laute Sprechen und Lachen von den Jungen schallte dumpf gegen die Eingangstür.
"Bitte. Ich habe jetzt keine Lust auf Menschen." Jako schmunzelte,
stand dann doch endlich auf.
"Aber ich bin kein Mensch?", fragte er mich. Natürlich wollte er mich wieder trietzen. "Nein, nicht so ein Mensch.
Ach. Ist doch auch jetzt egal. Du weißt genau, was ich damit meine.", murrte ich, ehe ich mit flinken Füßen die leicht verwinkelte Treppe zum oberen Stockwerk hochging, Jako dicht hinter mir. Die Tür zu meinem Zimmer war offen, also schlüpften wir hinein, Jako schloss sie hinter sich und stand etwas unschlüssig und etwas fehl am Platz im Raum herum.
Er wirkte viel zu groß und teilweise etwas reifer als ich, auch wenn unser Altersunterschied nicht sonderlich groß war, dennoch war das hier noch immer mein Kinderzimmer, das mittlerweile dritte, um genau zu sein.
Es war fast schon vollgestopft mit Möbeln und überall hingen Erinnerungen, Mut-mach-Postkarten, Zeichnungen, ein riesiges Bild von einem Wald, ein Zombie-Poster, und an der Decke hing eine Blumen-Lampe plus niedliche Plüsch-Fledermaus. Dieses Zimmer war ein Mix aus verschiedensten Kuriositäten.
Und genau deswegen hatte es etwas sehr Privates an sich, weswegen ich es nicht so gerne hatte, in meinem Zimmer Besuch zu haben.
Männerbesuch schon gar nicht.
Aber was sollte man schon groß unternehmen, wenn das Wetter nicht sehr einladend war und man sowieso nichts Besseres zu tun hatte?
"Sorry für das Chaos...", meinte ich verlegen und stand peinlich berührt mit etwas Abstand vor Jako.
Dieser lachte nur leise auf.
"Als ob mein Zimmer ordentlicher wäre. Mach dir da mal keinen Kopf, Kleine." Ich hatte leider kein Wurfgeschoss zur Hand, also warf ich ihm meinen finstersten Todesblick zu, ehe ich schließlich seufzend zum Bett ging und mich, ohne nachzudenken oder an Jako zu denken, der Länge nach raufschmiss.
Die kühle Decke tat meinen strapazierten Beinen und Füßen gut, also schloss ich die Augen, legte die Hände hinter dem Kopf ab und beruhigte rasch meinen Atem.
Jedoch hörte man immer wieder das Auflachen von den Bengeln aus dem anderen Zimmer, welches auf der anderen Seite des Flures lag.
"Lass dich von denen nicht verrückt machen. Wir waren früher vermutlich nicht besser. Und heute...sind wir kaum anders."
Ich nickte langsam und drehte den Kopf zur Seite, öffnete die Augen.
Jako saß auf dem Schreibtischstuhl und sah darin so riesig aus, dass ich mich fragte, wie zwergenhaft ich neben ihm wirken musste, wenn wir auf offener Straße waren.
Vermutlich ziemlich klein.
"Du hast ja Recht.
Früher war ich vermutlich noch peinlicher als jetzt..."
Ich fing mir einen ungläubigen Gesichtsaudruck von Jako ein.
Jetzt grinste er breit.
"Das glaube ich nicht.
Wenn ich nur daran denke, wie du drauf bist, wenn du mit uns unterwegs bist...oder wenn du einen im Tee hast...", er kicherte belustigt auf. "Aber ich verstehe, was du sagen willst. Wir sind anders peinlich.
Nur eben in Körpern von Erwachsenen. Und die Jungs müssen da erst noch durch, während wir beide das Nervigste bereits hinter uns haben."
Ich seufzte und grinste nun auch.
"Ja, aber für die müssen wir schon steinalt sein."
Jako streckte sich, machte die Beine lang und versuchte wohl, irgendwie eine bequeme Position in dem Stuhl zu finden, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte.
Ich gab einen undefinierbaren, aber eindeutig gespielt gequälten Laut von mir, rollte mit den Augen und rückte schließlich an die Wand, sah Jako auffordernd an, dieser sprang beinahe jauchzend auf, verlor knapp das Gleichgewicht und verzog lachend das Gesicht.
"Man, bin ich ungeschickt.", lachte er leise, ehe er sich der Länge nach neben mich legte. Die Füße ragten über dem Metallgerüst des Bettes.
"Du bist groß.", meinte ich trocken.
"Und du bist klein.", gab Jako zurück und schaute lange die Decke an.
Schließlich setzte er sich auf, zog die Decke von meinen Beinen weg und legte sie über uns. Etwas verwirrt und unsicher schaute ich ihn an.
"Was wird das?", wollte ich mit heiß werdendem Gesicht wissen.
Mit neutraler Miene legte Jako den linken Arm unter seinen Kopf, platzierte den anderen um meine Schulter und überlegte kurz, ehe er sprach.
"Das, was alte Leute so machen.
Schlafen.", meinte er nüchtern,
wünschte mir noch eine 'Gute Nacht', ehe er mich anlächelte und schließlich die Augen schloss.
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Ich weiß ja nicht.
FanfictionIrgendein Gedankengewusel. Lose Kapitel mit den Berlinern. Oder so etwas.